Das
Kofferpacken läuft diesmal ein wenig anders ab. Damit meine Katzen so gar
keinen Verdacht schöpfen, nimmt Petra alle Sachen von mir mit zu sich nach
Hause - am liebsten schon eine Woche vorher. Auf zwei Tage vorher können wir
uns letztendlich einigen, aber ich habe trotzdem keinen Überblick mehr. Dann
endlich - Freitagmittag. Es folgt ein schneller Abschied von den Katzen und wir
warten bei Petra auf unsere liebe Freundin, die auf die Minute pünktlich ist.
Kein Stau, kein allzu langes Warten am Schalter und keine besonderen
Vorkommnisse am Flughafen. Man könnte meinen, wir wandern aus bei so viel
Gepäck, aber der dritte Koffer ist vollgestopft mit Klamotten, die wir samt
Koffer unten lassen. Wir hatten bei Air Namibia noch gebucht als zwei
Gepäckstücke pro Person erlaubt waren.
Im Flieger
haben wir großes Glück und können jeweils eine Mittelreihe ergattern. Im Laufe
des Fluges biete ich allerdings einer älteren Dame einen der Sitze an, da ihrer
und die restlichen freien nicht zurückzuklappen gehen. Dieses Problem sollte
man noch dringender beheben als die nicht funktionierenden Bildschirme, obwohl
es davon erstaunlich wenige gibt. Als die Getränke verteilt werden freue ich
mich auf einen Amarula, werde aber enttäuscht als man sich dafür entschuldigt,
keinen mehr auszuschenken. Egal, Schlaftablette in de Kopp und Augen zu.
Nach der Landung
beeilen wir uns und marschieren strammen Schrittes um die menschlichen Pylonen
herum gen Einreise. Wer kennt das nicht?! Diese freundlichen, strahlenden
Gesichter, die ihr Land repräsentieren und sich über jeden Besucher freuen...
Hoppla, das war in einem anderen Land..! Die Einreiseformulare hatten wir wie
immer schon zuhause ausgefüllt und ich reiche der Dame meinen Pass. Sie schaut
mich nicht an, macht ein paar Kreuze und gibt mir den Zettel zurück. Ich habe
noch nie eingetragen, wie viel Geld ich im Land lassen möchte und habe keine
Kontaktperson angegeben. Die Dame besteht drauf und scheint nur noch
mürrischer, dass sie ihre Fließbandarbeit nicht fortsetzen kann. Ich trage
irgendetwas ein und sie scheint zufrieden. Wobei - ob sie zufrieden damit war,
kann ich in dem eingefrorenen Gesicht quasi nicht erkennen, aber wir dürfen
durch gehen.
Die Koffer
lassen ein wenig auf sich warten, aber wir sind immer noch die ersten am
Europcar-Schalter. Ich schicke Petra los, schon mal eine SIM Karte gegenüber zu
besorgen und sie wirkt ein bisschen überfordert. Nach gutem Zureden traut sie
sich alleine und die Englisch Kenntnisse reichen aus, um zu erklären, was sie
möchte. Der nette Herr aktiviert die Karte noch und ich bin mittlerweile bei
Europcar auch so gut wie durch.
Uns erwartet
ein Duster, der wahrscheinlich erst eine, höchstens aber zwei kurze Touren
gefahren ist, Start-Kilometer: 4.640. Die Reifen gefallen uns auch, selbst auf
den zweiten Blick und der Radschlüssel passt. Läuft alles einfach immer noch
wie am Schnürchen? Egal, nix da mit Hinterfragen, lieber freuen!
Erster Halt ist
die Puma Tankstelle für ein paar Getränke und dann geht es auch schon los! Als
wäre es gestern gewesen fügen wir uns dem Linksverkehr und sehen die ersten
Tiere auf der Fahrt Richtung Dordabis: Hartebeest, Paviane, Wasserböcke, Oryx
und einige Donkeys. Wir sind sehr froh, nicht durch Windhoek zu müssen und als
wir Richtung Farm Heimat abbiegen, begrüßen uns nach ein paar Kilometern die
ersten Giraffen einer dortigen Game Lodge - wir sind angekommen!
Die Vegetation
wird immer weniger und auf Farm Heimat hat die Dürre gefühlt am härtesten
zugeschlagen. Von Weitem erkenne ich einen großen Reisebus an der Farm und wir
wundern uns sehr. Wir dachten wirklich, hier blieben wir vom größten Tourismus
verschont. Als wir durchs Tor fahren, begrüßt Rainer, der Besitzer uns herzlich
und erklärt, dass wir diesen einen Tag im Monat erwischt haben, an dem eine
Busgruppe die Farm besucht. Sie sind fully booked und wir bekommen daher die
Ferienwohnung, da wir zuerst gebucht hatten.
Als wir zur
Reisegruppe stoßen, erkennen wir ein bekanntes Gesicht vom Frankfurter
Flughafen und stellen direkt fest, alles nette Leute. Rainer erklärt nun, was
er heute mit uns vorhat: Zuerst eine kleine Runde ums Farmhaus, danach gibt es
einen Brunch mit anschließendem Ruhe-Päuschen. Um 15 Uhr würden wir zu einer
Farmrundfahrt aufbrechen, kurze Toilettenpause auf der Farm, ab zum Sundowner,
Abendessen, Sternenkunde. Wow, straffes Zeitmanagement.
Der Brunch
kommt sehr gelegen, denn von den kulinarischen Genüssen von Air Namibia lebt
man gewissermaßen so gut wie von Luft und Liebe... Es gibt unter anderem
selbstgemachtes Rauchfleisch und Boerewurst und die Milch und Eier stammen alle
vom Farmbetrieb. Während wir essen, hat Mucki ihren großen Auftritt. Die kleine
Erdmännchendame macht das, was Erdmännchen am besten können und betet die Sonne
an auf dem Rasen. Alle eilen hin um sie zu fotografieren und als sie fertig
sind, hält es mich auch nicht mehr. Ich kann gerade noch ein Foto schießen, da
tapst sie schon grunzend auf mich zu und möchte gekrault werden. Sobald ich
aufhöre, wird sie sauer und fordert immer mehr. Petra stößt dazu und wir sind
hin und weg.
In der kurzen
Mittagspause entscheiden wir uns dagegen, uns hinzulegen, sondern packen lieber
rasch die Koffer um und setzen uns gemütlich auf die Terrasse. Pünktlich um 15
Uhr fahren wir mit zwei kultigen alten Wagen zu Rainers Rindern. Er erklärt uns
sehr viel über die Haltung und wie schwer aktuell die Dürre zu schaffen macht.
Wir lernen außerdem viel über Rinderfarmen in Namibia und die Natur und wir
würden ihm auch wirklich gerne konzentriert zuhören, aber die Sonne setzt uns
ganz schön zu und die Müdigkeit macht sich breit.
Wir überlegen
wirklich, ob wir danach mit zum Sundowner fahren sollen, aber als wir zurück
auf der Farm die Donkey Karre sehen, bekommen wir doch wieder Lust. Das gehört
auf Farm Heimat zum Standardprogramm und darauf hatten wir uns ohnehin schon
gefreut. Die kleinen Donkeys sind gut genährt und geben ihr Bestes, uns zum
Sundownerplace zu bringen. Ab da dürfen die anderen auch noch eine Runde durch
den Busch fahren. Wir erleben einen wunderschönen Sundowner mit netten Gesprächen,
dem besten Biltong, das wir je probiert haben - natürlich auch selbstgemacht -
und mit einem ersten tollen Sonnenuntergang.
Später zum
Abendessen gibt es ausgezeichnet gegrillte Zebra- und Hartebeeststeaks. Wir
hauen ordentlich rein und die Atmosphäre ist so familiär, wie Marianne, Rainer
und deren Tochter Mareike es auf ihrer Homepage beschreiben. Man kommt als Gast
und verlässt die Farm als Freund.
Die
anschließende Sternenkunde schwänzen wir, weil wir einfach nur noch platt sind
und morgen fit sein wollen für die Fahrt nach Bagatelle. Im Zimmer erschrickt
Petra plötzlich ganz arg und der Grund dafür ist eine riesige flache Spinne an
der Wand. Ich erinnere mich, dass diese Tierchen absolut harmlos sind, soll sie
aber trotzdem "wegmachen". Als ich "auf die Jagd" gehe,
verschwindet sie flugs hinter einem der Betten und Petra ist wirklich zu müde,
um sich weiter zu ekeln. Ich glaube, wir liegen ungefähr eine Minute im Bett,
da schnarcht es auch schon neben mir wir schlafen erschöpft von den vielen
Eindrücken schnell ein.
Gefahrene
Kilometer: 134
Fazit Farm
Heimat:
Wirklich ein
kleiner Geheimtipp! Klar hatten wir
wahrscheinlich auch durch die Busgruppe das volle Programm, aber ein Besuch
dort lohnt sich immer! Besonders die erwähnte familiäre Atmosphäre spürt man
sehr und es wird mit Erzeugnissen der Farm gekocht. Hat uns super gefallen,
absoluten Daumen hoch!
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Ab in die roten
Dünen - und Petras Schnappatmung......
Sehr erholt
wachen wir heute Morgen auf. Der Schlaf tat unheimlich gut und wir fühlen uns
fit für unser nächstes kleines Abenteuer. Guten Morgen Namibia :)
Ein leckeres
Frühstück wartet auf uns und wir verabschieden die Busgruppe. Danach
unterhalten wir uns noch ein wenig mit Rainer und Marianne und Helge, ein
Journalist, der momentan durch Namibia reist, erklärt mir, mit welchen
Einstellungen der Kamera ich mal üben und probieren soll. Gesagt, getan und
siehe da, es hat "Klick" gemacht! Der Abschied von Farm Heimat ist
sehr herzlich und wir gehen wirklich als Freunde.
Über Dordabis
und Uhlenhorst haben wir eine sehr schöne Strecke zu fahren und ab und zu
halten wir bei einem schönen Baum und ich tüftle ein wenig mit der Kamera.
Plötzlich - ich
weiß leider nicht mehr auf welchem Streckenabschnitt - muss Petra durch mein
lautes "Stooooopp" abrupt bremsen. Naja, bis zur Etosha üben wir das
nochmal. Auf jeden Fall hänge ich an mein "Stooooopp" noch
"Löffelhunde!!!!" dran. Ich kann es kaum glauben, diese kleinen
fuchsartigen Wesen mit den überdimensional großen Ohren einfach so neben der
Straße zu sehen. Und das zur Mittagszeit! Nachdem ich aus dem fast noch
rollenden Auto gesprungen bin und ein paar Fotos geschossen habe, kommt es mir
in den Sinn, dass dies natürlich auch ein Zeichen der extremen Dürre ist, wenn
dämmerungs- oder nachtaktive Tiere am hellichten Tag auf Nahrungssuche gehen.
Immer wieder
sehen wir Pferde oder Rinder am Straßenrand stehen, wo ich besonders die Pferde
am liebsten schnappen, nach Deutschland verschiffen und ordentlich füttern
würde. Als Pferdeliebhaber ist das ein trauriges Bild.
Ein paar Oryx
und Springböcke treffen wir auch noch unterwegs und je näher wir Bagatelle
kommen, desto öfter fahren wir an Abschnitten mit kleinen roten Dünen vorbei.
Die Kalahari erstreckt sich zwar bis hoch zur Etosha, allerdings freuen wir uns
riesig auf den wunderschönen roten Sand hier im Süden. Die Landschaft um uns
herum begeistert uns mit jedem Kilometer mehr und wird nicht langweilig.
Am Eingangstor
von Bagatelle werden wir herzlich willkommen geheißen und direkt nach der
Einfahrt schalten wir das erste mal den 4x4 zu. Es gilt einen sehr sandigen Weg
bis zur Lodge zu fahren und wir würden sogar sagen, dass man an manchen Stellen
besser nicht anhalten sollte, denn dann könnte man stecken bleiben. Petra macht
es sichtlich Spaß diese paar Kilometer Sandpiste bis zur Lodge zu fahren. An
der Lodge werden wir mit kühlen Getränken und feuchten Tüchern empfangen und
als ich der Angestellten den namibischen Handschlag gebe, ist sie völlig aus
dem Häuschen und der Empfang fällt bei allen nun noch herzlicher aus. Außerdem
werden meine Nägel, wo ich auf jeder Seite eine namibische Fahne aufgemalt
habe, zum ersten Mal bewundert. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie
viele mich unterwegs darauf ansprechen sollten und es war mir schon fast
peinlich.
Im Vorfeld war
ich durch einen Reisebericht im Namibiaforum ein wenig verunsichert wegen der
negativen Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, aber das war ganz schnell
vergessen. Wir checken ein und buchen einen Sundowner Game Drive ohne Cheetah
Feeding für den nächsten Tag, wollen aber bevor wir zum Chalet gefahren werden,
an der Bar erstmal was Kühles zischen. Na, was wird das wohl sein? Na klar,
unsere ersten Malawi Shandys!
Ich frage nach, ob momentan
Erdmännchen in der Gegend sind und die Angestellte sagt mir, sie kämen
wahrscheinlich so um 17 Uhr zum Pool. Eine der "zahmen" Elands schaut
noch vorbei und wir genießen unsere Shandys.
Als wir mit
unserem Gepäck mit dem Elektrocar nach oben zu den Dune Chalets gefahren
werden, sind wir direkt hin und weg von dem Ausblick. Mir egal, ob die Häuschen
vielleicht ihren Charme verloren haben, von der Terrasse aus sieht man sowieso
wenig vom Haus. Auch im Inneren können wir nur staunen und freuen uns, diese
Kategorie gewählt zu haben und zwei Nächte hier zu verbringen. Ich glaube, dies
ist die bisher schönste Lodge für mich, gleichauf mit der Desert Breeze, wenn
man hier die fehlende Tür zur Toilette mal außen vorlässt. Ich frage mich ja
bei sowas immer, wie das frisch verliebte Paare bewerkstelligen. Man könnte
denjenigen, der auf Toilette sitzt sogar im Bett liegend zusehen.
Als wir
gemütlich ausgepackt haben und ein wenig auf der Terrasse relaxed haben,
überrede ich Petra, spontan noch an einem Nightdrive später teilzunehmen, falls
das noch geht. Es geht. Als wir gegen halb 6 zum Pool gehen, natürlich mit zwei
Malawi Shandys, sehe ich keine Erdmännchen, nur Erdhörnchen. Schade! Ich laufe
ein paar Meter an den Gärten entlang und werde etwas enttäuscht fündig. Die
ganze Rasselbande wird von den Angestellten dort gefüttert und ein bisschen
geknickt laufe ich zurück, vorbei an diesem jungen Elandbullen.......
Wir relaxen im
Hängesessel am Pool als der Barmann vorbeikommt und uns fragt, ob wir die
Cheetahs weit weg im Gehege sehen würden. Sie schlendern auf und ab und warten
wohl auf ihr Futter. Ich bejahe, bringe aber im gleichen Satz anscheinend
wirklich etwas enttäuscht klingend hervor, "aber leider keine
Erdmännchen". Der Barmann schnappt uns und wir sollen ihm folgen. Wir
laufen mit ihm an den Gärten vorbei an dem jungen Elandbullen, den ich eben
noch fotografiert habe, wohl bemerkt im Abstand von nur einigen Metern. Im
Augenwinkel sehen wir nur, wie er den Kopf senkt, Petra ins Visier nimmt und
einen Angriff startet. Reflexartig rufen wir laut "hey!" und er führt
seine Attacke zum Glück nicht zu Ende. Der Barmann reagiert schnell und
scheucht ihn aggressiv weg. Jetzt weiß ich auch, warum er wohl so reagiert hat.
Wir waren zwischen ihm und dem Garten, wo er sich gerne etwas Grünes
stibitzt... Super, zweiter Tag und schon die erste Schnappatmung! Jetzt hat
Petra neben den Elefanten und NH wohl auch noch Angst vor Elands! Wir dürfen in
eine Art Hinterhof, wo die Erdmännchen anscheinend ihre Schlafgemächer haben.
Die Tatsache, dass sie gefüttert werden stört mich zwar, allerdings sind sie
zumindest nicht eingesperrt. Sie scheinen übrigens keine Angst vor Elands zu
haben....
Wir sind hin
und weg von den süßen kleinen Tierchen mit dem ulkigen Grunzen und bedanken uns
ganz herzlich beim Barmann. Er führt uns diesmal sicher wieder zurück zum Pool
und wir laufen zurück zum Chalet, um uns fürs Abendessen umzuziehen und nehmen
Jacken und Petras Kamera für den Night Drive mit.
Beim Abendessen
kann man hier eine Vorspeise und eine Nachspeise auswählen und den Hauptgang
gibt es in Buffetform. Das Fleisch wird frisch gegrillt, so wie man es gerne
hätte und es gibt leckere Beilagen und auch noch frischen Salat dazu. Nach dem
Essen wird es auch schon Zeit, sich vorne zum Drive einzufinden. Wir haben
Glück und nur ein Paar fährt noch mit und wir ahnen schon, dass dieser Drive
ruhiger sein wird als der In Okaukuejo damals. Unser Guide Markus stellt sich
vor und erklärt, wo wir lang fahren werden und was wir vielleicht sehen können.
Leider benutzt er einen sehr hellen Strahler, der nicht gedimmt ist, wie es bei
NWR gemacht wird. Ich habe während des Drives manchmal ein schlechtes Gewissen,
wenn die Tiere so angestrahlt oder aufgescheucht werden und überlege, ob es
wirklich so eine gute Idee war. In den nächsten zwei Stunden sehen wir etliche
Springhasen und Löffelhunde, aber dieses eine Augenpaar ist anders und es
platzt aus mir heraus "Erdwolf!". So schnell, wie ich es
ausgesprochen habe, sind die Augen auch schon im Busch verschwunden und wir
nähern uns der Stelle. Markus sagt noch nichts zu meinem Verdacht und wir sehen
das Tier nun von hinten weghuschen. Nochmal denke ich mir "Erdwolf",
will aber nicht klugscheißen, weil Markus es für einen Löffelhund hält. Erst
als sich die Gestalt nochmal zeigt, kann man deutlich am Gang und an den
Streifen erkennen, um was es sich handelt - ich hatte tatsächlich Recht, Rodney
wäre stolz auf mich. So, hätten wir die diesjährige Erdwolfsichtung auch
abgehakt - Sarkasmus, da wir bis jetzt jedes Jahr einen Erdwolf gesehen haben.
Trotzdem freuen wir uns immer noch wie am ersten Tag über solch eine Sichtung.
DAS Highlight
des Abends folgt prompt, nämlich ein rosiger Nackedei, der im Boden herum
wühlt. Wir können es kaum fassen und Petra drückt noch irgendwie den Auslöser -
wir haben es hier tatsächlich mit unserem ersten Erdferkel zu tun! Die Freude
darüber überwiegt die Tatsache, dass es immer kälter wird beim Fahren. Mit
einem Amarula wärmen wir uns auf und fahren überglücklich zurück zur Lodge.
Als Markus uns
absetzt vollführt Petra auch noch einen Abgang vom Wagen, nämlich rückwärts mit
dem Allerwertesten in den weichen Sand. Meine Schadenfreude und der Marsch hoch
zum Chalet wärmen ein bisschen auf und wir setzen uns noch kurz auf die Terrasse
um der Stille zu horchen und den Sternenhimmel zu bewundern.
Morgen erwartet
uns einer der besten und für mich leider der schlimmste Tag dieser Reise..... Das
weiß ich aber beim Einschlafen zum Glück noch nicht.
Gefahrene
Kilometer: 231
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Bagatelle - Der
große Tag der Höhen und Tiefen
Wir haben so
gut geschlafen, dass wir das Gefühl haben, wir wären schon länger als bloß zwei
Tage im Urlaub - so muss das sein! Genauso wenig weiß ich weder welches Datum
wir heute haben, noch welchen Wochentag, alles richtig gemacht.
Nach dem
Aufstehen trinken wir auf der Terrasse noch gemütlich einen Kaffee, bevor wir
uns auf den Weg nach unten machen. Noch vor dem Frühstück steht der gebuchte
Bushmen Walk an und dieser startet mit Sonnenaufgang. Vor dem Eingang der Lodge
wartet schon ein kleiner, zierlicher junger Mann auf uns, dessen Name mir
leider entfallen ist. Er begrüßt uns mit einem Strahlen übers ganze Gesicht und
erklärt uns, dass heute nur wir beide angemeldet sind. Gestern wäre es eine
Gruppe von 30 Leuten gewesen, nicht auszudenken...
Wir laufen ein
Stück Richtung Termitenhügel, wo wir den "Buschmann" treffen werden.
Unser Guide erklärt uns sehr ehrlich, dass es leider keine traditionellen
Buschmänner mehr gibt, da sie keinen Lebensraum haben, wo sie legal jagen
dürfen und dass der Buschmann, der uns gleich begleitet seine Tracht nur zu
Vorführungszwecken trägt. Der kleine Mann ist sehr auf zack und uns sofort
sympatisch. Auf dem Weg zeigt er uns immer wieder Spuren und Losung von
verschiedenen Tieren. Der Buschmann hat heute wohl verschlafen und er muss ihn
mehrmals anfunken, bis zur Arbeit erscheint. Als er auf uns zukommt und sich
vorstellt, ist uns schlagartig noch kälter als wir sehen, wie wenig er anhat.
