Dienstag, 11. September 2018

Geschichten aus Namibia: Eine Kämpferin!

Eine bestimmte Situation unserer letzten Etosha Tour im Juni 2018 lässt uns so schnell nicht vergessen, wie grausam die Natur sein kann. 

Am Vortag durften wie bei Rietfontein zwei Löwenmänner in den Büschen an einem Riss beobachten und hofften nun, sie an diesem Nachmittag wieder dort anzutreffen. Tatsächlich hatten wir Glück und sie waren samt ihrer Beute noch an Ort und Stelle. Viele Schakale wuselten herum und wir konnten jetzt deutlich erkennen, dass es sich im einen Zebra-Riss handelte. Immer wieder wechselten die beiden Paschas ihre Fressposition und zeigten sich kurz für ein Foto.

Nach einiger Zeit erhob sich neben ihnen eine Löwin, die langsam Richtung Wasser trottete. "Du meine Güte", dachten wir uns, "die muss mächtig vollgefressen sein!". Sie bewegte sich in der Tat sehr langsam und hatte nicht den typischen Anmut für eine starke, gesunde Löwin. Selbst mit vollgefressenem Bauch müsste sie beweglicher sein. Als sie fast das Wasserloch erreicht hatte, flüchteten dutzende Zebras auf der gegenüberliegenden Seite mit großer Ehrfurcht. Verständlich, Löwen sind nun mal ihre größten Feinde.







Als die Löwin allerdings nach rechts abdrehte, mussten wir feststellen, dass es für die Zebras absolut keinen Grund zur Panik gab. Die Arme war furchtbar entstellt und würde wahrscheinlich in ihrem Leben kein Tier mehr jagen können. Ihr Anblick stimmte uns auf der Stelle traurig. Die Vermutung lag nahe, dass dies das Werk von Hyänen gewesen sein könnte, die ihre Gegner meist von hinten attackieren. In diesem Moment wünschten wir ihr viel Kraft und dass sie sich nicht mehr lange quälen muss.


 


Ein intaktes Löwenrudel hätte sie vermutlich verstoßen, aber hier waren nur die beiden Paschas ihre Begleitung, was auf eine sehr merkwürdige und außergewöhnliche Konstellation deutete. 

Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg nach Rietfontein und waren gespannt, was uns dort an diesem kalten Morgen erwarten würde. Eine einzelne Hyäne verschwand gerade in die Büsche als wir ankamen, aber von den Löwen war zunächst keine Spur. Einzig zwei Schakale löschten ihren Durst.

Einige Zeit verging, bis sich plötzlich etwas im Gras bewegte. Es war die Löwin von gestern! Und sie hat die Nacht überstanden! Was für eine Kämpferin. Man sah ihr an, dass sie noch immer unheimliche Schmerzen durchleiden muss. Auch wenn wir großes Mitleid mit ihr hatten, war uns bewusst, das dies der Kreis des Lebens ist und zur Natur gehört. 


 





Ihre Begleiter entdeckten wir kurz darauf und wunderten uns wirklich, dass sie noch bei ihr blieben. Die Konstellation der drei wurde nunmehr noch merkwürdiger, denn die beiden Paschas sahen nicht unbedingt aus wie Brüder oder als wären sie im selben Alter. Es kann natürlich auch sein, dass der stärkere der beiden viel mehr Testosteron produzierte und daher eine stärkere und dunklere Mähne aufweisen konnte.







Als die beiden Paschas sich langsam in die Büsche verzogen und die Löwin wieder flach im Gras lag, rissen wir uns los und fuhren weiter. Aber nicht ohne der tapferen Löwin noch einmal zu gedenken. 


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Fast drei Monate sind seit dieser Begegnung nun vergangen und ich konnte eine wunderbare Entdeckung im Social Media Bereich machen! She did it! Sie lebt! Tatsächlich wurde ich auf diesen Post der Userin tinelorentz aufmerksam:




Ich kommentierte den Post und erhielt prompt die Nachricht, dass dieses Bild im Juli an einem Wasserloch entstand. Leider konnte sie sich nicht mehr an den Namen des Wasserlochs erinnern, allerdings sei diese Löwin in Begleitung zweier Paschas gewesen, von denen einer deutlich stärker war als der andere! Diese Antwort machte mich so glücklich! Wir hätten nie gedacht, dass die Löwin diese Verletzungen übersteht. Ich bekam weitere Bilder, auf denen meiner Meinung nach zu sehen ist, dass sie wohl an ihrem rechten Hinterbein genäht wurde, wo vorher noch ein großes Loch klaffte. 


 


Sie hat ihre zweite Chance und die gönne ich ihr von Herzen! Ich bin mir zwar unsicher, ob sie jemals wieder richtig jagen kann, da bestimmt der Muskel verletzt wurde, aber mit ihren beiden Männern dürfte sie gut über die Runden kommen! Ich drücke ihr die Daumen!

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