Montag, 29. Februar 2016

Die Tüpfelhyäne

Bei kaum einem anderen Raubtier spalten sich die Meinungen so sehr wie bei Hyänen. Von Farmern verflucht, von einigen Stämmen Afrikas als heilig verehrt und von Touristen oft geliebt.

Spätestens seit „Der König der Löwen“ haben Hyänen ihren Ruf als sabbernde, dreckige dumme Aasfresser weg. Dabei steckt hinter der – von vielen als hässlich empfundenen – Fassade so viel mehr.
Hyänen leben in großen Familienbänden (Clans), in denen die Weibchen das Sagen haben. Die Männchen bilden die Unterschicht und sind niemals mit den Weibchen verwandt, sondern zugewandert.
In der Rangordnung der Weibchen ist der Rang erblich, das heißt die weiblichen Nachkommen der Clanführerin werden mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls mal eine solche Position einnehmen.
Das typische Lachen oder Kichern der Tüpfelhyänen tritt auf, wenn ein Tier einen niedrigeren Rang akzeptiert. Ansonsten ist der am häufigsten zu hörende Ton ein langgezogenes „whuuuup“, welches Kilometerweit zu hören ist.

Tüpfelhyänen erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 80 cm und besitzen einen relativ kurzen Schwanz. Ihre Vorderbeine sind weitaus länger und kräftiger als die Hinterbeine, weswegen sie einen abfallenden Rücken besitzen und dadurch ihr typischer Gang entsteht.
Weibchen sind etwas größer, dennoch ist es schwierig, Männchen und Weibchen zu unterscheiden, da die Weibchen eine einmalige sogenannte Maskulinisierung („Vermännlichung“) aufweisen. Die ist einzigartig unter den Säugetieren, weswegen noch keine genauen Gründe hierfür erforscht werden konnten. Ihre starke Beißkraft ermöglicht es ihnen, Knochen von über 7 cm Durchmesser zu durchteilen.


Da wären wir bei dem Aspekt, den auch ich an Hyänen nicht besonders mag. Sie töten nicht, sondern fressen direkt los, egal ob das Beutetier noch lebt. Manchmal beißen sie sich auch einfach ein großes Stück Fleisch heraus und das Tier verendet später, weil es verblutet. Daher kann ich die Nutztier-Farmer sehr gut verstehen.

In Gegenden wie beispielsweise Etosha sind sie dagegen sehr nützliche Individuen der Nahrungskette. Zwar besteht ihre Ernährung hauptsächlich aus der aktiven Jagd, jedoch fressen sie auch Aas und halten dadurch den „Circle of Life“ im Gleichgewicht.
Andererseits haben Geparde oder Leoparden meist das Nachsehen, wenn es zu Beutestreitigkeiten zwischen ihnen und Hyänen kommt. Beim Aufeinandertreffen mit Löwen kommt es drauf an, wie groß das jeweilige Rudel ist.


Wir hatten im Juni 2015 in der Etosha eine unvergessliche Begegnung mit einer jungen Tüpfelhyäne, die wir Uschi tauften. Schon vorher freuten wir uns am Moringa-Wasserloch im Halali Camp über unsere erste Hyänensichtung, aber als wir „Uschi“ begegneten, hatten wir endgültig ein Herz für Hyänen.