Dieser
Treffpunkt am Termitenhügel ist auch schon die erste Station, an der er in
seiner Klick Sprache loslegt und wie ein Wasserfall redet. Ich persönlich liebe
es ja, dieser Sprache zu lauschen, wenn man natürlich auch kein Wort versteht.
Er demonstriert uns, warum Termitenhügel für Buschmänner so wichtig sind und am
Schluss übersetzt der Guide uns alles. Normalerweise bin ich jemand, der
Kulturprogramm und irgendwelche Führungen nicht so mag und die Informationen
auch überhaupt nicht hängen bleiben. Ganz anders hier:
Termiten sind
die Leibspeise bzw. das Hauptnahrungsmittel von Erdferkeln. Diese brechen den
Bau mit ihren Klauen auf und schnappen sich mit ihrer klebrigen Zunge tausende
Termiten. Diese werden nicht gekaut und leben noch im Magen des Tieres weiter.
Nach einer solchen Mahlzeit ruht das Erdferkel in der Regel zwei Tage, um zu
verdauen. Findet der Buschmann also einen frisch aufgebrochenen Termitenhügel,
macht er sich auf die Suche nach dem Erdferkel, das meist in einem Umkreis von
weniger als 50 Metern irgendwo ein schattiges Plätzchen gesucht hat. Er tötet es,
schneidet seinen Bauch auf und entnimmt die lebenden Termiten, um diese zurück
in den Bau zu setzen, damit dieser Insektenstamm aktiv bleibt. Der Rest des
Erdferkels dient zur Nahrungsgewinnung und das Fett wärmt die Haut und schützt
vor Insekten.
Weiter erklären
uns die beiden die heilende Wirkung von verschiedenen Büschen und dass z.B.
zerriebenes Straußenei gut gegen Magenschmerzen hilft. Wir laufen die Düne hoch
und ich merke komischerweise, dass das Laufen im Sand irgendwie anstrengender
ist als es sein sollte...
Oben angekommen
folgt das Highlight der Vorführungen, das gleichzeitig auch nichts für schwache
Nerven ist - zumindest beim dazugehörigen Kopfkino. Wir werden immer wieder mit
eingebunden und nun gefragt, ob wir wissen, welche Tiere Steine fressen. Das
ist selbst für mich neu und wir kommen partout nicht auf die Antwort: Strauße!
Da diese großen Vögel keine Zähne haben, essen sie im Durchschnitt ein Kilo
Steine pro Tag, damit diese die Nahrung im Magen zerkleinern. Nun erklärt er
uns die Falle. Der Guide erwähnt noch nebenbei, dass das verwendete Band hier
aus dem Supermarkt ist und die Seile normal auch selbst hergestellt werden.
Diese ehrliche Art hat etwas Sympatisches und wir kommen uns echt nicht vor wie
bei einer Theatervorführung - wobei, wenn ich mir vorstelle, mit 30 anderen
Leuten das alles hier zu erleben, würde ich mich unwohler fühlen.
Diesmal
verstehen wir sinngemäß die Darbietung des Buschmannes als er erklärt, wie die
Falle funktioniert. Nähert sich ein Strauß, sieht er die verteilten Steine um
die Falle und pickt diese auf. Bevor er sich den mittleren Stein holt, wegen
dem die Falle zuschnappen wird, würde er zunächst zurückschrecken, weil er
wahrscheinlich das Seil bemerkt. Da das Hirn von Straußen allerdings etwa so
groß sind wie ihr Auge, ergo, sie nicht besonders schlau sind, wird er sich den
letzten Stein trotzdem nicht entgehen lassen. Die Falle schnappt zu und zieht
sich um den Hals des Straußes. Da man für diese Art Falle einen sehr
elastischen Busch auswählt, wird der Ast nicht brechen, der Strauß in Panik
flüchten wollen und die Schlinge zieht sich so fest um seinen Hals, dass er
enthauptet wird. Ein Ende mit Schrecken.
Wir laufen ein
Stück weiter und ich merke wieder, wie schwer mein Atem wird. Egal, wird wohl
daran liegen, dass wir noch nicht gefrühstückt haben. In ein Straußenei passen
sage und schreibe 600 ml Flüssigkeit - die perfekten Wasserbehälter für
Verstecke im Sand. Ein Grasbüschel dient als Deckel oben im Loch und natürlich
darf man keine Hinweise auf das Versteck hinterlassen, sondern sich den Ort gut
einprägen.
Jetzt wird es
Zeit, in das provisorische kleine Dorf zu gehen, wo ein paar junge Mädels und
Kinder bereits am Feuer sitzen. Der Guide zeigt uns einen kleinen Köcher mit
Pfeilen und fragt, was man wohl damit machen könnte. Ich antworte total plump,
dass der für die Jagd verwendet wird, da ich denke, dass dies nur eine kleine
Nachbildung ist. Falsch gedacht! Diesen kleinen Köcher mit fünf Pfeilen drin
besitzen junge Buschmänner, die bereit sind, sich eine Frau zu nehmen. An einem
festlichen Tag tanzen die jungen Frauen ums Feuer und der junge Mann schießt
einen der fünf stumpfen Pfeile auf seine Auserwählte. Mag sie ihn auch, werden
sie heiraten. Mag sie ihn nicht, zerbricht sie den Pfeil und er hat noch vier
übrige Versuche. Scheitern alle diese Versuche, so bleibt er alleine und nimmt
sich keine Frau. Kommt daher vielleicht der Spruch mit Armors Pfeil?
Wir setzen uns
zu den anderen ans Feuer, wissen aber gar nicht so wirklich, was wir fragen
oder reden sollen, da dies angeblich auch nur über den Guide als Übersetzer
funktioniert. Egal, wir wärmen uns mit ihnen am Feuer auf und ein herzliches
Lächeln sagt ohnehin mehr als tausend Worte. Danach kaufen wir ihnen auch noch
zwei Armbänder ab, allerdings mehr aus Höflichkeit und weil sie das heute nur
für uns beide gemacht haben.
Nun haben wir auch ordentlich Hunger und
verabschieden uns vor der Lodge von unserem kleinen energiegeladenen Guide. Er
hat das wirklich toll gemacht! Der Buschmann hat sich schon vorher
verabschiedet und wirkte eher zurückhaltend. Wir freuen uns sehr aufs Frühstück
und bestellen uns erstmal Eier. Es dauert allerdings nicht lange, da
unterbreche ich mein Frühstück abrupt, da ich die Erdmännchen hinter dem Pool
entdecke. Petra hat Verständnis für meine Euphorie und ich schnappe mir meine
Kamera. Etwa 15 Erdmännchen scharren, was das Zeug hält und posieren
professionell für die Kamera.
Ich kann mich
gar nicht losreißen! Möchte allerdings Petra auch nicht ganz alleine dort
sitzen lassen. Als ich merke, dass sie langsam Meter für Meter weiterziehen,
gehe ich zurück und esse die Reste meiner kalten Eier und Toast.
Etwa eine halbe
Stunde nach dem Frühstück setzen bei mir plötzlich Magenschmerzen ein, die ich
nicht zuordnen kann. Da ich sowieso vorhatte, mich nach dem Frühstück heute
nochmal hinzulegen und wir bis zum Sundowner Drive nichts geplant haben, nehme
ich zurück im Zimmer eine Wärmflasche für den Bauch mit ins Bett und schließe
die Augen....
Langsam komme
ich wieder zu mir, nachdem ich mindestens drei Stunden geschlafen habe. Ich
fühle mich schlapp und irgendwie dreht sich alles. Als ich zu Petra auf die
Terrasse gehe, schaut sie mich mit großen Augen an. Ich sehe wohl so aus, wie
ich mich fühle: Fieber! Bis zum gebuchten Sundowner Drive versuchen wir alles,
um die Temperatur herunter zu schrauben und Mama Petra würde mir am liebsten
einen Trichter in den Mund stecken, um genug Wasser in mich hinein zu kippen.
Sie gibt mir kalte Handtücher, die sie gerade so nass bekommt, da kaum Wasser
aus den Leitungen kommt. Nach einer guten Stunde sehe ich zwar nicht mehr aus
wie eine Tomate, fühle mich aber immer noch wie vom Grader überrollt. Ich
überlege ernsthaft, den Drive nicht mitzumachen, DAS Zeichen, dass es mir
wirklich nicht gut geht. Petra sage ich davon nichts, die macht sich schon
genug Sorgen. Ich kippe ordentlich Wasser in mich hinein und denke nur, dass
ich im Nachhinein vielleicht sehr enttäuscht wäre, nicht mitgekommen zu sein.
Als könnte ich hellsehen!!!!!!!
Langsam laufen
wir runter zur Lodge und die Sonne knallt ganz schön. Wir haben Glück, nur ein
junges Pärchen fährt mit zum Drive, diese Konstellation war in den letzten
Jahren durchweg immer sehr angenehm! Ich hatte Recht mit der Annahme, dass die
meisten wahrscheinlich eine Tour mit Cheetah Feeding buchen würden und nehme
an, dass man sich zum Sundwner irgendwo zusammenfindet. Unser Driver Markus vom
gestrigen Night Drive fährt uns auch heute und erklärt wieder etwas zum
Gelände. Er meint, wir würden in den Teil fahren, wo wir auch die BNHer sehen
würden. Wir wussten nicht, dass die Lodge welche hat und finden dies sehr
befremdlich. Petra fragt mich, was ich mir wünsche und ich antworte ganz klar:
"Ein Erdferkel im schönen Licht" :) Na, dann schauen wir mal, ich
glaube aber selbst nicht dran.
Es geht los in die wunderschönen roten Dünen und nun sehen wir auch endlich die ganze Schönheit dieser Gegend hier. Es macht viel Spaß, durch den weichen Sand über die Dünen zu fahren und gespannt zu sein, was hinter der nächsten Düne auf uns wartet. Der Fahrtwind tut mir sehr sehr gut.
Es geht los in die wunderschönen roten Dünen und nun sehen wir auch endlich die ganze Schönheit dieser Gegend hier. Es macht viel Spaß, durch den weichen Sand über die Dünen zu fahren und gespannt zu sein, was hinter der nächsten Düne auf uns wartet. Der Fahrtwind tut mir sehr sehr gut.
Wir sind keine
20 Minuten unterwegs, da trauen wir unseren Augen kaum, als wir tatsächlich
wieder einen (fast) Nackedei erkennen!!!! Das kann doch nicht wahr sein. Die
Kameras knipsen und knipsen und als Markus meint, wir dürften aussteigen,
schießt mein Adrenalin in ungeahnte Höhen. Ganz langsam und ruhig nähern wir
uns und Meter für Meter schießen wir ein Foto mit der Angst, dass das Erdferkel
gleich weglaufen könnte. Wir dürfen uns ihm tatsächlich nähern, ohne dass es
sich gestört fühlt. Zwei Glanzstare begleiten es und hoffen immer wieder, dass
etwas für sie herausspringt. Als es sich langsam von uns Richtung Dünen
entfernt, senke ich die Kamera und genieße den Anblick dieses wunderschönen
grotesken Tieres und ein paar Tränen laufen mir über die Backen. Ich kann mich
nur wiederholen, welch eine Ehre.
Erst beim
Sichten der Bilder fällt uns auf, dass dieses Erdferkel sehr mager war.
Auf dem Rückweg
zum Wagen freuen Petra und ich uns gemeinsam über diese Momente und sie fragt
mich wieder, was ich mir jetzt bitte noch wünsche. Ich antworte sarkastisch
"hmm, noch ein Erdferkel? Oder Erdwolf, das wäre auch okay."
Die nächste
Stunde sind wir immer noch geflasht und sehen schon bald von Weitem die BMNer.
Als wir uns ihnen nähern, muss ich kurz überlegen... Haben die hier etwa auch
noch Sable Antilopen? Wäre mir neben der Wasserböcke, die hier genauso wenig
hingehören, auch neu. Ich frage Markus und er bejaht. Natürlich lieben wir
NHer, aber den Anblick der zwei schönen Kolosse, wie sie in dieser Gegend, in
die sie überhaupt nicht hineinpassen, ihr Heu fressen, können wir einfach nicht
genießen. Zwar zeugt diese Begegnung nicht von einem solchen Zoo-Charakter wie
letztes Jahr auf Okapuka, aber es passt einfach partout nicht in das Bild der
Kalahari. Genauso wenig wie die Sable, die ich ja auch so mag.
Wir fahren
weiter und sehen noch ein paar Antilopen, aber ich denke immer noch über die
NHer nach. Bin nun auch ein wenig ruhiger, da mein Kreislauf sich wieder
langsam meldet. Plötzlich stoppen wir für noch ein Erdferkel! Ich meine nur zu
Markus, bei dem Glück hier, würden wir in der Etosha kein einziges Tier mehr
sehen.... Das gibts doch gar nicht. Im schlechten Licht, aber deutlich
erkennbar und gar nicht so nackig wie das von eben. Und vor allem wohl genährt.
Das Adrenalin schießt wieder in die Höhe! Nicht auszudenken, hätte ich mir
diesen Drive durch die Lappen gehen lassen! Hätte Petra mir dann die Bilder
gezeigt, hätte ich vermutlich bitterlich geweint - und das nicht aus Freude...
Als wir es
ziehen lassen, frage ich Markus, ob sie keinen Sonnenbrand kriegen, weil sie ja
normal nachtaktive Tiere sind. Er meint, die Wintersonne wäre ja nicht so stark
und dass es auch mit der Dürre zusammenhängt, wenn man sie noch vor der
Dämmerung zu Gesicht bekommen würde.
Das nächste
Highlight für das Pärchen, das mit uns fährt, sind die Giraffen und natürlich
freue ich mich immer, Giraffen zu sehen, aber ich bin irgendwie zu schwach,
auch nur die Kamera anzusetzen, daher knipst Petra fleißig die restlichen
Bilder.
Zum Sundowner
halten wir auf einer Düne und ich erkenne schon von Weitem den Barmann, der
alles vorbereitet hat. Die etwa 15 Meter durch den tiefen Sand und bergauf sind
extrem schlauchend. Wow, was für eine schöne Atmosphäre! Der Tisch ist nur für
uns vier so liebevoll gedeckt und die beiden sind super gut drauf.
Als ich bloß
ein Tonic haben möchte, wollen sie mich natürlich zum Gin Tonic überreden,
danach würde es mir bestimmt besser gehen, aber alleine die Vorstellung daran
schnürt mir alles zu. Ich probiere von den Snacks und merke direkt, dass mein
Körper gerade nichts außer Flüssigkeit haben möchte. Wieder macht sich Petra
große Sorgen. Ich nehme noch ein Wasser und laufe ein paar Meter weg zu einem
Baumstamm, wo ich mich nieder lasse. Petra beauftrage ich damit, diese
wundervolle Atmosphäre einzufangen und dem Pärchen will ich nicht den Sundowner
verderben.
Die Zeit bis
die Sonne untergegangen ist, verbringe ich damit, mich zu konzentrieren, nicht
umzukippen oder mich zu übergeben. Keine Ahnung, wann es mir jemals mal so
dreckig ging. Petra fragt mich nun minütlich wie es mir geht und zwingt mir
auch noch die Kreislauftropfen auf. Ich bin froh als wir endlich aufbrechen und
könnte heulen, weil das hier so ein schöner Abschluss gewesen wäre.
Ich setze mich
direkt neben Markus und der Fahrtwind ist dann wieder sehr angenehm. An der
Lodge will ich einfach nur noch ins Bett und bin nicht mehr in der Lage, hoch
zum Chalet zu laufen. Markus fährt uns freundlicherweise mit dem Elektrocar und
eilt herein, um die Schlüssel zu holen.
Im Bett geht es
mir schlagartig besser. Ich zwinge Petra dazu, alleine zum Abendessen zu gehen,
da sie dies auch ausfallen lassen will und wir bloß gefrühstückt haben. Also
geht sie alleine essen und alle erkundigen sich nach mir und wünschen mir alles
Gute. Eine der Angestellten erklärt Petra sogar noch, wo der letzte Arzt vor
Sesriem sei, nämlich in Marienthal oder Maltahöhe, ich habe es vergessen. Als
sie wiederkommt, geht es mir etwas besser und sie packt für uns beide die
Koffer. Naja, räumen tut sie ja sowieso so gerne. Ich habe große Angst, es wäre
wirklich etwas Ernstes und bei dem Gedanken, vielleicht nicht ins Sossusvlei zu
können, kommen mir die Tränen. Petra beruhigt mich und ich bin froh, dass sie
da ist. Besorgt schlafen wir beide ein, aber als ich in der Nacht aufwache,
merke ich schon, dass es mir etwas besser geht und ich kann beruhigt
weiterschlafen.
Fazit
Bagatelle:
Einfach nur
wow! Diese Lodge hat es uns, und besonders mir, mit ihren Dune Chalets einfach
direkt angetan. Ich hätte hier ohne Probleme noch zwei Nächte verbringen
können, alleine mit diesem wunderschönen Ausblick von der Terrasse aus und auch
dank der netten Angestellten. Die Tatsache mit den vielen eingekauften Tieren
stört mich zwar etwas, aber sonst stimmte für uns hier alles!
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Desert Camp,
Sesriem - noch sind die Tiefs nicht überstanden
Als ich aufwache, fühle ich mich im Gegensatz zu gestern als könnte ich
Bäume ausreißen. Beide haben wir keinen Plan, was mich da so umgehauen haben
könnte. Als wir in die Rezeption und in den Frühstücksraum gehen, fragt mich
wirklich jeder, ob es mir besser geht und eine der jungen Frauen rät mir
tunlichst dazu, einen Arzt aufzusuchen. Hat sich anscheinend ganz schön herum
gesprochen.
Vorsichtshalber frühstücke ich bloß Cornflakes mit Milch, daher fällt
unser Frühstück relativ kurz aus. Danach schauen wir noch einmal nach den
Erdmännchen, aber die starten ihren Tag wohl heute woanders. Also checken wir
aus und werden noch herzlicher verabschiedet als wir empfangen wurden. So ein
toller Ort!
Am Tor verabschiedet uns der Angestellte ebenso nett und wir biegen in
die Richtung ab aus der wir vor zwei Tagen gekommen sind. Ich schalte unser
kostenloses Handy Navi maps.me an, um zu schauen, wie lange wir nach Marienthal
brauchen sollten und bin verwirrt. Wir fahren doch tatsächlich in die falsche
Richtung! Na, zum Glück haben wir das schon nach wenigen Kilometern gemerkt -
in Namibia kann man eben ganz schnell mal 50 Kilometer falsch fahren ohne es zu
merken.
Unterwegs merke ich langsam, dass ich dieselben Magenschmerzen wie am
Vortag bekomme und ab da kann ich die Fahrt nicht mehr genießen. In Marienthal
springe ich nur schnell in den Spar und weiter geht's. Immer wieder plagen mich
Krämpfe und mein Körper ist schlapp. Hier mal ein ganz großes Kompliment an
Mama Petra, die uns einfach überall sicher hinfährt und das obwohl ich als
Beifahrer mehr als einschläfernd bin.
Einzig der Tsaris Pass kann mich für kurze Zeit begeistern, aber die
letzten 50 Kilometer bis zum Camp werden die Hölle. Übelstes Wellblech, sodass
man denkt, das Auto fällt gleich auseinander. Ja, in solchen Situationen wäre
wahrscheinlich ein Hilux etwas entspannter zu fahren. Wenn das mal kein Vorgeschmack
auf die Strecke von Sesriem nach Walvis Bay ist.
Ich danke alles und jedem als wir endlich das Camp erreichen. Beim
Einchecken klären wir auch gleich alles ab wegen Frühstück und Abendessen. Die
Angestellten sind super nett und meinen direkt, dass Frühstückskorb und
Grillpakete eine ausgezeichnete Wahl sind. Wir haben im Vorfeld DBB gebucht,
daher können wir uns für heute Abend aus einer Liste Fleisch und Beilagen im
Wert des Abendessens der Lodge aussuchen. Morgen füllen wir den Zettel dann
wieder neu aus. Die Fleischsorten sind mit 200gr angegeben, also wird von jedem
etwas angekreuzt, den Rest kann man ja bis morgen auch noch im Kühlschrank
liegen lassen. Es gibt sogar Soßen, Brot, verschiedene Salate und Kuchen zum
Nachtisch. Wir erreichen nicht ganz den Wert, aber sind uns sicher, dass wir
nicht mehr brauchen für heute.
Ich möchte nur noch aufs Zimmer. Wir haben Glück und bekommen Chalet Nr.
201, das letzte in der Reihe. Gemeinsam räumen wir noch zusammen das Auto aus
und ich lege mich wieder flach. Wie gerne würde ich einfach nur draußen sitzen
und diese wunderschöne Landschaft in mich einsaugen. Naja, das übernimmt
zumindest Petra für uns beide.
Irgendwann reicht es mir und ich nehme eine Ibu. So können wir immerhin
nochmal nach vorne zum Barbereich und einen kühlen Malawi Shandy trinken. Mir
spukt aber nur eins im Kopf herum: Werde ich morgen ins Dead Vlei laufen
können?
