Normalerweise
dürfte ich mich zu diesem Thema gar nicht kritisch äußern, aber da mein Blog
mittlerweile eine schöne kleine Reichweite hat, möchte ich ein wenig aufklären.
Erklärung
vorab:
Gesetzlich ist
es in Namibia seit Jahren verboten, in Kontakt mit Wildtieren zu treten, was
logischerweise das Streicheln von Geparden miteinschließt. Die Farm
Otjitotongwe bei Kamanjab, also in der Nachbarschaft von Robyn, die wir vier
Jahre lang jedes Jahr besuchten, hält neben Wildfängen, die aller
Wahrscheinlichkeit halber sonst von Farmern abgeknallt worden wären, aktuell
drei zahme weibliche Geparden. Bei unserem ersten Besuch 2014 dort haben wir
uns noch keine großen Gedanken über Hintergründe etc. gemacht, es war einfach
nur die pure Begeisterung für diese Tiere. Die Begeisterung ebbte nicht ab,
allerdings hinterfragte ich das Ganze bei den nächsten Besuchen etwas und mir
wurde erklärt, dass die Geparden Handaufzuchten sind, die in der Natur nicht
überlebt hätten. Zwei von ihnen sind schon Seniorinnen und haben angeborene Hüft-
bzw. Augenprobleme. Man merkt, dass die Farmer ihre Tiere lieben und absolut
nichts unter Zwang geschieht, sie kommen sogar von selbst auf die Leute zu und
setzen sich neben sie. Nach dem Streicheln gibt es Futter und man darf sich
ihnen nicht mehr nähern.
Geparden sind
in Namibia unter Farmern und Nutztierhaltern nicht sehr beliebt, da sie, wenn
sie die Wahl haben, natürlich lieber Kälber, Ziegen oder Schafe reißen, die nun
mal nicht annähernd so schnell sind wie Springböcke oder Impalas und damit eine
besonders leichte Beute darstellen. Sie sind zwar streng geschützt, werden aber
dennoch vermehrt Opfer im Mensch-Tier-Konflikt. Daher gibt es große
Schutzprojekte, wie beispielsweise CCF (Cheetah-Conservation-Fund) oder AfriCat,
die gegen diese Problematik ankämpfen, Aufklärungsarbeit leisten und aktiv
Tiere umsiedeln oder neu auswildern. Die Farm, welche wir jedes Jahr besucht
haben, betreibt diese Arbeit nicht, aber benutzt die Tiere nicht aus
Profit-Gier. Informationen zu Herkunft und Vorgeschichten zu deren Halbwilden
Geparden konnte ich aufgrund des Zeitmangels und anderer Anwesender leider nie
bekommen.
Kritisch möchte
ich mich deshalb äußern, weil die Gesetzeslage beispielsweise im benachbarten
Südafrika (und anderen afrikanischen Ländern) ganz anders aussieht und dort
immer noch unzählige Raubkatzen zum Kuscheln herhalten müssen, um im
Erwachsenenalter bei kontrollierter Gatterjagd (Canned Hunting) von „Trophäen-Jägern“
abgeknallt zu werden.
Es fängt damit
an, dass „Volontäre“ helfen, angeblich verwaiste oder verstoßene Löwenbabys
groß zu ziehen, im Endeffekt aber dafür bezahlen, diese „Arbeit“ machen zu
können. Touristen bezahlen für ein Foto und Knuddeln mit Löwenbabys viel Geld. Sobald
die Löwen ein paar Monate alt sind, werden sogenannte „Lion Walks“ angeboten,
wo Touristen gegen Bezahlung mit ihnen spazieren gehen können. Im
ausgewachsenen Alter werden sie für die Jagd angeboten, die unter den
niedrigsten Umständen stattfindet, die man sich nur vorstellen kann. Die Tiere
werden in einen eingezäunten Bereich gebracht, manchmal sogar irgendwo
festgebunden, oft noch sediert und warten darauf, von einem Wesen, das ihnen
noch nicht mal fremd ist, kaltblütig ermordet zu werden, um danach tot mit
diesem Abschaum zu posieren, der sich stolz damit brüstet, den König der Tiere
erlegt zu haben. Gefragt sind natürlich majestätisch aussehende Mähnenlöwen,
die normalerweise ihre üppige und dunkle Mähne in der Natur durch Fortpflanzung
und ein hohes Testosteron bekommen. Dann wird in diesem Fall eben mit Hormonen
nachgeholfen.
Auf das Thema
Jagd in Namibia bin ich in einem früheren Post schon einmal eingegangen: KLICK!
Ich möchte die
Geparden-Farm keinesfalls mit so etwas vergleichen, allerdings auf die Problematik
hinweisen, dass solche Aktionen in anderen Ländern einen ganz anderen
Hintergrund haben. Es gibt auf der ganzen Welt genug Touristen„attraktionen“,
die großes Tierleid mit sich bringen, nur um ein Bild mit einem außergewöhnlichen
Tier zu schießen. Sieht man solche angebotenen Aktivitäten, sollte man immer
erst den gesunden Menschenverstand einschalten, denn das Beste, was man dagegen
unternehmen kann, ist es zu unterlassen und publik zu machen. Darunter zählen
nicht nur die angesprochenen Fotoaktionen mit angeleinten Tigern, seltenen
Affen auf der Schulter, einem Faultier im Arm…. nein, dazu zählen auch
Aktivitäten wie Elefanten-Reiten und Delfin-Schwimmen, was leider noch immer
viele große Reise-Anbieter in ihren Programmen führen.
Ich bin
absoluter Gegner von jeglicher Gefangenschaft von Tieren zum Zwecke der „Unterhaltung“
und habe mich sogar dieses Jahr gegen einen Besuch auf unserer bekannten
Geparden-Farm entschieden. Diese Farm war bisher für mich die einzige Ausnahme
von Einrichtungen, die ich boykottiere und ich kann und möchte zumindest über
den Umgang mit den Geparden dort auch bis heute nichts Schlechtes sagen. Allerdings
möchte ich auch niemanden mehr ermuntern, dies zu besuchen, da es mangels
Informationen wirklich mehr einer Touristen-Attraktion ähnelt als guter
Aufklärungsarbeit.
Trotzdem, egal ob Gästefarm oder Schutzprojekt – diese Tiere sind
Botschafter für ihre wilden Verwandten, um auf den immer mehr anwachsenden
Mensch-Tier-Konflikt aufmerksam zu machen. Für die Natur zählt keine
Arterhaltung in Gefangenschaft, sondern die Tiere, die in ihrem natürlichen
Lebensraum leben und zum Ökosystem der Natur beitragen.