Donnerstag, 26. April 2018

Geparden streicheln in Namibia

Normalerweise dürfte ich mich zu diesem Thema gar nicht kritisch äußern, aber da mein Blog mittlerweile eine schöne kleine Reichweite hat, möchte ich ein wenig aufklären.

Erklärung vorab:
Gesetzlich ist es in Namibia seit Jahren verboten, in Kontakt mit Wildtieren zu treten, was logischerweise das Streicheln von Geparden miteinschließt. Die Farm Otjitotongwe bei Kamanjab, also in der Nachbarschaft von Robyn, die wir vier Jahre lang jedes Jahr besuchten, hält neben Wildfängen, die aller Wahrscheinlichkeit halber sonst von Farmern abgeknallt worden wären, aktuell drei zahme weibliche Geparden. Bei unserem ersten Besuch 2014 dort haben wir uns noch keine großen Gedanken über Hintergründe etc. gemacht, es war einfach nur die pure Begeisterung für diese Tiere. Die Begeisterung ebbte nicht ab, allerdings hinterfragte ich das Ganze bei den nächsten Besuchen etwas und mir wurde erklärt, dass die Geparden Handaufzuchten sind, die in der Natur nicht überlebt hätten. Zwei von ihnen sind schon Seniorinnen und haben angeborene Hüft- bzw. Augenprobleme. Man merkt, dass die Farmer ihre Tiere lieben und absolut nichts unter Zwang geschieht, sie kommen sogar von selbst auf die Leute zu und setzen sich neben sie. Nach dem Streicheln gibt es Futter und man darf sich ihnen nicht mehr nähern.



Geparden sind in Namibia unter Farmern und Nutztierhaltern nicht sehr beliebt, da sie, wenn sie die Wahl haben, natürlich lieber Kälber, Ziegen oder Schafe reißen, die nun mal nicht annähernd so schnell sind wie Springböcke oder Impalas und damit eine besonders leichte Beute darstellen. Sie sind zwar streng geschützt, werden aber dennoch vermehrt Opfer im Mensch-Tier-Konflikt. Daher gibt es große Schutzprojekte, wie beispielsweise CCF (Cheetah-Conservation-Fund) oder AfriCat, die gegen diese Problematik ankämpfen, Aufklärungsarbeit leisten und aktiv Tiere umsiedeln oder neu auswildern. Die Farm, welche wir jedes Jahr besucht haben, betreibt diese Arbeit nicht, aber benutzt die Tiere nicht aus Profit-Gier. Informationen zu Herkunft und Vorgeschichten zu deren Halbwilden Geparden konnte ich aufgrund des Zeitmangels und anderer Anwesender leider nie bekommen.




Kritisch möchte ich mich deshalb äußern, weil die Gesetzeslage beispielsweise im benachbarten Südafrika (und anderen afrikanischen Ländern) ganz anders aussieht und dort immer noch unzählige Raubkatzen zum Kuscheln herhalten müssen, um im Erwachsenenalter bei kontrollierter Gatterjagd (Canned Hunting) von „Trophäen-Jägern“ abgeknallt zu werden.
Es fängt damit an, dass „Volontäre“ helfen, angeblich verwaiste oder verstoßene Löwenbabys groß zu ziehen, im Endeffekt aber dafür bezahlen, diese „Arbeit“ machen zu können. Touristen bezahlen für ein Foto und Knuddeln mit Löwenbabys viel Geld. Sobald die Löwen ein paar Monate alt sind, werden sogenannte „Lion Walks“ angeboten, wo Touristen gegen Bezahlung mit ihnen spazieren gehen können. Im ausgewachsenen Alter werden sie für die Jagd angeboten, die unter den niedrigsten Umständen stattfindet, die man sich nur vorstellen kann. Die Tiere werden in einen eingezäunten Bereich gebracht, manchmal sogar irgendwo festgebunden, oft noch sediert und warten darauf, von einem Wesen, das ihnen noch nicht mal fremd ist, kaltblütig ermordet zu werden, um danach tot mit diesem Abschaum zu posieren, der sich stolz damit brüstet, den König der Tiere erlegt zu haben. Gefragt sind natürlich majestätisch aussehende Mähnenlöwen, die normalerweise ihre üppige und dunkle Mähne in der Natur durch Fortpflanzung und ein hohes Testosteron bekommen. Dann wird in diesem Fall eben mit Hormonen nachgeholfen.  
Auf das Thema Jagd in Namibia bin ich in einem früheren Post schon einmal eingegangen: KLICK!

Ich möchte die Geparden-Farm keinesfalls mit so etwas vergleichen, allerdings auf die Problematik hinweisen, dass solche Aktionen in anderen Ländern einen ganz anderen Hintergrund haben. Es gibt auf der ganzen Welt genug Touristen„attraktionen“, die großes Tierleid mit sich bringen, nur um ein Bild mit einem außergewöhnlichen Tier zu schießen. Sieht man solche angebotenen Aktivitäten, sollte man immer erst den gesunden Menschenverstand einschalten, denn das Beste, was man dagegen unternehmen kann, ist es zu unterlassen und publik zu machen. Darunter zählen nicht nur die angesprochenen Fotoaktionen mit angeleinten Tigern, seltenen Affen auf der Schulter, einem Faultier im Arm…. nein, dazu zählen auch Aktivitäten wie Elefanten-Reiten und Delfin-Schwimmen, was leider noch immer viele große Reise-Anbieter in ihren Programmen führen.

Ich bin absoluter Gegner von jeglicher Gefangenschaft von Tieren zum Zwecke der „Unterhaltung“ und habe mich sogar dieses Jahr gegen einen Besuch auf unserer bekannten Geparden-Farm entschieden. Diese Farm war bisher für mich die einzige Ausnahme von Einrichtungen, die ich boykottiere und ich kann und möchte zumindest über den Umgang mit den Geparden dort auch bis heute nichts Schlechtes sagen. Allerdings möchte ich auch niemanden mehr ermuntern, dies zu besuchen, da es mangels Informationen wirklich mehr einer Touristen-Attraktion ähnelt als guter Aufklärungsarbeit.

Trotzdem, egal ob Gästefarm oder Schutzprojekt – diese Tiere sind Botschafter für ihre wilden Verwandten, um auf den immer mehr anwachsenden Mensch-Tier-Konflikt aufmerksam zu machen. Für die Natur zählt keine Arterhaltung in Gefangenschaft, sondern die Tiere, die in ihrem natürlichen Lebensraum leben und zum Ökosystem der Natur beitragen.

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