Die Kiste mit Besteck zum Grillen bekommt man an der Rezeption gegen
eine Leihgebühr. Das Essen kommt tatsächlich pünktlich, da haben wir schon
Gegenteiliges gehört. Petra nimmt alles alleine entgegen und ich höre nur, wie
sie wahrscheinlich gerade die Hände überm Kopf zusammen schlägt :woohoo: Sie ruft mich irgendwann raus und da
sehe ich die Bescherung selbst. Entweder gibt es in der Lodge keine Waage oder
jemand kann keine Zahlen lesen. Die 200gr sind durchweg mindestens je 400gr und
die Boerewurst hat bestimmt 800gr. Die Salatportionen sind ebenfalls riesig,
nur die Soße dazu zu wenig. Den Kuchen hat Petra beim Anblick der anderen
Sachen direkt verschenkt, da hat sich jemand sehr gefreut.
Sie lassen uns Grillanzünder da und würden noch jemanden zum Anzünden
schicken, aber das bekommen wir auch wunderbar selbst hin. Unser erstes eigenes
Braai. Zunächst knabber ich am Brötchen und stelle mit Freude fest, ich kann
wieder ohne Schmerzen essen. Nachdem Petra das erste Stück Fleisch etwas tot
brät, übernehme ich und siehe da, wir lassen es uns ordentlich schmecken. Wir
verstehen die Camping Liebhaber immer mehr. Gemütlich unterm Sternenhimmel
unser eigenes Abendessen zu grillen macht großen Spaß.
Zwei Salate, eine Packung Fleisch und die Wurst landen für morgen im
Kühlschrank. Die Tomaten sind leider ungenießbar und die Folienkartoffeln
wollen irgendwie nicht durch werden. Aber wir sind ohnehin papp satt.
Wir verbringen einen wunderschönen Abend und ich bin guter Dinge, morgen
fit zu sein!
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Sesriem - Abenteuer Sossusvlei
Petra steht wieder lange vor mir auf und genießt die Ruhe am Morgen mit
einem Kaffee in der Dunkelheit. Als sie mich vorsichtig weckt, merke ich direkt,
dass ich fit genug bin für unser nächstes Abenteuer. Namibia hat mich wieder!
Zunächst ist unser Ziel die Sossusvlei Lodge um den bestellten
Frühstückskorb abzuholen. Schon von dort aus sehen wir eine lange lange
Autoschlange. Nein, da reihen wir uns gewiss nicht ein, da sind wir uns mal
wieder einig. Als wir die Lodge betreten, merken wir direkt, dass dies wirklich
nichts für uns ist. Alles viel zu schick und man kommt sich eher vor wie in
einem Hotel in Dubai - das ist natürlich nur unsere persönliche Meinung! Die
Angestellten an der Rezeption sind höflich, aber nicht wirklich freundlich und
wir schnappen uns flugs den Korb, den wir zu zweit tragen müssen. Draußen ist
die Schlange mittlerweile noch länger geworden und ich zeige euch gerne dieses
ehrliche Bild hier:
Als Bewegung in die Sache kommt, steigen wir auch langsam ein und fahren
zum Tor, wo nun kein einziges Auto mehr zu sehen ist, da es anscheinend alle
super eilig haben. Da wir nicht zur Rush Hour ins Vlei wollen, steuern wir als
41. Fahrzeug gezielt die Elim Düne zum Sonnenaufgang an. Hier herrscht
friedliche Ruhe und wir können ganz alleine beobachten, wie die Sonne sich
langsam ihren Weg hinter den Bergen hervor bahnt. Eine wahnsinnig schöne Ruhe
und mystische Atmosphäre. In der Ferne beobachten wir Oryx und die Farben
werden nun immer intensiver je mehr sich die Sonne zeigt.
Bei der Weiterfahrt muss Petra gefühlt an jeder zweiten Düne halten, da
wir so begeistert sind, wie die Schatten den Dünenkamm entzweischneiden. Genau
diese Bilder haben wir uns so sehr gewünscht.
Bis zum 2x4 Parkplatz überholt uns sage und schreibe ein Auto. Richtung
Dünen spazieren gerade ein paar Oryx weg, die ich gerade noch erwischen kann.
Es ist zwar noch ein wenig frisch, aber die Jacken lassen wir im Auto, da sie
auf dem Weg zum Vlei bloß stören würden. Petra bezahlt schnell die Shuttle
Tickets und der Fahrer tritt ordentlich aufs Gas. Er fährt den ersten Kilometer
mit 80 und 90 km/h und uns fliegt fast alles weg. Der Wind peitscht eisig in
Gesicht und alle anderen Stellen, die nicht eingepackt sind. Wir halten an
jedem stehenden oder langsam fahrenden Auto, wo der Fahrer auf die Gelegenheit
wartet, jemanden mitzunehmen und sich etwas extra dazu zu verdienen. Ich habe
dafür ja Verständnis, aber es nervt.
Am 4x4 Parkplatz machen wir uns auf den Weg ins Dead Vlei. Bepackt sind
wir mit zwei Litern Wasser, es hätte sogar mehr sein können!
Den Weg zum Dead Vlei findet man ganz einfach indem man den vielen Menschen folgt oder sich an den Rückkehrern orientiert. Den Aufstieg zur Düne hätten wir wahrscheinlich auch gelassen, wenn ich ganz fit gewesen wäre. Ganz gemächlich erreichen wir nun endlich das Dead Vlei und wir sind überglücklich, dies nun gemeinsam sehen zu können. Großes Glück haben wir, dass die meisten schon wieder auf dem Rückweg sind oder noch beim Aufstieg auf die Düne. So können wir uns fototechnisch im Vlei gut austoben.
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Farm Robyn
Um Punkt 6 Uhr klopft es an unserer Tür und Jutta reißt uns aus dem Schlaf. Um Gottes Willen, ist etwas was passiert?! Draußen ist es noch stocke duster und Jutta gibt uns eine halbe Stunde Zeit zum Fertigmachen. Jetzt dämmert es uns langsam. Es werden die dicksten Jacken übergezogen und dann geht's - immer noch in völliger Dunkelheit - mit Decke und Wärmflasche hinten auf den Bakkie. Nach etwa zwei Kilometern sind wir uns sicher, dass wir zum Sundownerberg fahren. Die Elandherde von gestern begegnet uns auf dem Weg nach oben und der Wind peischt uns scharf ins Gesicht.
Den Weg zum Dead Vlei findet man ganz einfach indem man den vielen Menschen folgt oder sich an den Rückkehrern orientiert. Den Aufstieg zur Düne hätten wir wahrscheinlich auch gelassen, wenn ich ganz fit gewesen wäre. Ganz gemächlich erreichen wir nun endlich das Dead Vlei und wir sind überglücklich, dies nun gemeinsam sehen zu können. Großes Glück haben wir, dass die meisten schon wieder auf dem Rückweg sind oder noch beim Aufstieg auf die Düne. So können wir uns fototechnisch im Vlei gut austoben.
Uns fallen zwischendurch immer wieder Leute auf, die anscheinend keine
Schilder lesen können und sich den Anweisungen der dortigen Aufpasser strikt
widersetzen. Viele setzen sich auf die alten Bäume und machen Pause, lehnen
sich dagegen oder berühren diese für all ihre Fotos, obwohl am Anfang ein
deutliches Schild darauf hinweist, dies zu unterlassen. Nachdem nun viele den
Abstieg der Düne ins Vlei gemeistert haben und es wieder voller wird, finden
wir eine neue Lieblingsbeschäftigung: Eben erwähnten Trotteln "zufällig"
durchs Bild laufen. Auch von der Influenza bleibt das Vlei nicht verschont. Als
wir nach über einer Stunde langsam den Rückweg antreten, betreten die
Influenzas - pardon - Influencer die Bildfläche, natürlich nicht ohne die
gebührende Einmarschmusik - nein, kein Witz. Ungläubig schauen wir ihnen in
ihren Sommerkleidchen mit Musikbox hinterher und sind sehr froh, dies jetzt
hinter uns zu lassen.
Am 4x4 Parkplatz machen wir noch eine kurze Verschnaufpause und alles
worauf wir uns nun freuen, ist der schmackhafte Frühstückskorb! Ein Shuttle ist
schnell gefunden und gegen 12 Uhr sind wir gespannt, was wir uns alles
schmecken lassen können, denn der Hunger ist mittlerweile riesig! Wir breiten
die Tischdecke im Kofferraum aus und Petra beginnt, alles auszupacken. Hiervon
könnten so einige Leute satt werden und wir gehen davon aus, dass die Reste an
die Angestellten gehen. Spontan beschließen wir, morgen früh nicht in der Lodge
zu frühstücken, sondern uns genug abpacken, um uns Brote zu schmieren für
unterwegs. Immer wieder ernten wir neugierige Blicke und wir hauen ordentlich
rein. Gibt es eine coolere Art zu frühstücken?!
Auf dem Rückweg zieht es uns noch einmal zur Elim Düne, wo wir wieder
eine ruhige Idylle vorfinden. Ich komme auf die bekoppte Idee, dass man doch
eigentlich mal standesgemäß einen Oryx-Kniddel-Weitspuck-Wettbewerb machen
könnte. Petra schaut mich ungläubig an und meint, ich hätte sie wohl nicht mehr
alle. Aber da wir eben beide bekloppt sind - gesagt, getan. Wir lachen
wieder viel zusammen, erst recht bei dem Versuch, das ganze als Beweisvideo
festzuhalten. Ach Mama... Danke, dass du einfach jeden Mist mitmachst und wir
zusammen immer wieder Tränen lachen können!
An der Stelle, wo ich unser Permit bezahlen gehe, befindet sich noch ein
kleiner Shop und ich nehme direkt noch einige Flaschen Wasser mit. Schnell noch
tanken und das nächste, worauf wir uns freuen ist nun ein eiskalter Malawi
Shandy. Ich fühle mich prächtig und keine Spur mehr von Magenproblemen. An der
Rezeption geben wir noch den Zettel für das Abendessen heute ab, wo wir nun
kein Fleisch mehr angekreuzt haben, nur Salat, Brötchen, Soßen und nochmal
einen Sack Holz, da wir ein ordentliches Feuer machen wollen.
Nach den erfrischenden Shandys gehts ab unter die Dusche und das Essen
wird auch wieder pünktlich geliefert. Endlich können wir wieder einen schönen
Sonnenuntergang zusammen erleben. Die Umgebung hier ist einfach nur schön. Die
karge Wüste, die Berge in der Ferne, die uns einkreisen und die Oryx und
Springböcke, die ab und zu vorbeiziehen.
Wir zünden nun das Feuer an, bereiten das Essen zu und freuen uns hier
zu sein - mit welch einfachen Mitteln man glücklich sein kann! Heute trauen wir
uns auch an die fast 1 Kilo schwere Boerewurst und ich muss lachen, weil es so
aussieht als würde Petra eine eben erlegte und gehäutete Schlange auf den Grill
schmeißen.
Mit Wehmut im Nacken packen wir später schonmal alles für die morgige
Abreise.
Gefahrene Kilometer: 150
Fazit Desert Camp:
Hier kann man es aushalten. Diese Unterkunft hat uns richtig gut
gefallen und die Möglichkeit, selbst zu braaien finden wir einfach nur genial.
Auch die Art und Weise, wie man sein Grillgut bestellen kann ist einfach super.
Die Ausstattung in der Küche war gepflegt und wir hatten alles, was wir
brauchten. Nach der Renovierung haben die Häuschen viel an Komfort gewonnen.
Auch hier hätten wir noch länger bleiben können und wünschen uns oft an diesen
Ort zurück.
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Auf nach Swakop
Schon am Abend plagte mich ein vager Verdacht, der sich jetzt nach dem
Aufstehen bestätigt - hallo Erkältung! Vermutlich habe ich mir einen Zug geholt
als der Fahrer Richtung Vlei so gedüst ist. Schlapp und mit dickem Kopf helfe
ich Petra so gut es geht das Auto zu beladen. Frühstück hat sie sogar schon
vorbereitet und eingepackt. Für heute Mittag gibt es noch einen Salat und den
Rest Beorewurst.
Beim Check Out verabschieden wir uns herzlich und holen tief Luft. Ab
geht's zum Höllenritt! Wir fahren bereits kurz vor Sonnenaufgang los und die
Sonne versteckt sich noch eine Zeit lang hinter den Bergen. Dementsprechend
frisch ist es und vor allem bläst der Wind heute sehr kräftig.
Bis Solitaire ist die Pad tatsächlich so katastrophal wie es jeder immer
wieder predigt. Der wirklich mittlerweile heftige Sturm erleichtert die Sache
nicht gerade und so frühstücken wir in Solitaire notgedrungen im Auto.
Allerdings muss auch unbedingt noch ein Stück Apfelkuchen dran glauben und wir
sind froh, dass man dies auch to go bekommt. Das Cafe ist im vorderen Bereich
sogar geschlossen und draußen erlaubt der Wind es nicht mal, die
obligatorischen Bilder der Autos zu machen.
Vorbei an Bergen und einer weiten Ebene entdecken wir immer wieder
Antilopen, aber die Kandidaten, die ich suche sind gestreift. Und tatsächlich
erkenne ich schon bald in weiter Ferne Bergzebras grasen. Leider sehr weit weg,
aber wir freuen uns über diese Sichtung!
Mehr und mehr spüre ich, wie mein Körper abbaut und ich sehr müde werde.
Aber am Tropic of Capricorn Schild müssen wir selbstverständlich auch halten
und für ein obligatorisches Selfie raus springen - und auch schnell wieder
rein, da der Wind unheimlich viel Sand umher fegt. Den Apfelkuchen lassen wir
uns dann im Auto schmecken und ja, er ist wirklich extrem gut - sagen wir als
nicht sehr große Kuchen-Fans.
Ein Pass, dessen Name ich vergessen habe, beeindruckt uns mächtig. Serpentinen
rauf und runter und wieder oben angekommen erwartet uns ein atemberaubender
Blick.
Danach wird die Strecke zwar ziemlich öde, die Pad allerdings lässt sich
ausgezeichnet fahren. Mir fallen die Augen zu und die Fahrt erscheint mir
schier unendlich. Als ich sie wieder öffne, meint Petra nur trocken, es wären
noch 100 Kilometer bis Walvis Bay - immer noch so weit?! Meine Laune sinkt
fast, bis ich in der Ferne schon die Industriehäfen erkennen kann - war zum
Glück nur ein Spaß. Auch hier nochmal Hut ab, Mama, dass du diese langweilige
Strecke ohne mein Gelaber und Ablenkung so gut gemeistert hast.
Unser Navi (maps.me) führt uns dank Eingabefehler zunächst zu Meikes
Guesthouse, aber einmal um den Block erreichen wir dann unser eigentliches
Zeil, das Meerkat Guesthouse. Dort können wir direkt im bewachten Hof parken
und einchecken. Es ist ein wenig ungewohnt, in einem Zimmer eines großen Hauses
zu wohnen, da wir ja sonst überall immer Chalets haben. Aber diese kleine
Pension ist eine schöne Übernachtungsmöglichkeit, wenn man schon mal in
Swakopmund war. Bei erstmaligem Besuch würde ich etwas ausgefalleneres wählen.
Im Zimmer richten wir uns ein und Petra kommt später mit der Besitzerin ins
Gespräch, die uns empfiehlt, im Woermann Hustensaft zu holen. Spontan
entscheiden wir auch, heute Abend fein Essen zu gehen - falls noch irgendwo ein
Tisch zu bekommen ist. Kücki's meldet sich nicht, aber beim Tug ist noch ein
Tisch zu kriegen. Die Dame an der Rezeption reserviert ihn für uns und wir
kommen auf die Idee, heute tatsächlich mal auf die Kacke zu hauen und Hummer zu
probieren.
Bis zum Woermann ist es von der Pension aus ein Katzensprung und wir
werden dort auch direkt fündig. Auf dem Weg zum Strand laufen wir auch prompt
der Nüsschenmafia in die Arme. Als der Herr uns nach unseren Namen fragt, ist
Petra vorbereitet und antwortet ohne zu zögern "Marie-Antoinette-Jacqueline".
Das Gesicht des Nüsschenschnitzers hättet ihr sehen müssen und auch ich muss
lachen. Er fängt an, den Namen
auf seine Hand zu schreiben, aber da geben wir ihm freundlich zu verstehen,
dass wir das sechste mal hier sind und keine Nüsschen mehr brauchen.
Am Strand finden wir ein nettes Plätzchen und ich atme die wohltuende
Atlantikluft ein und aus. Auch der Hustensaft wird rein gekippt und es dauert
nicht lange, da steht der nächste Nüsschenschnitzer vor uns. Leider versteht
(oder will es nicht verstehen) er nicht, dass wir kein Interesse haben und ich
bin irgendwann schier genervt, weil ich einfach nur in Ruhe hier sitzen möchte.
Diesmal spazieren wir auch ein wenig auf der Jetty entlang und lauschen
dem rauen Ozean. Zum Sonnenuntergang packe ich allerdings die Kamera aus und probiere ein
wenig herum. Wir haben Glück und eine klare Sicht ohne Nebel.
Anschließend betreten wir das Tug, wo es sehr rummlig zugeht. Die
Kellner sind allerdings sehr nett und zuvorkommend. Petra bestellt Hummer und
entscheide mich für Calamaris - müssen ja nicht beide auf die Kacke hauen.
Das Essen schmeckt sehr gut, allerdings bezahlen wir relativ zügig
danach, da wir einen Tisch bekommen haben, an dem jeder vorbeiläuft und man
nicht so gemütlich sitzt - klar, wir haben ja auch erst spät reserviert, also
nicht schlimm. Das Restaurant bietet außerdem einen Shuttle Service an, den wir
gerne in Anspruch nehmen und wir werden sicher wieder am Guesthouse
abgeliefert. Es ist merklich mild und nicht wirklich so kalt, wie man es hier
kennt.
Erwartet uns morgen etwa wieder Ostwind?
Gefahrene Kilometer: 342
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Ein
entspannter Tag in Swakop - allerdings nicht ganz alltäglich...
Endlich können wir mal nach Lust und Laune ausschlafen. Zumindest ich,
Petra ist selbstverständlich wieder viel zu früh wach und schlürft schon ihren
zweiten Kaffee. Der Hustensaft hat wahre Wunder gewirkt und ich fühle mich besser
als gestern. Erst als ich auf mein Handy schaue und das WLAN nicht
funktioniert, merke ich, dass wir Stromausfall haben. Petra schleicht sich ins
Zimmer und meint, es wäre in ganz Swakopmund der Strom weg. Ein gutes Frühstück
bekommen wir trotzdem und lassen uns diesmal viel Zeit.
Um 11 Uhr sind wir mit Beate verabredet, mit der wir letztes Jahr als
Überraschung für Mama Petra einen unvergesslichen Sundowner in den Dünen erlebt
haben. Wir haben unser Wort gehalten und treffen uns heute tatsächlich wieder,
worauf wir uns schon im Vorfeld der Reise sehr gefreut haben.
Draußen auf der Straße merken wir direkt, dass heute nicht nur
Ostwind-Stimmung, sondern tatsächlicher Ostwind herrscht, mit Sturmböen,
Sandsturm und allem was dazu gehört. Wir treffen Beate pünktlich im Museums
Café, da man in Swakopmund immer erst am jeweiligen Tag sagen kann, wie das
Wetter wird und was man zum Sundowner planen kann. Wir zischen erfrischende
Malawi Shandys und die Wiedersehensfreude ist groß! Das Sahnehäubchen liefern
jetzt noch die Delfine, die weit hinter uns in der Bucht schwimmen und wir sind
endlos begeistert. Noch nie haben wir Delfine gesehen! Leider müssen wir den
Plausch irgendwann abbrechen, da es zu gefährlich wird, weiter hier zu sitzen.
Der Sturm bläst so heftig, dass ganze Palmwedel herumfliegen. Wir verabreden
uns für 17 Uhr zum Sundowner am Langstrand, dieses warme Wetter muss man
schließlich ausnutzen.
Petra und ich schlendern noch ein wenig am Strand entlang in der
Hoffnung, die Delfine würden nochmal auftauchen, aber leider haben wir da kein
Glück. Die Hitze lässt sich wirklich nur aufgrund des starken Windes aushalten.
Beate empfahl uns, die Raith Bäckerei aufzusuchen um Brot für unsere
Selbstversorger-Abende in Etosha zu kaufen. Denen ihr Vollkornbrot würde sich
glatt eine Woche halten, kein Problem. Den Weg erklärte sie uns mit rechts,
rechts, geradeaus und links. Erstaunlicherweise finden wir die Bäckerei auf
Anhieb. Neben dem Brot bestellen wir uns auch noch ein Stück Pizza als
Mittagssnack und genießen die angenehme Kühle im Raum - bis wieder der Strom
ausfällt für kurze Zeit.
Diesmal statten wir auch dem Aquarium noch einen Besuch ab, von dem ich
mir ein klein wenig mehr erhofft habe. Die Kassiererin fragt mich wie
selbstverständlich, ob Petra Rentnerin ist und ich muss lachen. Petra versteht
kein Wort und schaut mich schief von der Seite an. Als ich sie aufkläre, nimmt
sie es auch mit Humor und wir bezahlen für sie den regulären Eintrittspreis.
Man kann sagen, man hat sich nach spätestens 20 Minuten alles intensiv
angeschaut und empfindet das große Becken als viel zu voll bzw. viel zu klein
für solch große Fische und Haie.
Draußen spricht uns natürlich wieder die Nüsschenmafia an, aber diesmal
ist es ein ganz spezieller Verkäufer, der an Bob Marley erinnert und mit dem
wir uns wirklich nett unterhalten, nachdem wir erklärt haben, wie viele
Nüsschen wir schon zu Hause haben. Manchmal möchten diese Menschen sich
wirklich auch nur nett unterhalten ohne penetrant zu sein.
Zurück im Guesthouse gibt es erstmal eine kleine Siesta, obwohl es im
Zimmer eigentlich viel zu warm ist. Im Innenhof zischen wir noch was Kühles aus
dem Selbstbedienungs-Kühlschrank und machen uns langsam fertig für den
Sundowner. Auf der Straße warten wir auf Beate, die man mit ihrem Landi schon
von weitem hören kann. Wir springen ins Auto und biegen auf der Hauptstraße
Richtung Walvis Bay ziemlich am Anfang schon rechts ab zum Strand. Nach einigen
Hundert Metern dann der kurze Schockmoment - Festgefahren! Und nun? Kein
Problem, Beate ist schließlich ein Profi und hat uns mit ein paar Kniffen
direkt wieder befreit. Petra meint nur, vorsichtig wie sie eben ist, wir
könnten doch auch hier bleiben, wäre doch auch schön. Nein, Beate sucht nach
einem noch schöneren Fleckchen und schon bald halten wir an einer ruhigen
Stelle, wo das Meeresrauschen die Straße hinter uns übertönt und die Möwen
fleißig ihre erbeuteten Muscheln auf die Felsen krachen lassen. Wir schnappen
uns Stühle und Tisch und lassen uns direkt am Meer nieder. Wow, ist das schön!
Die Zeit verfliegt bei intensiven Gesprächen und dem wahnsinns Anblick
leider viel zu schnell. Da es aber nicht wirklich kalt ist, können wir auch
nach Sonnenuntergang noch ein wenig hier sitzen und packen erst zusammen als es
wirklich dunkel wird.
Zum Abendessen schlägt Beate das Secret Garden vor, dessen Name uns
bekannt vorkommt und wir schließen uns gerne an. Dort bekommen wir aber leider
keinen schönen Tisch mehr, sodass wir uns entscheiden, wieder zu gehen. Da
Petra und ich für alles offen sind, probieren wir unser Glück nun beim Wester
Saloon, von dem wir noch nichts gehört haben. Sehr freundlich werden wir von
den deutschsprachigen Besitzern empfangen und bekommen noch einen freien Tisch.
Irgendwie ist mir auch heute nicht nach Game und in Swakopmund isst man ja
ohnehin bekanntlich eher Fisch. Das sehen wir alle drei so und bekommen riesige
Portionen vom Fang des Tages für Beate, Seezunge für mich und für Petra
Calamaris, die tatsächlich noch besser schmecken als gestern im Tug. Mein Fisch
ist auch hervorragend und vor allem viel zu viel. Hier kann man sehr gut essen
gehen - abgesehen leider von der etwas befremdlichen Untermalung deutscher
Schlagermusik, aber das urige Ambiente macht dies wieder wett.
Der Abend geht leider viel zu schnell zu Ende und schweren Herzens
müssen wir uns später am Guesthouse von Beate verabschieden. Dieser Abschied
fällt irgendwie besonders schwer, da Swakopmund erstmal nicht mehr auf dem Plan
steht, aber wir würden Bescheid geben, wann wir nächstes Jahr in welcher
Unterkunft sind und wer weiß, vielleicht trifft man sich ja zufällig irgendwo.
Auch an dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank für diesen wundervollen
Abend liebe Beate!
Als wir uns langsam Richtung Bett bewegen ahnen wir schon Schlimmes:
diese Nacht wird unerträglich warm bleiben und wir sollten Recht behalten.
:evil: Natürlich haben die Zimmer hier keine Klimaanlage, braucht man ja die
meiste Zeit in Swakopmund auch nicht, sondern eher sowas wie einen Heizofen.
Fazit Meerkat Guesthouse:
Ein sehr nettes kleines Guesthouse, das man weiter empfehlen kann. Man
kann sehr geschützt im Freien sitzen und kann mittags auch einen leichten Lunch
bestellen. Wir fühlten uns sehr wohl und das Preis-Leistungs-Verhältnis hat
gestimmt. Der bewachte Parkplatz mit Elektrotor ist auch ein Pluspunkt. Für
einen erstmaligen Besuch in Swakopmund würde ich aber wie gesagt eine etwas
ausgefallenere Unterkunft wählen.
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Bye Bye
Handyempfang und Zivilisation - Hallo Damaraland!
Heute fühle ich mich klasse und der Hustensaft hat seine Wirkung nicht
verfehlt. Zeitig wird gefrühstückt, denn wir möchten so früh wie möglich im
Madisa Camp sein ohne zu hetzen. Während wir das Auto beladen, höre ich Petra
nur wieder stöhnen, dass man hier so schlecht ausparken kann und es so eng
wäre. Die darauffolgende Konversation läuft in etwa so ab:
Ich: "Schlüssel her, heute fahre ich."
Petra: Bloß ein ängstlicher Blick…
Ich: "Ja hopp!"
Petra: "öööööhhh... Muss das sein?"
Ich: "Ja."
Petra: "Aber.."
Ich: "Nein."
Petra: "Wenigstens durch die Stadt?!"
Ich: "Her jetzt damit!"
Petra: "Na dann guck mal, wie du hier rauskommst, ich helfe dir
nicht."
Souverän bugsiere ich uns nach Check Out aus dem Hof heraus und Petra
sagt jetzt erstmal nichts mehr. Außer an gefühlt jeder Kreuzung, dass dort Autos
kommen. In einer großen Stadt durchaus mit zu rechnen. Nach einem kurzen Halt
bei der Prima Schlachterei und um gefühlt ein Kilo Salami reicher geht es nun
Richtung Henties Bay. Zuerst gilt es allerdings, die Kreisel und Kreuzungen aus
Swakopmund heraus zu bewältigen, die für Petra als Beifahrerin ein größeres
Problem darstellen als für mich.
Naja, bis Henties Bay höre ich auch nur ungefähr 15 Mal, dass sie
vollends entspannt ist - klar, ich kann hier ja auch niemandem "dicht
auffahren". Nach dem Tanken fahren wir Richtung Osten und wundern uns über
die gute und glatte Pad. Momentan ist man dabei, diese zu befestigen,
allerdings nicht zu asphaltieren. So kommen wir ein gutes Stück zügig voran und
haben natürlich in weiter Ferne bereits den Brandberg in Sicht, der auch dieses
Jahr nur gaaaanz langsam näher kommt. Selbst als die Pad wieder in Gravel
übergeht lässt sie sich klasse fahren bis kurz vor Uis. Hier beginnen langsam
die Verkaufsstände von Himbas und Herero Frauen und Petra würde zu gerne mal anhalten.
Ich persönlich habe wenig Lust auf diese unangenehm penetrante Verkaufsmasche.
Also fahren wir zunächst nach Uis, wo wir den Cactus Garden für eine kleine
Mittagspause besuchen möchten. Wow, wir hätten nicht damit gerechnet, in Uis so
ein schönes Fleckchen zu finden! Hier lohnt sich ein Stopp definitiv, auch wenn
es nur für eine Toilettenpause und ein kühles Getränk ist. WLAN gibt es hier
ebenfalls. Wir bestellen uns einen leichten Lunch und der Salat ist frisch,
knackig und sehr lecker.
Nun sind es noch etwa 80 Kilometer bis nach Madisa und Petra würde mir
wahrscheinlich am liebsten die Autoschlüssel aus der Hand reißen. Hier beginnt
nun endlich die wunderschöne Strecke, die wir von letztem Jahr noch kennen.
Nach wiederholt gefühlten 50 "langsam's" von ihr stehen wir jetzt vor
einem kleinen Roadblock, denn die Bokkie Hunde liegen mitten auf der Straße, wo
letztes Jahr vermehrt Menschen versucht haben, uns anzuhalten. Petra rutscht
trocken heraus: "Ja schicken die jetzt schon die Hunde?!" - und ich
muss herzlich lachen. Immerhin nervt mich Petra jetzt nicht mehr ständig, dass
ich bitte Fahrsequenzen filmen soll, sondern kann dies nun selbst tun.
Die Verkaufsstände am Straßenrand werden immer mehr und als wir an einem
der Himbas einen anderen Duster stehen sehen, gebe ich nach und wir halten.
Freundlich werden wir begrüßt und geben allen den namibischen Handschlag. Sehr
überrascht stellen wir fest, dass wir uns ganz in Ruhe umsehen können ohne
bedrängt zu werden - das gefällt uns. Petra interessiert sich für ein Armband
und fragt, wie viel es kosten soll. 300 N$. Als sie es ausziehen will, weil es
ihr zu groß ist und um ein anderes auszuwählen, kostet es plötzlich nur noch
150 N$. Ich nehme auch noch eins und die Frauen haben Spaß, dass sie etwas
verkaufen können. Sie tanzen noch für uns und Petra gibt ihr Bestes, um Schritt
zu halten. Wir haben eine Menge Spaß und geben ihnen gerne noch etwas Geld in
den Teller, den sie beim Tanzen in die Mitte gestellt haben.
Danach unterhalten wir uns noch mit ihnen und nun geht die Fragerei nach
Essen los. Ich erkläre ihnen, dass wir in Lodges übernachten und dort unser
Essen bekommen, also nichts dabei haben. Aber eine große Flasche Wasser können
wir getrost abgeben, doch diese ist rasch leer. Ich komme auf die Idee, diese
mit dem Wasser aus dem Kanister von Farm Heimat aufzufüllen, den uns Rainer
mitgegeben hat. Alle bedanken sich glücklich und wir fahren weiter. Beate hat
uns erklärt, dass es hier genug Brunnen gibt und wir bei Leuten, die um Wasser
betteln nicht anhalten sollen. Solche sind uns allerdings diesmal nicht
begegnet.
Die letzten 14 Kilometer nach Madisa fahren wir über ganz schönes
Wellblech, aber sind umso begeisterter als wir endlich ankommen. Das nennen wir
mal originell und wir fühlen uns direkt wohl. Madisa bedeutet ein Ort der
Fröhligkeit und alles hier ist einmalig.
Leider hat unser Zelt einige Mängel und die Reißverschlüsse schließen
nicht richtig. Dies scheint ein allgemeines Problem in Unterkünften zu sein, wo
die Zelte nicht sehr gepflegt werden. Omatozu zeigte letztes Jahr, dass es auch
anders geht! Das offene Badezimmer ist allerdings der Knaller! Alles ein wenig
gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr schön.
Als ich auf der Terrasse sitze und Bericht schreibe, zieht auf einmal
Wind auf und wird von jetzt auf gleich so heftig, dass ich das iPad an mich
drücke und Mühe habe, nicht wegzufliegen! Das war eine Windhose vom Feinsten!
Erst im Zelt wird uns das ganze Ausmaß bewusst, da wir die Fenster geöffnet
hatten und nun das ganze Zelt voller Sand ist. Aber auf Mama Petra ist Verlass
und die Putzfee geht ans Werk.
Zum Sundowner genehmigen wir uns einen nicht ganz kalten Gin Tonic und
ein Ehepaar stößt zu uns, die ebenfalls heute angereist sind. Birgit und
Andreas aus dem Schwabenländle, mit denen wir uns auf Anhieb verstehen. Während
die Sonne langsam untergeht tauschen wir uns über die bisherigen Erlebnisse aus
und freuen uns, morgen zusammen das Elephant Tracking erleben zu dürfen.
Natürlich erzähle ich voller Eifer die Geschichte aus dem letzten Jahr über die
Begegnung mit Voortrekker. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die klitzekleine
Hoffnung, ihn vielleicht wieder zu sehen, da er momentan in der Gegend ist. Ach
Großer, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon geahnt hätte, was knapp zwei Wochen
später passieren sollte....
Das Abendessen wird hier an einem großen dreieckigen Tisch gemeinsam mit
den anderen Gästen eingenommen und die Töpfe werden auf der Glut warmgehalten.
Leider ist die Atmosphäre beim Essen sehr kalt und die anderen Gäste sind nicht
so gesprächig wie Birgit und Andreas. Es gibt Oryx Spieße, Boerewurst,
Maiskolben, Butternut, Rote Beete Salat, Nudelsalat und Reis mit Soße. Das
Fleisch ist sehr durch, aber gut gewürzt und Petra schmeckt besonders die
Wurst. Der Nachtisch ist ein Boeren-Dessert, das einfach nur genial schmeckt!
Nach dem Essen schwatzen wir mit Birgit und Andreas noch ein wenig, die
sich leider nicht rechtzeitig zum Essen angemeldet hatten, und freuen uns alle
vier auf den morgigen Tag.
An unserem Zelt fällt mir der strahlende Mond auf und ich krame die
Einstellungen, die ich mir zuhause notiert hatte hervor, nehme den Polfilter ab
und knipse aus der Hand drauf los. Vom Ergebnis bin ich dermaßen begeistert,
auch wenn der Mond noch nicht ganz voll ist.
220 mm / F4.0 / ISO 800 / 1/800sek
Wir krabbeln in die Betten und schlafen diesmal nicht direkt ein. Uns
wird bewusst, wie weit ab vom Schuss wir hier sind und man uns einfach
überfallen könnte.... Nein, an sowas darf man in diesem Moment nicht denken,
Augen zu und durch! Der nächtliche Toilettengang ist sehr gewöhnungsbedürftig,
aber der Mond spendet ein angenehmes Licht und so ein Blick in die Sterne auf
dem stillen Örtchen hat doch auch was.
Gefahrene Kilometer: 292
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Damaraland - Die sanften Riesen des Huab
Heute heißt es wieder früh aufstehen, denn die Wüstenelefanten warten!
Petra hat damit natürlich kein Problem und weckt mich als es noch dunkel ist.
Leider kann sie hier keinen morgendlichen Kaffee genießen, denn es gibt keinen
Strom an den Zelten, nur eine Batterie, die abends angeschlossen wird, damit
man wenigstens etwas Licht hat. Trotz allen Bedenken haben wir begleitet von
vielen Bellgeckos sehr gut geschlafen.
Das Frühstück ist hier sehr einfach gehalten und es brennt schon ein
großes Feuer. Davon werden wieder kleine Gluthäufchen gebildet, die Kaffee und
heißes Wasser warmhalten.
Pünktlich um 7:30 Uhr lädt Desmond, unser Fahrer, uns ein, Platz zu
nehmen im offenen Safariwagen. Der Wagen ist voll besetzt und er hat noch einen
Spurenleser neben sich, der ihn unterstützen soll. Des erklärt uns, dass wir
zunächst einiges an Strecke gut machen müssen (gestern waren es 100 km), um
hoffentlich das Glück zu haben, die Desert Adapted Elephants zu finden. Er
besteht auf diesen Begriff, da die Wüstenelefanten an sich ja keine eigene Art
bilden, sondern sich mit der Zeit an ihren Lebensraum angepasst haben.
Wir sind sehr froh, die dicken Jacken angezogen zu haben, denn der
Fahrtwind peitscht uns ordentlich um die Ohren. Birgit hat noch weiter gedacht
und eine dicke Wollmütze auf. Als die Sonne sich langsam zeigt, bewundern wir
die wunderschöne Landschaft des Damaralandes und ich bin mir direkt sicher,
diese Gegend irgendwann nochmal intensiver erleben zu wollen. Leider schlägt
auch hier die Dürre ordentlich zu und wir sehen so gut wie kein anderes Wild.
Vorbei an tollen Felslandschaften passieren wir irgendwann die Abfahrt zu
Twyfelfontein und haben nun wieder eine ungefähre Ahnung, wo wir sind. Wir
halten bei Einheimischen und Desmond fragt anscheinend nach Elefanten, sie
unterhalten sich auf Afrikaans und ich verstehe so gut wie nichts. Auch können
wir absolut nicht abschätzen, wie weit wir bis jetzt gefahren sind.
Auf den nächsten Kilometern entdecken wir tatsächlich vereinzelt
Elefantendung und sind nun ganz im Pirsch-Modus. Wir biegen in das Flussbett
des Huab und schon von weitem können wir einige Autos entdecken und schlagartig
wird klar - wir haben sie gefunden! Im Vorfeld habe ich angenommen, wir würden
Richtung White Lady Lodge fahren, da zu dieser Zeit dort auch die Elefanten
inkl. Voortrekker waren, aber dann ist mir in den Sinn gekommen, dass man dort
wahrscheinlich keine "Konkurrenz" duldet.
Eine ganze Herde verteilt sich hier im Flußbett, ebenso wie einige Autos
der umliegenden Lodges und Fotosafaris. Der Anblick der Elefanten vor den
gewaltigen Felsen und im Flussbett freut uns sehr, da wir sie letztes Jahr im
dichten Busch gesehen hatten und nicht in ihrer so typischen Umgebung.
Unglaublich, wie klein so ein Elefant wirken kann vor einer solchen Felswand.
Desmond hält mittig in der Herde ohne einem Tier zu nahe zu kommen. Bei
anderen Fahrern erleben wir zwischendurch tatsächlich, wie sie den Tieren
ordentlich auf die Pelle rücken, was uns alle nur den Kopf schütteln lässt.
Natürlich wünscht man sich manchmal ein wenig näher heran, aber Des weiß schon,
was er tut.
Irgendwann wird unser Wagen für die Tiere interessant und sie nähern
sich von sich aus. Teilweise müsste man nur den Arm rausstrecken und man könnte
einen Elefantenhintern berühren. Sie sind tiefen entspannt und strahlen eine
unglaubliche Ruhe aus. Sie ziehen ihre Runden um den Wagen von Busch zu Busch
um zu schauen, ob der nächste vielleicht nicht doch besser schmeckt. Da sieht
man wieder wunderbar, wie verschwenderisch Elefanten doch sind. Hinter einem
großen Busch ertönt plötzlich ein verärgertes Tröten und eines der Fahrzeuge
ist einem Bullen viel zu nahe gekommen. So etwas ärgert einfach nur und
bestärkt die Tiere, irgendwann schneller nervös werden und vielleicht sogar
Aggressivität aufbauen.
Die Herde zieht langsam weiter und wir warten noch, damit wir sie nicht
direkt verfolgen wie die anderen Wagen. Des macht das einfach toll, ich
bewundere ihn dafür. Ein kleines Stück weiter halten wir bei dem Bullen, der
eben getrötet hat und sich nun auf seine Siesta vorbereitet. Ein paar Jungtiere
liegen einige Meter weiter bereits im Schatten und die Älteren wachen über sie.
Dem Bullen fallen immer wieder die Augen zu und er weiß irgendwann nicht mehr,
wie er sich gemütlich hinstellen soll. Innerhalb von Sekunden lässt er sich zu
Boden gleiten mit einer Eleganz, die man ihm gar nicht zutraut, und liegt
flach. Wow, so etwas mal live zu erleben ist wirklich etwas Besonderes!
Nachdem wir ihm eine Weile beim leichten Schnarchen zugehört haben, ist
es Zeit für eine Mittagspause im Flussbett. Wir fahren quasi um die Ecke und es
gibt Pfannkuchen mit Bolognese Soße oder Sirup. Interessante Mischung, schmeckt
aber nach so einer Begegnung einfach nur gut! Vor allem im Staub des Huab und
mit Elefantendung um uns herum.
Wir kommen ein wenig mit Des ins Gespräch und er meint, wir würden uns
nun noch ein Stück auf die Suche machen nach den Wüstenlöwen. Ich glaube ich
höre nicht richtig und Petras Herz macht einen Sprung. Ich bringe sie aber
direkt wieder ein wenig runter, denn das wäre nun wirklich utopisch, wenn wir
diese auch noch sehen würden.
Weiter geht es ein Stück durchs Flussbett und die Augen sind nun noch
intensiver im Pirschmodus! Jeder Busch und unter jedem Baum wird abgescannt,
aber unsere Suche bleibt erfolglos. Als wir über ein riesiges Plateau fahren,
verschlägt es uns glatt die Sprache. Diese Landschaft entschädigt alles und ich
könnte mich jetzt noch ärgern, nicht mehr Bilder gemacht zu haben. Aber
manchmal ist das eben so, da vergisst man bei aller Schönheit, diese
einzufangen, aber behält sie ganz tief im Herzen. Zwar findet unser Tracker
einige Spuren, denen wir folgen, aber diese verlieren sich schnell wieder. Puh,
war das spannend!
Wir treten den Heimweg an und fahren dafür an den nun durchgehend flach
liegenden Elefanten vorbei. Ich glaube, hätten wir nicht gewusst, dass sie da
sind, hätten wir sie glatt übersehen. Wer sucht denn schon nach liegenden
Elefanten? Desmond hält hier nun nicht mehr, denn er möchten den Tieren ihre
Ruhe gönnen - Recht hat er.
Jetzt heißt es nur noch Augen zu und durch! Der Wind wird immer heftiger
und weht uns fast die Haare vom Kopf. Schließlich sind wir froh, zurück im Camp
zu sein. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Des, er hat das so klasse gemacht!
Daraufhin brauchen wir vier erstmal was Kühles zu trinken, um das Erlebte
sacken zu lassen. Birgit und Andreas sind so begeistert von der Begegnung,
dabei waren sie sich gestern noch gar nicht so sicher, ob sie das Tracking
überhaupt mitmachen sollen. Wir quatschen uns noch eine ganze Weile fest, bis
die Müdigkeit letztendlich siegt. Petra muss sich unbedingt hinlegen und ich
habe noch einige Tage Berichtsheft nachzuholen.
Am Parkplatz tummeln sich allerdings viele viele Klippschliefer, die
nächsten Verwandten zu unseren Hauptakteuren heute Morgen. Petras Nerven werden
ein ganz klein wenig strapaziert, während ich mich partout nicht von diesen
kleinen Kerlchen lösen kann. Zum ersten Mal sehen wir auch Jungtiere und wir
dürfen den Süßen sehr nahe kommen.
Nach einer sehr entspannten (Nach-)Mittagsruhe stoßen wir zum Sundowner
mit Savanna und Windhoeker an und krallen uns den Einzeltisch fürs Abendessen.
Nochmal so eine kalte Atmosphäre brauchen wir nicht, dann sind wir lieber nur
für uns alleine. Im Nachhinein ist das auch gut so, denn Birgit und Andreas,
die heute in der großen Runde sitzen, berichten uns nachher, dass die beiden
jungen Kerle damit geprahlt haben, dass das Wellblech auf den Pads mit 120 km/h
eigentlich gut zu fahren ist. Nein, das hätte ich wahrlich nicht selbst hören
dürfen!!!
Das Abendessen ist wieder sehr einfach und lecker. Es gibt zwei Salate,
Hartebeest mit Kartoffeln im Poitje, Bohnengemüse und Nudeln. Alles sehr lecker
und zum Nachtisch gibt es wieder einen Boere-Kuchen, der auch heute richtig
richtig gut ist.
Als ich für Getränke-Nachschub sorgen will, treffe ich Desmond an der
Bar und wir kommen ins Gespräch. Anscheinend wird er erst so richtig
gesprächig, wenn man selbst die Initiative ergreift. Wir vier laden ihn noch zu
einem Absacker Amarula ein und hören gerne seinen Geschichten zu. Es wird viel
gelacht und wir verbringen einen tollen Abend in der absoluten Einsamkeit
dieses Camps. Des scherzt nun, er hoffe, er würde Birgit, Andreas oder Petra
irgendwann wieder auf Madisa begrüßen dürfen, mich aber garantiert mal irgendwo
im Busch treffen! Als er sich verabschiedet, weil er morgen wieder eine
anstrengende Tour hat, bleiben wir noch eine Weile mit Birgit und Andreas
sitzen und können uns gar nicht so recht losreißen. Irgendwann wird es aber
dann doch Zeit und wir würden uns ja beim Frühstück nochmal sehen.
(Nicht selbst)gefahrene Kilometer: 191
Fazit Camp Madisa:
Klar ist, dass dieses Camp nicht unbedingt jedermanns Sache wäre. Für
uns aber war es genau das Richtige! Ein kleines Abenteuer zum Abschalten für
uns als Nicht-Camper. Das Essen war sehr einfach, aber gut und es war fast das
einzige, das mein generell empfindlicher Magen super vertragen hat in diesem
Urlaub. Das Elephant-Tracking haut mit 900 N$ ordentlich rein, aber ist absolut
angemessen für das, was wir erlebt haben und wir weit wir auch fahren mussten.
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Kamanjab - Fahrt nach Farm Robyn
Es ist noch stocke duster, da wache ich auf, weil Petra wieder am Räumen
ist, wo es eigentlich gar nichts mehr zu räumen gibt. Dafür nutze ich aber die
Gunst der Stunde und mache noch eine Aufnahme vom Fast-Vollmond in einer
anderen Perspektive.
Schnell ist das Auto beladen und wir trennen uns nur ungern von dieser
Unterkunft. Aber heute geht es endlich wieder nach Robyn! Beim Frühstück
treffen wir noch Desmond und unterhalten uns noch ein wenig bei einem Kaffee.
Er hat heute wieder eine ordentliche Tour vor sich und fährt in eine andere
Richtung, um Elefanten zu finden. Wir drücken ihm die Daumen und schießen
natürlich noch ein Abschieds-Selfie.
Auch Birgit und Andreas treffen wir noch kurz vor unserer Abfahrt und da
ihre nächste Station Oppi Koppi ist, würden wir uns bestimmt dort noch einmal
treffen. Also los gehts nach Robyn - aber Moment, erst noch die Diskussion,
dass ich auch diese Strecke noch fahren möchte.
Petra: "Ääähhmm...wie?!"
Ich: "Ja, du musst danach Etosha sowieso die ganze Zeit
fahren."
Petra: "Ich fahre ja auch gerne!"
Ich: "Ja siehste, ich auch, also."
Petra: "Aber..."
Ich: "MAMA!!!"
Petra: "Na gut, dann fahr ich aber von Kamanjab bis Robyn."
Ich: "Von mir aus..."
Als alles geklärt ist, fahren wir zunächst zurück zur C35 Richtung
Khorixas. Kurz hatten wir im Vorfeld auch überlegt, über Outjo nach Kamanjab zu
fahren, da wir dort sonst dieses Jahr gar nicht vorbeikommen würden. Noch ist
allerdings nicht ausdiskutiert, ob wir in drei Tagen (so wie ich es mir
wünsche) übers Galton Gate nach Okaukuejo fahren oder (so wie Petra es lieber
hätte, weil sie sich schon verunsichern ließ, was die Straßenverhältnisse
angeht) über Outjo. Da es jetzt aber über Outjo doch ein großer Umweg wäre,
entscheiden wir uns heute für den direkten Weg nach Kamanjab weiterhin auf der
C35, die in einem super Zustand ist. Die Diskussion übers Galton Gate ist aber
noch nicht abgeschlossen, Mama!
Ein paar Mal mehr strecke ich meinen Arm nach links, um Petra zurück in
den Sitz zu drücken, da sie mich mit ihrer nervösen Haltung kirre macht. Heute
kommt uns die Strecke auch gar nicht so lange vor wie im vergangenen Jahr und
wir erreichen recht flott und nach ungefähr 17 "langsam"s und 13 mal
"Vorsicht Kurve" von Petra Kamanjab. Hach, es ist einfach wieder wie
Heimkommen. Natürlich ist unser erstes Ziel Oppi Koppi für erfrischende Malawi
Shandys und einen Plausch mit der Besitzerin Marianne.
Nach dem Schwatz mit Marianne läuft eine Frau an uns vorbei, die uns
beiden sehr bekannt vorkommt und wir sind uns schnell einig, dass das nur
Debbie vom Filmhouse sein kann! Als sie nochmal an uns vorbeiläuft, sprechen
wir sie an und tatsächlich, wir begrüßen uns herzlich und freuen uns sehr, sie
wieder zu sehen. Wir erinnern uns immer wieder gerne an den tollen Abend vor
zwei Jahren im Filmhouse. Leider hat sie wenig Zeit und Petra muss jetzt
durchhalten und einige Zeit auf mich verzichten, da ich auf Vogel-Jagd gehe,
was in Oppi Koppi einfach klasse ist! Mittlerweile habe ich riesigen Spaß
dabei, die Kamera manuell einzustellen und die Ergebnisse können sich
tatsächlich sehen lassen.
Stolz zeige ich ihr meine Ausbeute und wir bezahlen unsere Rechnung, da
spaziert Birgit durch die Tür und Andreas folgt kurz danach. Natürlich setzen
wir uns mit ihnen nochmal hin und zwingen Birgit endlich einen Malawi Shandy
auf - Ergebnis: "Sau gut!". Wir tauschen noch Nummern aus, da wir uns
so gut verstanden haben in den letzten zwei Tagen und auf jeden Fall in Kontakt
bleiben möchten. An dieser Stelle gaaanz liebe Grüße an euch beide!
Der Sentra wurde mittlerweile umgebaut und hat einen größeren Eingang
auf der anderen Seite als gewohnt. Ich schnappe mir einen Einkaufswagen, um ein
paar Mitbringsel für die Angestellten Enginie, Immanuel und Beatrice
einzukaufen. Außerdem hat Jutta eine ganze Kiste mit Getränken und
Lebensmitteln geordert, die wir noch mitbringen sollen. Ich muss sagen, der
Sentra macht jetzt viel mehr her als vorher und Sachen wie Maismehl, Milch,
Zucker und Honig landen im Einkaufswagen. So etwas hilft den Menschen vor Ort
viel mehr als Süßigkeiten aus Deutschland.
An der Kasse weiß erstmal niemand etwas mit Juttas Bestellung anzufangen
und ich muss warten. Derweil beobachte ich draußen Petra, die zuerst von
Bennie, dem Nüsschenschnitzer angesprochen wird, aber natürlich kein Nüsschen
kaufen will. Danach eilen zwei andere Verkäufer zu ihr und schwatzen ihr ein
Armband auf. Grinsend schüttel ich den Kopf. Endlich kann ich bezahlen und
Juttas Bestellung ist auch aufgetaucht. Ein netter junger Mann hilft mir noch,
alles zum Auto zu bringen, wo ich Petra erstmal zurufe: "na, haste wieder
Geld ausgegeben? Dich kann man nicht alleine lassen!". wir müssen beide
lachen. Es passt alles noch gerade so ins Auto und nun darf Petra auch endlich
wieder ans Steuer. Ich glaube, ihr fällt in dem diesem Moment ein kleiner Stein
vom Herzen... Wir verlassen Kamanjab und müssen schmunzeln - wen man hier immer
so alles trifft, einfach toll!
Auf dem Weg nach Robyn sieht man deutlich, dass die Dürre hier besonders
zugeschlagen hat. Wo in den letzten Jahren noch etwas Gras stand, ist nun der
nackte Boden zu sehen und nur vereinzelte Mopane Sträucher tragen noch grüne
Blätter. Ein trauriger Anblick, den man sonst von Bildern aus den Monaten
September oder Oktober kennt.
Beim elektrischen Tor merken wir, dass uns ein Auto folgt. Komisch,
Jutta hatte nicht erwähnt, dass sie außer uns heute noch Gäste erwartet. Petra
fragt nach und das junge Paar hat sich tatsächlich auf Google Maps verlassen
und ist auf dem Weg nach Olifantsrus. Puuuhhh, schlechte Nachrichten, bitte
einmal wenden. Wir haben mittlerweile 14 Uhr, da müssen sie sich sputen.
Unser Begrüßungskomitee besteht dieses Jahr mal nicht aus Giraffen,
sondern einer Herde Zebras. Leider fällt uns dabei ein Tier mit gebrochenem
Vorderbein auf und wir fahren umgehend weiter, damit sie nicht weiter flüchten
müssen.
Auf Robyn begrüßen wir uns alle erstmal ganz herzlich und wir freuen uns
sehr, wieder hier zu sein. Die Freude wird allerdings etwas getrübt als uns
bewusst wird, dass ein kleiner Vierbeiner fehlt, nämlich der Dackel Waltraud.
Die Kleine Kämpferin musste sich vor ein paar Monaten dem Krebs geschlagen
geben. Auch ist dies unser letzter Besuch auf Robyn, was verschiedene Gründe
hat. Somit wollen wir aber versuchen, die nächsten Tage noch besonders intensiv
zu erleben.
Enginie, Immanuel und Beatrice dürfen nun erstmal unseren mitgebrachten
Koffer auspacken und die Freude ist riesig als sie all die Klamotten erblicken.
Leider haben wir nur Frauenklamotten übrig, freuen uns aber umso mehr, als wir
feststellen, dass Immanuel die Jacke passt, die uns eine Freundin mitgegeben
hat. Er strahlt übers ganze Gesicht und Enginie greift sich direkt alle Schuhe
ab.
Später zum Sundowner fahren wir eine Runde bis zum Westposten. Jutta hat
ihr Gewehr eingepackt, falls wir das verletzte Zebra wieder sehen sollten.
Trotz der Dürre entdecken wir einige Giraffen, Oryx, Kudus und ein
Steinböckchen.
Als wir unser Ziel für den Sundowner erreicht haben, kann ich nicht
anders und knipse noch ein Bild, was, wie ich finde, die nackte Wahrheit
widerspiegelt und der Dürre ein Gesicht verleiht.
Trotzdem versuchen wir, das Elend für den Moment auszublenden und den
Sonnenuntergang bei ein paar Snacks, einem Gläschen Sekt und dem neuesten
Tratsch zu genießen.
Zum Dinner gibt es heute in wunderschöner Atmosphäre mit Fackeln und
Lagerfeuer auf der Ostterrasse:
-Wurstsalat
-Eland Roulade mit Semmellknödeln nach Rezept der Germania Gretel aus
unserem Nachbarort und karamelisierte Karotten
-Heiße Kirschen mit Vanilleeis und Tonkagewürz
Ein Gaumenschmaus!
Wir verbringen noch einen tollen Abend zusammen und heute ist auch
endlich Vollmond! Man sagt zwar, bei Vollmond schläft es sich nicht gut, aber
das ist heute Nebensache. In gewohnter Umgebung schläft es sich einfach am
besten.
Gefahrene Kilometer: 212
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Farm Robyn
Wie schön es ist, in gewohnter Umgebung und ohne Pläne mit den ersten
Sonnenstrahlen aufzuwachen! Guten Morgen Robyn - guten Morgen Namibia! Schonga
und Paul wünschen uns zuerst einen guten Morgen und wir genießen einen heißen
Kaffee aus unseren Abenteuerbechern.
In der Lapa wartet ein entspanntes Frühstück auf uns und die Sonne wärmt
langsam auch ein wenig.
Nach dem Frühstück warte ich nicht lange und schnappe mir Schonga und
Paul, der ein wenig zugelegt hat und gerade noch so in sein Geschirr passt.
Gerade zu Fuß wird mir noch mehr bewusst, dass es einfach weit und breit kein
Gras gibt und die Frage keimt auf, von was sich Zebras, Oryx und alle anderen
Grasfresser noch bis zur Regenzeit ernähren sollen. Die letzten Jahre war es
aufgrund des hohen Grases zu gefährlich, vom Weg abzukommen, aber das sieht
heute ganz anders aus. Die Hunde genießen den Ausflug trotzdem und "lesen
eifrig Zeitung".
Nach fast zwei Stunden kehren wir zur Farm zurück, wo ich tatsächlich
mal einen der Pfauen erwische, wenn auch nicht perfekt. Danach ist Mittagsruhe
angesagt.
Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, trotz dass man einfach mal
gar nichts tut. Plötzlich müssen wir uns schon fertig machen zum Sundowner,
wofür wir heute hoch zum Sundownerberg fahren, was unser Lieblingsfleckchen auf
der Farm ist. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Springböcke, Giraffen und Oryx
und wir hoffen sehr, Lilly das Dik Dik oben wieder zu sehen, denn sie soll
Nachwuchs bei sich haben, wurde aber in den letzten Wochen nicht mehr gesehen.
Jutta hat für die kleine Familie extra ein kleines Wasserbecken aufgestellt, wo
wir immerhin winzige Spuren finden können. Seit kurzem steht vor der
selbstgebauten Aussichtsplattform ein hässlicher Sendemast, der die
wunderschöne Sicht Richtung Etosha versperrt. Wir stoßen an und genießen den
Sonnenuntergang.
Hier stand vor zwei Jahren das Gras teilweise etwa 1,50m hoch....
Auf dem Rückweg sehen wir nach wenigen Metern dann ein männliches Dik
Dik, was entweder Lillys älterer Sohn oder ihr Gefährte ist und wir freuen uns,
zumindest ihn gesehen zu haben. Leider zu dunkel für ein Foto. Als wir den Berg
hinter uns gelassen haben kreuzt noch eine große Elandherde unseren Weg und ich
ärgere mich, dass ich sie schon wieder nicht fotografieren kann, wünsche es mir
aber umso mehr, in Etosha welche zu finden.
Zum Dinner meint es Jutta heute mal wieder sehr gut mit uns:
Spaghetti mit selbstgemachtem Pesto
Schnitzel mit Kartoffelgratin und Tomatensalat (unser Lieblingsessen)
Southern Comfort Birnen mit Vanillepudding
Natürlich könnten wir uns direkt mit dem vollen Bauch aufs Ohr hauen,
aber es wartet noch eine kleine Überraschung auf uns: Enginie, Immanuel und
Beatrice haben uns als Dank für den Koffer mit Klamotten in die Lokasi
eingeladen. Enginie empfängt uns in ihrer Hererotracht, Beatrice hat ihr schönstes
Kleid an und Immanuel trägt voller Stolz die rote Jacke. Wir fühlen uns sehr
geehrt und danken ihnen mehrfach für die nette Einladung. Als Immanuel uns auch
noch zwei selbstgemachte Oryxhorn-Flaschenöffner schenkt, kriegen wir Pipi in
die Augen. Wir stoßen alle an und verbringen noch einen tollen
Abend zusammen! DANKE!!!
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Farm Robyn
Um Punkt 6 Uhr klopft es an unserer Tür und Jutta reißt uns aus dem Schlaf. Um Gottes Willen, ist etwas was passiert?! Draußen ist es noch stocke duster und Jutta gibt uns eine halbe Stunde Zeit zum Fertigmachen. Jetzt dämmert es uns langsam. Es werden die dicksten Jacken übergezogen und dann geht's - immer noch in völliger Dunkelheit - mit Decke und Wärmflasche hinten auf den Bakkie. Nach etwa zwei Kilometern sind wir uns sicher, dass wir zum Sundownerberg fahren. Die Elandherde von gestern begegnet uns auf dem Weg nach oben und der Wind peischt uns scharf ins Gesicht.
Oben angekommen gibt Jutta uns zwei Augenbinden und wir dürfen sie erst
abnehmen, wenn sie ihr Ok gibt. Wir hören, wie sie kruschelt und vernehmen
einen leichten Duft nach Kaffee und Frühstück. Als wir schließlich die
Augenbinden abnehmen dürfen, kann man die Sonne am Horizont bereits erahnen und
wir trauen unseren Augen kaum, so schön ist alles angerichtet und dekoriert.
Der Wind bläst uns weiterhin ganz schön um die Ohren und wir sind froh, als
sich die wärmende Morgensonne endlich zeigt. Wow, was ein wunderschöner Moment
- einfach nur traumhaft!
Zurück auf der Farm wärmen wir uns erstmal am Kaminfeuer wieder auf.
Heute merkt man wirklich, dass der Winter naht. Da es nun dieses Jahr wohl
unser letzter Besuch auf Robyn ist, möchten wir heute noch einen
Abschlussgamedrive machen und Immanuel fährt uns mit dem Bakkie. Trotz der
Dürre sehen wir noch einiges an Wild: Giraffen, Springböcke, Impalas, ein
Steinböckchen, einen Singhabicht, Kudus und zwei Elandherden.
Besonders auf dieser freien Ebene verschlägt es uns kurz die Sprache. Es
sieht aus wie Etosha im Oktober. Weiß, einfach alles weiß, verstaubt und
trocken. Das obere Bild zeigt die ungefähre Stelle 2018, als es auch schon kaum
geregnet hat und das untere zeigt, wie es ein Jahr später aussieht.
Juni 2018
Juni 2019
Wir sind froh, wieder zurück auf der Farm zu sein, denn der Staub war
nahezu unerträglich und ich mache mir große Sorgen um meine Kamera. Dazu kommt,
dass der Staub mich ungefähr 20 Jahre altern lässt, denn außer Grau erkennt man
keine Farbe mehr in meinem Haar... Während ich also die Alterserscheinungen
abschrubbe, reinigt Petra aufwendig die Kamera. Ein solches Zubehör ist in
Namibia wirklich unabdingbar.
Da sich heute noch Gäste eingebucht haben, ist zum Sundowner nichts
geplant und die Idee, einfach zu zweit zum Sundownerberg hoch zu fahren, hatten
wir bereits gestern. Wir begrüßen noch schnell die neuen Gäste, schnappen uns
Chips und Getränke und düsen los. Unterwegs dürfen wir noch beobachten, wie
grazil Kudus aus dem Stand einen Zaun mit Leichtigkeit überwinden können. Die
Bilder sind leider durch die Frontscheibe entstanden.
Auf dem Schotterweg nach oben nehme ich plötzlich eine Bewegung links
von uns wahr. Nein, das kann doch nicht sein - Stoooopp! Tatsächlich sehen wir
hier Lilly mit ihrem jungen Kalb und freuen uns riesig, dass es der kleinen
Familie gut geht.
Oben angekommen, warten wir gespannt, ob sie uns Gesellschaft leistet,
aber sie kennt wohl das Auto nicht und ist deshalb verunsichert. Mama und ich
setzen uns zum Sonnenuntergang auf die Felsen, stoßen an und genießen heute
schweigend. Die kleine Musikbox spielt N'kosi Sikelele Afrika und als die Sonne
den Horizont berührt, laufen ein paar Tränchen über die Backen.
Solange es noch halbwegs hell ist, packen wir alles zusammen, dass wir
nicht im Dunkeln zurück fahren. Auf Robyn brennt schon ein großes Lagerfeuer
und heute Abend gibt es Sklaven Braai - man kann sagen ein namibisches
Raquelette, nur mit Bratpfannen über der Glut. Das machen wir immer wieder
gerne!
Langsam kommen wir auch mit dem netten jungen Paar aus Italien ins
Gespräch, die mich zuerst fragen, ob wir hier jagen. Gut, vielleicht macht's
der Hut, Fernglas und die gedeckten Farben, aber ich antworte locker, dass wir
nur auf Fotojagd sind und schon ist die Atmosphäre aufgelockert. Jutta kränkelt
ein wenig und zieht sich schon früh zurück. Wir geben den beiden noch Tipps für
die nächsten Tage Etosha und unterhalten uns noch sehr nett.
Mit einer großen Vorfreude fallen wir in die Betten, denn morgen geht's
endlich in die Etosha!
Gefahrene Kilometer: 12
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Endlich
Etosha - Rodney, unser Glücksbringer!
Der Wecker hat noch nicht geklingelt, da schlagen wir bereits die Augen
auf - die Vorfreude reißt uns aus dem Schlaf. Wenn das frühe Aufstehen zuhause
doch nur annähernd so leichtfallen würde. Gut, zuhause hat man nicht die
Aussicht auf Elefant, Löwe & Co.
Das junge Pärchen ist ebenfalls schon wach und wir finden uns alle noch
in der Dämmerung am Frühstückstisch ein. Petra und ich schmieren uns Brote für
unterwegs, denn die Aufregung verdrängt den Hunger heute Morgen.
Aber jetzt folgt erstmal der traurige Part des Tages - Abschied nehmen.
Noch kann ich die Tränen unterdrücken, aber als ich Enginie in die Augen
schauen, brechen die Dämme. Jutta würden wir irgendwann in Deutschland wiedersehen,
aber Enginie, Immanuel und den Vierbeinern müssen wir schweren Herzens Lebewohl
sagen. Auch schießen mir beim Schreiben gerade die Tränen in die Augen, wenn
ich an diesen Moment zurückdenke.
Gegen 8:30 Uhr erreichen wir Kamanjab und besorgen noch ein paar
Kleinigkeiten für die nächsten Tage, da wir ja wie immer in den Camps kein
Abendessen dazubuchen. Als wir Kamanjab hinter uns lassen, wird uns bewusst,
dass wir hier auch so schnell nicht mehr vorbeikommen würden. Allerdings müssen
wir den Kummer dieses Morgens jetzt langsam hinter uns lassen und nach vorne blicken.
Was wird uns Etosha wohl dieses Jahr bescheren? Werden wir alte Bekannte
und Freunde wieder treffen? Welche Auswirkungen wird die Dürre haben? Diese und
andere Fragen schwirren uns auf dem Weg zum Galton Gate im Kopf herum. Da
hätten wir auch die Auflösung, in welche Richtung es heute geht: Ich konnte mich
durchsetzen, jippiieeehh! Entgegen der vielen negativen Meinungen konnte ich
Petra auch mit Hilfe von Jutta überzeugen, nicht den langweiligen Weg über
Outjo zu nehmen, sondern direkt ins Abenteuer zu starten. In Facebook hatte ich
gestern Abend noch die Info bekommen, dass die Strecke teilweise extrem glatt
und zwischen Olifantsrus und Ozonjuitji m'Bari eine Baustelle wäre.
Aber was wünschen wir uns eigentlich von Etosha? Was könnte unsere
bisherigen Sichtungen und Begegnungen noch toppen? Zwar sind wir keine Fans von
Sichtungen abhaken, aber eine kleine Wunschliste haben wir dennoch im Kopf, von
der - so viel sei verraten - auch dieses Jahr der ein oder andere Wunsch in
Erfüllung geht (hierbei spielt die Reihenfolge keine Rolle):
- Leopard (Klar, die gehen doch immer), am liebsten im Baum
- Bergzebras (daher mein Wunsch durchs Galton Gate zu fahren)
- Elands
- Geparden
- BNHer, also weiße NHer
- unser geliebtes Okondeka Rudel
- Caracal & Serval (es muss ja auch Herausforderungen für die
Sichtungsfee geben!)
- Hyänencubs
- eine der zugewanderten Rappenantilopen
- Giraffenbullen, die um ihren Rang kämpfen
- Bienenfresser (tatsächlich in 6 Jahren Namibia noch nie gesehen....)
- Gaukler
- Hornbill
- Blue Cranes
- ......
Hey, man muss auch ein bisschen träumen und herumspinnen! Allerdings
haben wir unsere Erwartungen aufgrund der Dürre erstmal drastisch hinunter
geschraubt und werden überhaupt um jedes Tier froh sein, das wir sehen werden.
Am Gate ist absolut nichts los und der Angestellte beginnt sofort, das
Kennzeichen zu notieren und das Auto zu checken. Ich lasse Petra mit ihm
alleine, da er sehr nett zu sein scheint und suche die Toiletten auf. Hach, wie
hat man es vermisst, das liebe NWR. Hier funktioniert kein einziger Wasserhahn
bzw. das Wasser scheint komplett abgestellt zu sein und dass die Anlage bei
unserem Besuch in 2014 hier neu errichtet wurde, erahnt man auch nur mit großer
Zuversicht. Dennoch weckt das Ganze direkt das Wohlsein der staatlichen Camps,
die für die nächsten Tage unser Zuhause sein werden oder besser gesagt unsere
Schlafstätten, denn für viel mehr nutzen wir sie ja bekanntlich nicht.
Ich schnappe mir unsere Papiere und gehe ins Office, wo man mich äußerst
freundlich begrüßt und die nette Dame lacht sogar mit mir. Wenn das mal keinen
guten Start voraussagt! Der Scanner für die Pässe ist kaputt und bezahlen
werden wir mit Karte in Okaukuejo. Das wär's dann wohl, los geht's!
Die ersten Kilometer führen durch eine etwas hügelige Landschaft und
dichte Mopanebüsche links und rechts erschweren die Sicht. Dies haben wir von
2014 noch wage in Erinnerung. Komischerweise beschleicht uns noch nicht
wirklich das Gefühl, schon in der Etosha zu sein und der Pirschmodus steht noch
auf Standby. Liegt wohl daran, dass wir seit 2015 jedes Jahr durchs Anderson
Gate gefahren sind - die Macht der Gewohnheit.
Unsere ersten Tiere sehen wir tatsächlich am ersten Wasserloch, dessen
Abfahrt wir beinahe verpassen. Renostervlei ist ein künstlich angelegtes
Wasserloch, dessen Name auf Afrikaans "NH-Senke" bedeutet. Hier
erfüllt man mir tatsächlich meinen ersten Wunsch: Bergzebras! Die Freude ist
riesig!
Kurze Zeit später begrüßen uns die ersten Giraffen!
Beim ebenfalls künstlich angelegten Wasserloch Jakkalswater, das seinem
Namen einem ertrunkenen Schakal während den Bohrungen zu verdanken hat, sehen
wir diesen gefiederten Freund, der es mir sehr schwer macht mit der Bestimmung
anhand der Etoshakarte. Ein junger Lannerfalke.
Okawao ist eine natürliche Quelle, deren Senke nach guten Regenfällen
viel Wasser halten kann. Der Name bedeutet in der Sprache der Herero
"Platz des Schutzes" und bietet in weniger trockenen Zeiten einer
Menge Wasservögel einen Lebensraum. Heute treffen wir hier Oryx, Springböcke
und Zebras, die teils noch sehr jungen Nachwuchs dabei haben.
Langsam macht sich großer Hunger breit und gegen 11:30 Uhr sind wir
froh, Olifantsrus für ein sehr spätes Frühstück zu erreichen. Nach der Einfahrt
zum Camp fällt als erstes der riesige Elefantenschlachtplatz auf. Hier wurden
in den 1980er Jahren 525 Elefantenkadaver bearbeitet, die aufgrund der
Trockenheit getötet werden mussten, so heißt es. Auf Afrikaans bedeutet der
Name Olifantsrus "Ruheplatz der Elefanten". Dies kann man auf
unheimliche Weise doppelt deuten.
Wir kaufen uns noch kalte Getränke und kommen mit der Mitarbeiterin
durch meine Nägel (mal wieder) super nett ins Gespräch. Während wir unsere
Brote verdrücken, sehen wir uns etwas um. Die Campsite sieht auf den ersten
Blick auch ein wenig beengt aus, aber definitiv einladender als in Okaukuejo
und Halali. Beim Hide sehen wir eine Herde Hartebeester abziehen und ein paar übliche
Verdächtige am Wasserloch.
Weiter geht die Fahrt über ein wenig Wellblech, was sich aber in Grenzen
hält, und mit einer tollen Sichtung eines SN im schönsten Buschwerk!
Leider stimmen die nächsten Wasserlöcher nicht alle mit unserer
Etoshakarte überein, die ein wenig veraltet ist. Bei den nächsten Bildern bin
ich mir auch unsicher, ob es sich um das Wasserloch Sonderkop handelt, wo wir
viel Steppenwild beobachten. Auch diese künstliche Wasserstelle hat ihren Namen
nicht von ungefähr. Sonderkop bedeutet auf Afrikaans "Kopflos" und
rührt von dem Windrad, dessen Rotor von Wirbelstürmen immer wieder mitgerissen
wurde.
Plötzlich warnen uns Schilder vor einer Baustelle und es ist in der Tat
sehr befremdlich, mitten in der Etosha, solche großen Maschinen zu sehen und
Arbeiter, die hier unter bewaffnetem Schutz arbeiten. Dafür ist die Pad
teilweise glatt wie Asphalt. Ein kurzes Stück allerdings müssen wir tatsächlich
kurz stoppen und den 4x4 zuschalten, da man hier einige Ladungen Sand verteilt,
aber noch nicht befestigt hat. Das wäre mit einem Polo o. Ä. nicht machbar
gewesen. Überhaupt fragen wir uns, warum man hier mitten drin mit solchen
Arbeiten beginnt und nicht an einem bestimmten Punkt anfängt. Aber
wahrscheinlich nach dem Motto "That's Africa"!
Endlich erreichen wir Ozonjuitji m'Bari, wo ein reges Treiben herrscht.
Dieser unaussprechliche Herero-Name bedeutet tatsächlich "zwei
Honigbienen".
Eigentlich wollte ich gerne lebendige Elands sehen...
Auf der Weiterfahrt kreist plötzlich ein großer Vogel über uns und wir
erkennen recht schnell, dass es sich um einen Gaukler handelt. Mein Zoom gibt
alles, aber leider entzieht er sich immer wieder meinem Sichtfeld. Petra
schnappt sich meine Kamera, da er jetzt auf ihrer Seite kreist und ich soll das
Lenkrad festhalten. In Schrittgeschwindigkeit folgen wir seiner Flugbahn und
auf einmal sagt Petra nur "Jetzt Stopp, halt mal an". "Ähm Mama....du
sitzt immer noch am Steuer?!". Wir müssen beide herzlich lachen! Immerhin
hat sie ihn irgendwie für ein Beweisfoto erwischen können.
Unser Plan lautet nun, in Okaukuejo einzuchecken, aber direkt weiter zu
fahren. Meriam, die an der Rezeption arbeitet hat leider schon Feierabend und
wir bekommen das Waterhole Chalet Nr. 2, wovon wir nicht gerade begeistert
sind, da wir lieber weiter hinten wohnen, wo nicht so viel los ist.
Auch schauen wir hier im Shop vorbei und stocken unseren Wasservorrat
nochmals auf. Während ich eine gefühlte Ewigkeit an der Kasse stehe, geht Petra
schon mal zurück zum Auto. Just in diesem Moment fährt ein Auto der Etosha
Safari Lodge ins Camp und der Fahrer und Petra müssen nicht lange überlegen:
Rodney!!! Er erkennt sie ebenfalls sofort wieder und ich stoße nun auch endlich
dazu. Wir fallen uns voller Freude alle in die Arme und Rodney muss uns noch
zweimal drücken, so sehr freut er sich, uns zu sehen! Zum Heulen!
Er bringt uns zunächst auf den neuesten Stand, was Löwen angeht, da er
weiß, wie gern wir welche beobachten. Bei Okondeka wurden die Paschas lange
nicht gesehen, aber es sollen immer mal Löwen dort sein. Erst gestern hat er
von der Hauptstraße aus einige Kilometer nach Nebrowni ein 20 (!) -köpfiges
Löwenrudel gesehen, das er heute gerne wiederfinden will! Wir steigen alle drei
in die Autos und verabschieden uns spaßeshalber mit den Worten, wir würden uns
bei den Löwen treffen.
Bei Nebrowni sehen wir zunächst bloß Antilopen und beschließen, direkt
weiter zu fahren. Am Abzweig nach Gemsbokvlakte warten wir auf Rodney, der aber
leider nicht nach kommt und wir wissen nicht, warum. Also fahren wir noch ein
Stück weiter. Beim Loop sehen wir einen Safari-Wagen stehen und wollen wissen,
ob etwas Besonderes zu sehen ist. An sich schon, leider zu weit weg, zwei SNer,
die in den Büschen schlafen. Da wir heute nicht mehr weiter die Hauptstraße
entlang wollen, fahren wir zurück Richtung Nebrowni. Kurz vorm Wasserloch
stehen zwei oder drei Autos an der Hauptstraße, die eben noch nicht dort
standen. Ein netter junger Herr erklärt uns, dass dort tatsächlich ein Caracal
vor einem Busch liegt und ich entdecke ihn sofort! In diesem Moment könnten wir
Rodney, unseren Glücksbringer einfach nur knutschen! Aber wo ist er nur?! Diese
Sichtung wäre auch für ihn etwas ganz Besonderes. Wir stellen das Auto am
Wegrand ab und beobachten diese Schönheit.
Es dauert nicht lange, bis der Safariwagen von der SN-Sichtung von eben
angerollt kommt, dessen deutsche Insassen uns vorhin schon nicht wirklich
sympatisch waren als wir fragten, was sie sehen. Leider zeigt der junge Mann
dem Guide ebenfalls die Position des Caracals. Prompt geht das Gelaber los und
der Guide unternimmt nicht mal den Versuch, die Leute um Ruhe zu bitten. Wir
hören mehr als deutlich, dass man "auf diesen Luchs heute Abend mal
mindestens eine Runde Bier zischen muss"..... Unglaublich. Verständlicherweise und zu unserem großen Ärgernis zieht sich der Caracal
schnellstens zurück und verschwindet schon bald aus unserem Sichtfeld. Auf dem
Wagen wird fröhlich weiter gelacht und ich dürfte mir nicht ausmalen, was
passieren würde, wenn meine Blicke töten könnten.
Dieses Ärgernis versuchen wir aber so schnell es geht zu verdrängen,
denn wir können es ohnehin nicht ändern und diese Sichtung war trotz allem
sensationell! Wie gerne würden wir jetzt Rodney davon erzählen. Er ist bestimmt
bei Gemsbokvlakte oder Olifantsbad, dort wollten wir ohnehin jetzt vorbei
fahren.
Bei Gemsbokvlakte ist absolut nichts los und die Büsche unweit vom
Wasserloch, wo wir letztes Jahr das Löwenrudel gesehen haben, sind ein einziges
Armutszeugnis. Letztes Jahr fanden hier etwa 10 Löwen Schutz drin und heute
würde man jeden einzelnen von ihnen erkennen.
Olifantsbad macht seinem Namen wieder alle Ehre, hier hat sich eine
Herde Dickhäuter versammelt, die aber allesamt schon bald wieder aufbrechen -
Glück gehabt! Die Giraffen hingegen lassen sich wie immer viiieeel Zeit. Leider
ist Rodney auch hier nicht anzutreffen…
Auf dem Rückweg fahren wir ebenso langsam durch den Mopanewald wie auf
dem Hinweg, denn hier hatten wir letztes Jahr unsere tolle Leopardensichtung.
Die bleibt heute aus, aber uns fällt dieser Elefantenkadaver auf, der im April noch relativ frisch war, wie wir wissen.
Petra drängt ein wenig mit der Zeit bis zur Gateschließung, aber ich
kann sie zum Glück überreden, doch noch über Nebrowni zu fahren und nicht den
direkten Weg ins Camp zu nehmen von Gemsbokvlakte aus. Wie so oft die absolut
richtige Entscheidung! Bei Nebrowni erwartet uns dieser Prachtkerl, der wohl
aus dem Nichts aufgetaucht sein muss, denn es stehen mit uns nur sechs Autos
hier! Das sieht in zwei Tagen schon ganz anders aus......
Wie gerne würde ich noch länger bei ihm stehen bleiben, gebe aber nach
als die Sonne wirklich langsam untergeht.
In Okaukuejo fahren wir zu unserem Chalet und rumpeln natürlich
pünktlich zum Sonnenuntergang mit unseren Koffern den Weg entlang. Wir packen
schnell alles aus und richten die provisorische Küche in Form des
Kleiderschranks ein. Nun ist die Rollenverteilung klar geregelt: Mama Petra
kümmert sich ums Essen und ich schreibe fleißig Berichtsheft auf der Terrasse
und sortiere Fotos aus, um nur die guten auf dem iPad zu sichern. Petra
schneidet heute das Brot aus Swakopmund an, das tatsächlich weder geschimmelt,
noch getrocknet und einfach nur das beste Brot ist, das wir jemals gegessen
haben. Wir ernten für unsere Art zu Abend zu essen viele neugierige Blicke. Die
LED Teelichter sind natürlich auch wieder dabei und ein Handtuch wird als
Tischdecke umfunktioniert. Jetzt lassen wir es uns schmecken!
Immer wieder schauen SNer am Wasserloch vorbei, aber wir fallen dann
doch relativ schnell in die Betten. Morgen früh geht es endlich nach Okondeka
und hoffen sehr auf "unser" Rudel. Good Night Etosha!
Gefahrene Kilometer: genau 400
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Okaukuejo - Der Weg ist das Ziel, so viel Fahrerei...
Früh aufstehen, Frühstückspakete abholen und mit Sonnenaufgang geht es
los nach Okondeka. Rodney klang gestern nicht allzu zuversichtlich, was das
Löwenrudel angeht - wir lassen uns überraschen. Schon auf dem Weg zur
natürlichen Quelle, die das ganze Jahr über Wasser fasst, sind die weiten
Ebenen nahezu leergefegt. All die Springböcke, Zebras und vor allem Gnus, die
wir so lieben, sind wahrscheinlich in andere Gebiete gezogen mit der Hoffnung
auf mehr Nahrung. Hoffentlich finden sie sie. Natürlich darf das obligatorische
Bild vom Sonnenaufgang am 8 km Baum nicht fehlen, der aber leider mittlerweile
links abgeknickt ist, wie schade!
Tatsächlich werden wir bis Okondeka nicht ein einziges Mal überholt. Als
wir uns dem Wasserloch nähern, erspäht Petra noch vor mir eine Löwin, die
aufrecht im Gras sitzt. Ansonsten sind bloß ein paar wenige Strauße zu sehen.
Wir fahren zuerst wie immer über die Anhöhe, aber auch hier entdecken wir nur
einzelne Springböcke. Also wieder zurück zum Parkplatz. Die Löwin sieht etwas
mitgenommen und lädiert aus, vielleicht ist sie aber auch bloß alt.
Nach dem Trinken legt sie sich flach ins hohe Gras und ist fast nicht
mehr zu sehen. Wir beschließen, weiter zu fahren und Ozonjuitji m'Bari
anzusteuern. Kurz nach Okondeka huscht eine dunkle Gestalt vor uns über die Pad
und wir können den flinken Kerl gerade noch Breitseite erwischen.
Ein paar Kilometer weiter entdecken wir tatsächlich noch einen Honey
Badger, der eine Menge Staub aufwirbelt. Dicht gefolgt von einem dreisten
Schakal, der auf eine kostenlose Mahlzeit hofft.
Bei Natco, das natürlich trocken ist, erkennt man gut, dass zumindest
unterirdisch noch Wasser führt, denn hier gibt es einige grüne Sträucher und
Bäume, die sich die Giraffen schmecken lassen.
Unterwegs begegnen uns zwei große Grader und bei Ozonjuitji m'Bari dann
die große Enttäuschung: Baustelle! Das Bild von großen Maschinen und
Bauarbeitern ersparen wir uns und drehen wieder um. Bis Sonderkop wäre es uns
jetzt zu weit gewesen. Wir überlegen nicht lange und wollen bei Okondeka
frühstücken. Vorher fahren wir noch Richtung Grünewald in dem Wissen, dass
dieses Wasserloch trockengelegt wurde, aber die Pad ist uns dann zu schlecht.
Wir sehen während der ganzen Fahrt bloß ein Steinböckchen und diese Oryx mit
Kalb.
Auch über Leeubron tut sich rein gar nichts - nicht mal Steppenwild.
Zurück bei Okondeka liegt die Löwin noch an genau derselben Stelle und das
Frühstück haben wir uns nach dieser enttäuschenden Fahrt nun redlich verdient.
Immerhin ziehen jetzt ein paar wenige Springböcke und sogar eine kleine Herde
Gnus ans Wasser, die ich aber gar nicht fotografiere, sondern nur filme.
Bevor wir zu einer Mittagspause ins Camp aufbrechen, schauen wir noch
bei Nebrowni vorbei, wo wir das gewohnte Bild von Springböcken, Gnus und
Strauße vorfinden. Immerhin darauf ist Verlass.
Während ich mich über Mittag hinlege, ärgert sich Petra mit respektlosen
und lauten Touristen herum und beobachtet noch einen der alten Bullen, die sich
nie weit von Okaukuejo entfernen.
Pünktlich zu Rodneys Zeit stehen wir vorne bei der Rezeption, warten
aber vergeblich auf unseren Freund. Wir hoffen sehr, ihn wenigstens morgen noch
einmal zu sehen. Vielleicht ist ja Meriam heute an der Rezeption. Als wir das
Gebäude betreten, erkennen wir sie nicht auf Anhieb, denn sie hat eine neue
Frisur und steuern zunächst das Sichtungsbuch an. Plötzlich ertönt ein
herzerwärmendes "Oh look, who's coming there?" und blitzschnell sind
wir uns in die Arme gefallen. Die Wiedersehensfreude ist groß und Meriam
bedankt sich für das Bild, das Silke für uns mitgenommen hat vergangenen
Herbst.
Über Nebrowni und Gemsbokvlakte geht es nun nach Olifantsbad, wieder in
Schrittgeschwindigkeit durch den Mopanewald. Wir ringen uns dazu durch, nach
Aus zu fahren, was sich als keine so tolle Idee entpuppt. Die Pad ist in einem
katastrophalen Zustand und wir beten, dass die Reifen heil bleiben. Aus
bedeutet so viel wie "bitteres Wasser" und es ist nicht zu übersehen,
dass auch diese Wasserstelle künstlich ist. Wir erspähen weit weg in den
Büschen ein schlafendes SNH.
Alsbald treten wir aber schon wieder den Rückweg an und wollen lieber
noch ein wenig bei Olifantsbad stehen bleiben. Immerhin begegnet uns ein
stattlicher Kudubulle und ein einsamer Elefantenbulle.
In Olifantsbad nimmt heute kein Elefant ein Bad, was einmal namens
gebend für das Wasserloch war, das auch künstlich angelegt ist. Doch zu unserer
großen Freude stolziert ein anderer Dickhäuter gerade zum Wasser und wir können
dieses siamesische Frankolin ablichten.
Wir wollen langsam aufbrechen, starten den Motor und kommen etwa 3 Meter
weit, da steht sie plötzlich wie aus dem Nichts vor uns - eine wahre Schönheit.
Elegant wie eh und je schreitet sie über die Pad und wird von den meisten Anwesenden
noch gar nicht wahrgenommen. Als sie längere Zeit liegen bleibt, drängt Petra
wieder mal mit der Zeit.
Bei Gemsbokvlakte läuft uns noch ein SNH vor die Linse im schönsten
Licht!
Zurück zum Camp wollen wir wieder den Weg über Nebrowni fahren, sehen
allerdings nach etwa einem Kilometer, dass auf der direkten Strecke zurück ins
Camp einige Autos stehen. Also wenden und den anderen Weg nehmen. Zunächst
können wir nicht den Grund für die Ansammlung ausmachen, aber dann zeigt sich
uns eine offensichtlich noch säugende Löwin, die ein Senderhalsband trägt.
Immer wieder ruft sie und schaut bestimmend in eine Richtung, aber leider
werden wir nie erfahren, auf wen sie so ungeduldig gewartet hat. Die Zeit rennt
und wir müssen uns losreißen.
Diese Begegnung durchkreuzt unsere morgendliche Routine und wir sind uns
einig, morgen früh mal ausnahmsweise nicht nach Okondeka zu fahren. Zurück im
Camp möchte Petra unbedingt den Sonneuntergang noch erwischen und ich schicke
sie mit ihrer Kamera vor. Wie ein Packesel hänge ich mir Rucksack, Fototaschen,
Kühltasche, Ferngläsern und unseren Jacken um und bringe alles irgendwie heil
ins Zimmer. Dort schnappe ich mir auch flugs meine Kamera, denn ein
Elefantenbulle ist auf dem Weg, um im schönsten Gegenlicht durch die
untergehende Sonne zu stolzieren. Gerade noch so erwischt!
Danach folgt die Abendroutine und das selbe Bild wie gestern, nur plus
Gurke, denn der Shop wurde heute neu beliefert.
Wir sind sehr gespannt, ob es sich morgen früh lohnt, mit den alten
Gewohnheiten zu brechen. Good Night, Etosha!
Gefahrene Kilometer: 247
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Okaukuejo
Heute lautet unser erstes Ziel Gemsbokvlakte, und zwar als einziges Auto
auf dem direkten Weg vom Camp aus.
Gemsbokvlakte bedeutet Gemsbock-Fläche auf Afrikaans und ist künstlich
angelegt. Vor ein paar Jahren konnten wir beobachten, wie die Wasserstelle
umgebaut wurde, da beim eigentlichen Bohrloch der Wasserstand immer weiter sank
und teilweise Springböcke hineinfielen und darin verendeten.
Schon von Weitem erkennen wir den gepanzerten Freund und freuen uns über
den "Guten Morgen", den Etosha uns mit ihm wünscht!
Nicht weit vom Wasserloch hat ein Raubadler auf einem toten Baum
Stellung bezogen.
Bei Olifantsbad trinken ein paar tiefen entspannte Impalas und nach
einer Weile starten wir Richtung Nebrowni. Unterwegs begegnet uns noch ein
junger Singhabicht.
Nebrowni wurde nach einer Akazienart benannt, kaum zu glauben, wenn man
sich die kahle Umgebung ums Wasserloch herum anschaut. Hier treffen wir auf
eine riesige Ansammlung von Autos, Bussen und offenen Safariwagen. Wir haben
beide denselben Gedanken: Das wollen wir uns definitiv nicht antun! Auch nicht
mit Aussicht auf Löwen. Spontan juckt es uns doch in den Fingern, nach Okondeka
zu fahren und nach einer kurzen Toilettenpause im Camp starten wir unseren
gewohnten Weg an unser Lieblingswasserloch. Leider wirkt dort alles wie
ausgestorben. Beim Blick über die Anhöhe können wir aufgrund des fehlenden
Grases wieder einen Honigdachs mit Schakal-Begleitung beobachten, allerdings
sind sie sehr weit weg. Da die Zeit mittlerweile ein wenig verstrichen ist,
wollen wir Nebrowni noch eine Chance geben. Ozonjuitji m'Bari möchten wir nicht
mehr anfahren, weil wir nicht wissen, ob dort noch gebaut wird. Unterwegs
begegnen wir keinem Wild, bloß diesem Turmfalken.
Bei Nebrowni sind mittlerweile die Safariwagen verschwunden und nur ein
großer Bus versperrt noch die Sicht. Dessen Insassen scheinen schon komplett
desinteressiert zu sein und wir fragen uns, wann er endlich Platz macht.
Unzählige Springböcke sind hier anzutreffen und Strauße, die allesamt
verunsichert sind und sich nicht ans Wasser trauen.
Endlich fährt der Bus weiter und wir stehen in der Poleposition. Da
zeigt sich wiedermal: So viel Aufruhr wegen eines schlafenden Paschas, der auch
noch ein Senderhalsband trägt. Naja, der Herr wird uns so schnell nicht den
Gefallen tun, aufzustehen - hat er es sich doch im weichen Elefantendung bequem
gemacht.
Also heißt das für uns Frühstückszeit. Das schmeckt mit Löwen
bekanntlich am besten. Selbst ein schlafender Löwe verleiht seiner Umgebung
eine gewisse Anspannung und man spürt seine Anwesenheit. Die Wartezeit
vertreibe ich mir mit den Versuchen, einen weiteren Raubadler im Landeanflug zu
erwischen.
Plötzlich hebt der Pascha tatsächlich seinen Kopf an, denn eine Windhose
hat ihn anscheinend unsanft aus dem Schlaf gerissen. Die Kameras sind
schussbereit und der Finger am Auslöser.... Und er legt sich wieder ab… So oder
so ähnlich geht es die nächste Stunde zu, bis er tatsächlich auf einmal wacher
erscheint. Interessiert beobachtet er die Zebras und Oryx um ihn herum, die ihn
ebenfalls nicht aus den Augen lassen.
Pünktlich um die Mittagszeit erhebt er sich und schreitet anmutig und
ohne noch einmal zu trinken Richtung Büsche. Alle Tiere stehen stramm und
beäugen ihn kritisch, aber er scheut sich nicht das Geringste um sie und sucht
vermutlich nun ein schattiges und ruhiges Plätzchen.
Jetzt können auch wir entspannt zurück ins Camp und freuen uns auf kalte
Malawi Shandys und eine erholsame Mittagsruhe.
Am Nachmittag warten wir wieder vergeblich auf Rodney, was uns sehr
traurig stimmt. Wir hätten ihn gerne nochmal gedrückt und uns verabschiedet für
dieses Jahr. Ohne unseren Glücksbringer verläuft auch unsere Sundownerrunde
entsprechend mau. Kaum Wild, bloß ein paar Giraffen bei Olifantsbad. Bitte
versteht mich nicht falsch - wir pochen nicht auf große Sichtungen, aber noch
nicht mal Steppenwild zu sehen, deprimiert schon ein ganz klein wenig. Aber
insgeheim hoffen wir weiterhin, dass alles Wild abgewandert ist und woanders
mehr Futter findet.
Trauerdrongo
Zum Sonnenuntergang besuchen wir wieder Nebrowni, wo ein neugieriger
Schakal herumwuselt.
Ein letzter Sonnenuntergang in Okaukuejo für dieses Jahr und ein
leckeres Abendessen warten auf uns.
Morgen geht es weiter nach Halali, aber vorher wollen wir trotzdem noch
bei Okondeka vorbeischauen. Ich teste am Wasserloch noch ganz schnell meine Kamera
in Vorbereitung auf morgen Abend am Moringawasserloch.
Gefahrene Kilometer: 187
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Fahrt nach Halali - ein laaaanger Tag, zumindest für mich!
Petras heutiger Wunsch lautet Okondeka und ich füge mich dem gerne, da
ich ein wenig planlos bin und sie mir damit die Entscheidung abnimmt. Noch
bevor sie mich allerdings weckt staucht sie zwei Touristen ordentlich zusammen,
die sich lauthals um 6 Uhr morgens am Wasserloch unterhalten.
Die Frühstückspakete sind wieder perfekt vorbereitet und wir können
pünktlich gen Norden starten. Mit den ersten Sonnenstrahlen sind auch wir die
ersten auf Pad und vermissen das rege Treiben, das normalerweise auf dieser
Strecke mit Sonnenaufgang zu beobachten ist.
Diese fast schon unheimliche Einsamkeit der Weite wird plötzlich von
zwei Gestalten unterbrochen, die dank Geschichten und Erzählungen eigentlich
perfekt in dieses Bild hineinpassen: Hyänen! Wir lieben sie einfach und für uns
sind sie alles andere als "sabbernde, dreckige, dumme Aasfresser".
Just in dem Moment als ich auf den Auslöser drücke, um sie im schönsten
Morgenlicht einzufangen streikt meine Kamera. Nein...... Bitte nicht.... Ich
probiere etwas herum, da entfernen sie sich aber immer weiter von uns. Vor
lauter Rumgedrücke bemerkt nur Petra, dass sie extrem humpeln und böse
angeschlagen sind. Ich könnte schier verzweifeln, denn der Fehler scheint bei
der Speicherkarte zu liegen. Tränen schießen mir in die Augen, bis mir
einfällt, dass die Fotos zumindest auf dem iPad gesichert sind - nicht aber die
bisherigen Filmaufnahmen. Beim Wechseln der Karte bleibt also die Ungewissheit
bis zuhause, ob Daten verloren gingen. Die neue Karte funktioniert auch erst
nach ein paar Einstellungen und ich kann wieder durchatmen. Zuhause dann die
Erleichterung: Alles noch da, plus ein paar verhunzte Hyänen-Aufnahmen!
Bei Okondeka erwartet uns das Große Nichts. So verlassen haben wir diese
Gegend wirklich noch nie erlebt. Der Blick über die Anhöhe fällt genauso
ernüchternd aus und wir waren uns von vorneherein einig, direkt wieder
umzudrehen, wenn nichts zu sehen ist. Wir sind noch keinen Kilometer vom
Wasserloch entfernt, da huscht eine Gestalt etwa 100 Meter entfernt durch die
Hügel und verschwindet. Da ich in dem Moment so gebannt und gleichzeitig
frustriert bin, da die Gestalt verschwunden ist, entgleitet mir lediglich ein
subtiles Schimpfwort mit "S". Neben mir höre ich nur ein
"Hää?!" und müsste im Normalfall über unsere stumpfe Kommunikation
schmunzeln. Aber nicht in diesem Moment.
Ich: "Mama, da war gerade eine braune Hyäne".
Petra: "Bitte was?! Kannst du mir mal verraten, wie du sowas
erkennen kannst?!"
Ich (noch immer ein wenig perplex): "Doch.... Also ich bin mir
ziemlich sicher... Also zu 95%..."
Petra: "Die wird jetzt gesucht! Wäre doch gelacht..."
Wir scannen die Gegend ab, was das Zeug hält, haben aber kein Glück.
Fahren hin und her, aber sehen einfach nichts. Sie muss zwischen den Dünen
sein. Wir warten. Und Warten. Zwischendurch hält ein Touristenauto neben uns,
aber er scheint uns die Sichtung nicht zu glauben und fährt direkt weiter. Auch
wir geben schließlich auf und machen uns auf den Weg. Plötzlich ein
markerschütternder Schrei - der kann nur von einer Hyäne gekommen sein. Hören
sich Braune Hyänen ähnlich an wie die Tüpfel? Weit weit entfernt sehe ich die
schwarze Gestalt jetzt Rennen. "Mama! Da vorne! Gaaaaas!!!".
Irgendwann quert sie die Pad weit vor uns und wir schaffen es gerade noch, sie
in den Ebenen zu erwischen. Uns war bis dato nicht klar, dass Hyänen so schnell
rennen können. Aber wichtiger: Ich hatte tatsächlich Recht!!! Da rennt eine
braune Hyäne als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Anscheinend hat sie
gerade den Schreck ihres Lebens erfahren - wer weiß, wem der Schrei von eben
galt oder auf wen sie in den Senken getroffen ist. Wir werden es nie erfahren,
aber sind mächtig stolz auf unsere Sichtung.
Auf der weiteren Fahrt begegnet uns nicht allzu viel Wild und wir spüren immer noch das Adrenalin, das uns das Braune Zottelvieh beschert hat.
Rotkappenlerche
Langsam wird Petra ganz schön mürrisch und vor allem hungrig. Als wir in
unsere Lieblingsstrecke einbiegen und ich nicht bei Sueda anhalten will zum
Frühstücken, ist es vorbei mit der Heiterkeit. Mama Petra hat Hunger! Ja, das
verstehe ich ja auch, aber möchte zumindest rüber zu Charitshaub, um einen
schönen Rundumblick zu haben. Ohje, wenn Gedanken töten könnten....würde Petra
mich wahrscheinlich aufessen! Bei Charitshaub sieht sie ein, dass man einen
schöneren Ausblick hat, aber erst nachdem sie das erste Sandwich aufgemampft
hat. Mit einer hungrigen Mama ist nicht zu spaßen!
Da ist jemand happy und besänftigt - nach einem dicken Sandwich und dem
zweiten Hähnchenschenkel...
So, jetzt können wir uns auch wieder aufs Wesentliche konzentrieren:
Hier auf den weiten Flächen um die drei natürlichen Wasserlöcher, die allesamt
noch aktiv sind, finden wir tatsächlich Gras und die dazugehörigen üblichen
Verdächtigen. Wir lieben diese Gegend einfach!
Ein Rußnektarvogel
Unser Weg führt uns nun nach Rietfontein und über die dazugehörige
Detour, aber leider gibt es hier rein gar nichts zu sehen. Noch nicht mal
Vögel, die brav sitzen bleiben. Also ab ins Camp zum Einchecken und für eine
Mittagpause.
In Halali angekommen zeigt die Uhr kurz nach 1. Ich möchte einchecken
und bekomme erst mal einen Korb - nicht vor halb 2. Was diese 20 Minuten nun
noch ausmachen bleibt mir schleierhaft, aber was soll man machen. Also geht es
erstmal in den Shop für eine kühle Erfrischung und nun warten wir draußen.
Petra hat wenig Geduld und geht selbst zur Rezeption. Es dauert, bis sie wieder
herauskommt und tadaaa, nur 10 Minuten nach meinem Versuch hat es doch geklappt
mit dem Check In. Dieses Jahr beziehen wir also Chalet Nr. 52 und sind
irgendwie zum ersten Mal so richtig mittendrin. Schnell räumen wir alles aus,
richten uns häuslich ein und Petra legt sich etwas hin, um ihre Augen zu
entspannen. Mir ist nicht nach Hinlegen, also verziehe ich mich auf die
Terrasse, um Bericht zu schreiben.
Es dauert nicht lange, bis sich herumgesprochen hat, dass neue Gäste
eingecheckt haben. Wer muss in Halali schon rausfahren, um Tiere zu sehen, die
kommen hier von selbst. Die Hörnchenmafia, Trauerdrongos, Maskenbüllbülls, eine
Taube und ein Frankolin scharen sich in Windeseile um mich herum, bis ich die
Chipstüte wieder ins Zimmer bringe. Auf dem Weg nach draußen bringe ich dafür
die Kamera mit.
Um 15:30 starten wir zu unserer Standard-Sundowner-Tour, wenn wir in
Halali übernachten. Allerdings bleiben jegliche Sichtungen bis Rietfontein aus.
Dort finden wir einige Springböcke und ein SN ist im Anmarsch.
Aber Moment, da tut sich doch was im Grünen?! Petra erkennt ihn als
Erste: Ein Löwenmännchen mit Kuduriss! War der vorhin schon da? Ich könnte mich
wieder ärgern, nicht hier geblieben zu sein, bis uns eine nette Frau erklärt,
dass der Riss wohl schon seit vorgestern dort liegt und dieser eine Pascha sich
daran labt. Wir dürfen einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, das war's aber
auch schon. Was uns allerdings sehr wundert ist, dass das SN in aller Ruhe
seinen Durst löscht und weder Löwe noch Kadaver zu wittern scheint.
Wir drehen noch eine Runde über die Detour und entdecken dabei nur
dieses niedliche Steinböckchen.
Zurück am Wasserloch ist ein weiteres SN aufgetaucht und stört sich
ebenfalls nicht an dem Löwen, der sich nun flach hingelegt hat. Auch die
Giraffen erscheinen uns nahezu lebensmüde, wenn man bedenkt, wie vorsichtig sie
normal sind.
Bis zum Camp sehen wir leider nur wenig Steppenwild und weit entfernt.
Nicht einen Löffelhund - letztes Jahr waren es an einem Abend 18! Dafür flitzt
uns noch ein Honigdachs kurz vor unserer Hütte vors Auto und mal wieder staunen
wir über seine Größe.
Da wir auf seine Anwesenheit beim Abendessen gern verzichten können,
lassen wir es uns drinnen schmecken. Danach bereite ich alles vor, um den Abend
am Wasserloch zu verbringen. Petra hat darauf partout keine Lust, also schleppe
ich beide Kameras mit - meine für Videos und ihre für Bilder. Ich komme mir ein
wenig doof vor mit Stirnlampe, zwei Jacken, Fernglas und zwei Kameras, jeweils
auf einem Einbeinstativ, aber was soll's.
Am Moringa Wasserloch stiefele ich schnurstracks über die kleine Brücke
zu den Felsen und habe Glück, einen tollen Platz zu erwischen, der noch warm
ist von der Sonne. Tja, was soll ich sagen... Man merkt, dass hier am Wasserloch
WLAN Empfang ist. Zwei Jungs sitzen ganz vorne auf den Felsen und scheren sich
über eine Stunde nicht um ein einziges Tier, das auftaucht, sondern daddeln
lieber, anstatt jemand anderem den guten Platz zu überlassen. Auch andere
interessieren sich mehr für ihre Handys und ganz links in den Büschen leuchten
irgendwelche Deppen ununterbrochen mit der Taschenlampe dort hinunter, aus der
Richtung oft Tiere ans Wasserloch kommen. Nein, heute legst du dich mit
niemandem an..... Du bleibst hier sitzen und wartest ab.... Solche Idioten
haben nicht lange Geduld. Ein älterer Herr stapft wutentbrannt auf die
Taschenlampen-Deppen zu und motzt sie an. Das hat gesessen. Problem 1 erledigt.
Problem 2 ist eher, dass mir generell noch zu viele Menschen hier sind, also heißt
es durchhalten. Auch heute bleibt den Tieren am Wasserloch kein Blitzlicht
erspart, aber ich reiße mich am Riemen.
An diesem Abend macht mir die Tierwelt das Warten nicht schwer, da immer
wieder Abwechslung herrscht am Wasserloch. Hyänen und SNer sind die
Hauptakteure. Bis 22:30 Uhr kommt keine Langeweile auf. Ich habe mit einem
Fotobearbeitungsprogramm das Gelb der Beleuchtung ganz gut herausnehmen können,
so gefällt es mir persönlich besser.
Ich schaue auf die Uhr und denke mir, wenn bis 23:00 Uhr nichts mehr passiert, mache ich mich auf den Rückweg. Allerdings tauchen da schon die nächsten Hyänen auf und ich lausche ihrem Heulen in der Dunkelheit! Nach und nach leeren sich um mich herum die Plätze und ab etwa 23:30 Uhr sitze ich fast alleine da. Ein schönes Gefühl. Jetzt wird es spannend, ein Impala rennt verängstigt durch die Büsche und stößt immer wieder Warnlaute aus. Allerdings ist es auch schnell wieder verschwunden. Danach löscht ein Steinböckchen seinen Durst und ein Honigdachs wuselt auch noch herum. Was ein schönes Treiben hier! Eine Hyäne nähert sich ihm zaghaft, aber er zeigt direkt, wer hier der Boss ist. Ganz in ihrer Hyänen-Marnier holt sie Verstärkung und zu dritt vertreiben sie den kleinen Wichtigtuer.
Zwar habe ich nun mein Müdigkeitstief überwunden, aber um 0:30
beschließe ich dennoch, langsam zurück zu gehen. Wenn Petra auf die Uhr sieht
und ich noch nicht zurück bin, macht sie sich am Ende wieder Sorgen und ich
darf mir was anhören. Kurz vorm Chalet rennt noch ein Buschhase vor mir her und
Petra kriegt glaube ich gar nicht mit, dass ich wieder da bin. Schnell Licht
aus und Augen zu - es wartet ein neuer anstrengender, aber toller Tag auf uns!
Gefahrene Kilometer: 196
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Pirsch um Halali
Heute testen wir zum ersten Mal die Frühstückspakete von Halali, die ich gestern im Restaurant noch bestellt habe. Zunächst ist nur eins vorbereitet, aber man bietet mir direkt an, noch eins fertig zu machen. Petra unterhält sich derweil draußen mit Händen und Füßen mit zwei Amerikanern, von denen der eine Vogelkunde studiert. Wir unterhalten uns super nett und tauschen uns über die letzten Tage aus. Nach 10 Minuten kann ich beide Pakete abholen und wir starten mit Toröffnung Richtung Rietfontein, um nach dem Pascha zu schauen.
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Pirsch um Halali
Heute testen wir zum ersten Mal die Frühstückspakete von Halali, die ich gestern im Restaurant noch bestellt habe. Zunächst ist nur eins vorbereitet, aber man bietet mir direkt an, noch eins fertig zu machen. Petra unterhält sich derweil draußen mit Händen und Füßen mit zwei Amerikanern, von denen der eine Vogelkunde studiert. Wir unterhalten uns super nett und tauschen uns über die letzten Tage aus. Nach 10 Minuten kann ich beide Pakete abholen und wir starten mit Toröffnung Richtung Rietfontein, um nach dem Pascha zu schauen.
Rietfontein ist eine natürliche Wasserstelle, dessen Name übersetzt
Schilfquelle heißt und zu unseren Lieblingswasserstellen zählt - immer auf der
Suche nach der Rietfontein-Leopardin. Dort angekommen verharrt der Löwenmann
noch immer an seinem Kuduriss und macht null Anstalten, sich in irgendeiner
Form davon weg zu bewegen. Viele Schildraben sind hier versammelt, die auf ein
paar Reste vom Kudu hoffen.
Nach einer Weile fahren wir weiter zu unserer Lieblingsgegend um Sueda,
Salvadora und Charitshaub. Da Sueda sehr salzhaltig ist, zieht es die Tiere
eher zu den anderen beiden Wasserstellen. Endlich wurden auch meine Gebete
erhört und wir sehen einige Gnuherden und ein paar Hartebeester. Aber Moment
mal, das eine Tier passt nicht ganz zum Rest der Herde. Da hat sich tatsächlich
ein Blessbock, der normal nicht im Etosha heimisch ist, unter die Hartebeester
gemischt. Naja, sie kommen ihm vom Aussehen her immerhin am nächsten, so fällt
der Schwindel vielleicht nicht jedem auf.
Bei Charitshaub packen wir dann die Frühstückspakete aus und sind
begeistert, da hat Halali wirklich die Nase vorn. Das alles reicht sogar für
ein zweites Frühstück.
Satt und zufrieden fahren wir wieder zurück nach Rietfontein. Unterwegs
begegnen uns noch Herr und Frau Gackeltrappe und ein Honigdachs auf
Futtersuche.
Bei Rietfontein stehen ein paar durstige Zebras Schlange und wittern
anscheinend den Feind. Herr und Frau Kudu scheinen gerade im Honeymoon Modus zu
sein.
Weiter geht es nach Nuamses. Außer ein paar sehr fotogenen Zebras ist
bis dahin nichts zu sehen.
Nuamses bedeutet so viel wie "schwarzes Wasser" und ist eine
natürliche Quelle. Zuletzt waren wir 2017 hier und hatten eine eindrucksvolle
Begegnung mit einer Elefantenherde. Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist auch
dieser Anblick traurig. Mal ein Vergleich (beides Handyfotos):
2017
2018
Ein paar Kududamen sind soeben fertig mit Trinken und wenig später schon
suchen viele viele Zebras das Wasserloch auf. Endlich mal eine große Tierherde
dieses Jahr! Wir beobachten die Tiere, wie sie freudig heran traben und ihren
Durst löschen. Auf einmal aber unterbricht ein großer Platscher die Ruhe und
die Tiere werden ganz kurz panisch. Tatsächlich ist ein Pechvogel (in Hessen
sagen wir auch "Dabbes") beim Trinken ins Wasser geplumpst, das
tiefer ist als es aussieht.
Als die Tiere irgendwann weiterziehen, beschließen wir, den direkten Weg
nach Goas zu nehmen. Wohl wissend, dass dieser schon 2017 katastrophal zu
fahren war. Egal, wir fahren sowieso ganz langsam, weil wir auf Leo-Pirsch
sind. Ergebnis: kein einziges Tier bis Goas. Dort erwarten uns dafür Impalas,
Zebras, Hartebeester und Springböcke. Zeit fürs zweite Frühstück und
Entspannungsmodus.
Zur Mittagspause fahren wir wieder zurück ins Camp, ich bestelle für den
nächsten Tag wieder Frühstückspakete und freue mich auf ein Mittagsschläfchen.
Vorher allerdings knallt es zum ersten Mal in diesem Urlaub zwischen Mama und
Tochter als die liebe Mama mal wieder meine Einparkhilfe ignoriert, nach der
sie aber gebeten hat… Das Ende vom Lied: Eine Stunde Schweigen und Mittagsruhe.
Wir wären ja
kein Dreamteam, wenn sich die Gemüter nicht schnell wieder beruhigt hätten und
wir frohen Mutes wieder zu einer harmonischen Sundownerrunde aufbrechen würden.
Wohin? Natürlich Rietfontein!
Dort erwartet
uns ein sehr alter Elefantenbulle, der alle Zeit der Welt zu haben scheint. Dem
müsste ich in meinem Film noch nicht mal ne Zeitlupe verpassen! Komischerweise
scheint auch er keine Notiz vom Löwen zu nehmen. Auch wenn dieser satt ist,
stören Elefanten sich doch generell an ihnen. Wir verstehen es einfach nicht.
Oder ist der Löwe vielleicht verschwunden?
Nein, da tut sich was im Grünen! Mehr als seine beiden Hintertatzen
bekommen wir nicht zu Gesicht. Ich hege ja schon länger die Vermutung, dass
einige Tiere dieses Jahr die Moral von NWR übernommen haben.... So, hier haben
wir den Chef gefunden!
Der Elefant trottet weiterhin Schritt für Schritt weiter und befindet
sich offensichtlich in der Musth. Auch der Rüssel scheint recht schwer zu sein.
Außer ein paar einzelnen Zebras und Oryx erscheint zumindest noch ein
Raubadler, aber die Rückfahrt ins Camp fällt wieder mau aus.
Im Camp freuen wir uns auf ein leckeres selbstgemachtes Abendessen und
ich hadere mit mir, ob ich wieder ans Wasserloch gehen soll. Habe ich Lust,
ewig lange zu warten, bis die Sitzgelegenheiten wieder Depp freie Zone sind?
Eigentlich will ich lieber fit sein für morgen... Nein, heute wird früh
geschlafen und sich nicht über andere geärgert. Während ich alles vom Tag
aufschreibe, ist Petra voll in ihrem Element und räumt was das Zeug hält, um
alles für die morgige Abreise vorzubereiten.
Gefahrene Kilometer: 126
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Premiere in Namutoni!
Dank Petras Räumungszwang ist heute Morgen wieder ruck zuck alles
verpackt und im Auto verstaut. Ich gehe auschecken und möchte wieder unsere
Frühstückspakete abholen. Fragende Gesichter.... Nö, nichts vorbereitet, aber
sofort wird sich darum gekümmert, was ich wirklich positiv finde. Zum Glück
sind wir heute wieder früh genug dran und haben noch etwas Zeit.
Mit Toröffnung rollen wir Richtung Goas, immer schön gegen die Sonne,
doch erstaunlicherweise werden wir heute Morgen nicht überholt.
Bei diesem natürlichen Wasserloch warten wir den Sonnenaufgang ab, aber
warten vergeblich auf Tiere. Goas hat direkt mehrere Bedeutungen, unter anderem
"überfließendes Wasser" und "das Geräusch, wenn man über Steine
läuft".
Wir fahren weiter Richtung Springbokfontein und diese Nebenstraße lässt
sich einfach prima fahren, wir sind begeistert. Allerdings fahren wir mit einer
sehr gemäßigten Geschwindigkeit und scannen alle Bäume ab. Zwei Autos hinter
uns tun es uns gleich. Werden sich wohl - wie wir - denken, mehr Augen sehen
mehr. Zu unserer großen Freude nimmt nun die Tierdichte erheblich zu und wir
haben endlich wieder viel zu bestaunen.
Bei Springbokfontein, was "Springbock-Quelle bedeutet, erreichen
wie wieder die Hauptstraße und haben einen schönen Blick auf die Pfanne.
Zwar weiß ich, dass Batia ausgetrocknet ist, aber wir biegen trotzdem ab
und wollen schauen, ob sich in den hohen Riedgräsern etwas versteckt. Batia
wurde nach einem Biologen benannt, der in den 50er Jahren der erste
Chef-Wildhüter war.
Zuerst begrüßt uns eine Herde Gnus mit noch sehr jungem Nachwuchs in
ihrer Mitte. So ein junges Gnukalb haben wir auch noch nicht gesehen. Einfach
entzückend!
Wir fahren weiter und noch bevor wir den Wendekreis erreichen, erahne
ich schon, welcher Herzenswunsch uns heute erfüllt wird! Ich zähle zuerst fünf,
dann ganze sechs graue Rücken und das kann nur eins bedeuten: BNer!!!!!! Denn
nur sie tauchen in kleineren Grüppchen auf, SNer sind Einzelgänger. Wir können
unser Glück kaum fassen und sind ganz aus dem Häuschen. Vier der Tiere, unter
ihnen zwei Jungtiere, ziehen leider in eine andere Richtung, dafür bieten uns
die anderen beiden aber einen wunderschönen Anblick, wenn auch in schwierigen
Lichtverhältnissen.
Während mein Finger am Auslöser hängt und ich darauf warte, dass sie
näher kommen, erspäht Petra weit weg tatsächlich zwei Löwen! Mensch das gibt's
ja nicht. Langsam mutiert sie auch zum Adlerauge. Weiter rechts entdecken wir
sogar zwei Honeymooner, aber nur vom Pascha ist ein gutes Foto zu erhaschen.
Wir bleiben eine ganze Weile hier stehen und fragen uns, was hier wohl
noch so alles rum liegt. Das Gras ist sehr hoch gewachsen und geht den Löwen
über die Köpfe. Wer weiß, wie groß dieses Rudel ist.
Voller Dankbarkeit müssen wir uns dennoch nach langer Beobachtung von
diesem Anblick lösen und fahren weiter in das Gebiet der Gentle Giants.
Kaum habe ich "gleich kommen wir in das Gebiet der Gentle
Giants" ausgesprochen, da warten auch schon drei alte und ein junger Herr
darauf, von uns bestaunt zu werden. Diese Kameraden strahlen eine unglaubliche
Ruhe und Gelassenheit aus, die selbst Petra beruhigt.
Die Ngobib Schleife verpassen wir blöderweise, aber sehen auf dem Weg
nach Kalkheuvel dieses Falkenpärchen, was zum Glück sehr malerisch sitzen
bleibt. Toll, dass Petra jetzt auch mit Ausschau nach Vögeln hält und ohne
Aufforderung anhält oder mich drauf aufmerksam macht.
Kalkheuwel hält heute Kudu, Impala und Zebra für uns bereit. Diese
künstlich angelegte Wasserstelle ist nicht besonders schön anzusehen, aber hier
werden öfter Löwen oder Leoparden gesichtet. Übersetzt bedeutet es
"Kalksteinhügel" auf Afrikaans.
Bevor es zu einer Pause ins Camp geht, statten wir aber Chudop noch
einen Besuch ab. Hier steppt der Bär - ääh, Springbock. Außerdem schauen Oryx,
Zebras, Impalas, Perlhühner und ein stattlicher Warzenschweinkeiler vorbei.
Koinachas bleibt leer, aber bei Klein und Groot Okevi treffen wir
ebenfalls viel Steppenwild an und zwei Singhabichte erwischen wir auch noch.
In Namutoni werden wir sehr freundlich begrüßt und können schon
frühzeitig einchecken. Bevor wir allerdings unser Chalet suchen, gönnen wir uns
erfrischende Malawi Shandys an der Bar und tragen uns zum Abendessen ein. Dabei
leisten uns ein paar der hier ansässigen Zebramangusten Gesellschaft.
Dann folgt die Suche nach dem richtigen Chalet und einem passenden
Parkplatz. Oder nennen wir es lieber eine passende Gelegenheit, das Auto
irgendwie zwischen den Wegen abzustellen. Die Häuschen sind hier nicht ganz
eindeutig gekennzeichnet und ich probiere den Schlüssel zuerst am falschen -
zum Glück niemand da!
Auf den ersten Blick erscheint das Chalet sehr großzügig und ordentlich.
Eine Tür zum Badezimmer sucht man hier zwar vergeblich, aber wir sind es ja
mittlerweile gewohnt. Auch das Bad macht einen guten Eindruck. Auf den zweiten
Blick fallen aber doch einige Mängel auf, die allerdings weniger schlimm sind
als bei den Bruchbuden in Okaukuejo. Wir fühlen uns direkt wohl.
Nach dem Auspacken und frisch machen ist eine kleine Siesta angesagt,
nach der wir am Nachmittag die umliegenden Wasserlöcher anfahren wollen.
Ausgeschlafen und fit für eine neue Runde starten wir mit Chudop. Hier
erwarten uns jetzt ein paar Giraffen und auf der kleinen Grünfläche macht sich
der Warzenschweinkeiler über die kurzen Grashalme her.
Bei Koinachas bietet sich uns ein skurriles Bild einer Giraffe, die
einen Knochen im Mund trägt und laaange Sabberfäden zieht. Ein paar Impalas
löschen ihren Durst und eine Schlankmanguste schaut vorbei.
Klein Namutoni zeigt sich uns tierleer und wir fahren direkt weiter zum
Dik Dik Drive. Dieser Drive soll seinem Namen ja alle Ehre machen und wir sind
gepannt. Es dauert ungefähr zwei Minuten, da entdecken wir links von uns die
ersten dieser possierlichen Tierchen mit den großen Kulleraugen.
In Schrittgeschwindigkeit fahren wir den Rundweg ab, immer auf der Suche
nach Flecken. Statt Flecken entdecken wir allerdings zunächst zwei graue
Riesen, die die Pad überqueren. Im Normalfall hätte Petra in diesem Moment mal
wieder Schnappatmung, aber sie wird immer gelassener bei Elefantenbegegnungen.
Wir entdecken neben vielen süßen Dik Diks noch einige Kudus und Impalas.
Dieser Drive gefällt uns so gut, dass wir noch eine Runde drehen.
Kurz vorm Wasserloch kreuzen noch zwei Giraffen im schönen Gegenlicht
unseren Weg und der Rest von ihnen steht malerisch im goldenen Licht des
Sonnenuntergangs am Wasser.
Kurz vor dem Camp verabschieden uns noch ein Schakal und die Giraffe mit
ihrem Knochen, sodass wir langsam "Good Night Etosha" sagen, wie
Rodney es immer tut.
Im Camp erwischen wir glücklicherweise noch die untergehende Sonne und
finden eine wunderschöne Atmosphäre vor. Zwar sieht man hier so gut wie kein
Wild, aber der Sonnenuntergang lässt sich einfach wunderbar genießen.
Zum Abendessen laufen wir zum Restaurant und genehmigen uns erstmal zwei
Malawi Shandys. Wir bestellen uns Nudeln und einen Salat und genießen eine
wunderschöne entspannte Atmosphäre unterm Sternenhimmel. Ein großes Feuer
brennt in einer Tonne und sorgt für ein gemütliches Ambiente. Das mögen wir -
vor allem die Ruhe, da nur wenige Tische besetzt sind.
Das Essen schmeckt gut und voller schöner Eindrücke fallen wir in die
Betten. Wir sind gespannt, und ein wenig planlos, was uns morgen so erwarten
wird. Wir werden spontan entscheiden, an welchem Wasserloch wir in den Tag
starten und freuen uns auf tolle neue Begegnungen.
Gefahrene Kilometer: 159
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Volles Programm um Namutoni
Heute Morgen klappt alles mit den Frühstückspaketen und wir können
pünktlich starten. Zuerst schauen wir bei Koinachas vorbei, das im schönsten
Morgenlicht steht. Leider ohne ein passendes Fotomotiv.
Also versuchen wir unser Glück bei Klein Namutoni, wo bereits ein Geier
und eine Hyäne auf uns warten. Als wir uns auf die Hyäne konzentrieren,
erblicken wir nach und nach ihre Clanmitglieder und zählen insgesamt über 20
Tiere, die nach und nach ihren Bau verlassen - wow, endlich mal ein ganzer Clan!
Wir fahren irgendwann ein Stück Richtung Dik Dik Drive, wo wir sie
besser fotografieren können, aber dann kommen leider immer mehr Autos und ein
Guide Auto fährt uns so vor die Nase, dass wir keine Lust mehr haben.
Nun geht es wieder im Schritttempo den Dik Dik Drive entlang, der heute
Morgen nicht annähernd so ergiebig ist wie gestern zu Sonnenuntergang, aber
immerhin hält er sein Versprechen auf Dik Diks und beschert uns eine zauberhafte
Sichtung von einer stolzen Giraffen-Mama mit ganz frischem Nachwuchs.
Nach kurzer Toilettenpause beim Fort, brechen wir auf zur Runde über
Twee Palms, wo mittlerweile nur noch eine Palme steht. Leider gibt diese Tour
nicht viel her, was ich aber schon öfter gelesen habe. Immerhin sehen wir hier
unsere einzige Gabelracke auf der ganzen Tour und haben das Glück, dass sie
sitzen bleibt.
Kurz vor Ende macht uns ein netter Herr darauf aufmerksam, dass bei
Klein Okevi vier Löwen liegen würden, wir bedanken uns sehr und steuern das
Wasserloch an. Es stehen tatsächlich gerade mal drei Autos dort und wir können
die vier direkt ausmachen. Wir bleiben eine Weile bei ihnen stehen, bis sie
alle wieder flachliegen. Tja, schlafen und dösen können Katzen eben am besten.
Wir wollen noch Tsumcor besuchen und würden auf dem Rückweg nochmal hier vorbeischauen.
Tsumcor bietet uns Kudus, Zebras, Oryx und einige Landfrauen. Diese
künstliche Wasserstelle hat ihren Namen von den Sponsoren der Bohrung: Tsumeb
Corporation.
Wir
fahren auch noch ein Stück Richtung Stinkwater an der Pfanne entlang, aber bis
ganz "nach oben" ist es uns zu weit. Außerdem können wir uns schlecht
vorstellen, bei dieser herrschenden Trockenheit bei Andoni die Paradieskraniche
vorzufinden.
Zurück bei Klein Okevi sind die Löwen noch da und scheinen ein wenig
wacher als zuvor. Jetzt können wir auch erkennen, dass es sich um eine
prächtige Mama von drei Halbwüchsigen handelt. Immer wieder beobachten die
Jungen die verunsicherten Kudus, die laute Warnrufe ausstoßen, aber sonst
passiert nicht viel. Ihre Mama ist die stolzeste Löwin, die wir je gesehen
haben. Sie besitzt eine wunderschöne bräunliche Farbe und scheint extrem
kräftig zu sein. Gute Gene!
Da wir noch eine Mittagspause im Camp brauchen, reißen wir uns
irgendwann los und wollen nachher nochmal vorbeischauen. Auf dem Weg sehen wir
noch ein Stück von der Straße entfernt einen Elefantenbullen durch die Pfanne
ziehen. Wie klein so ein großer Bulle doch wirken kann in dieser weiten
Landschaft.
Im Camp wollen wir eigentlich noch Malawi Shandys zischen, aber als dann
der zweite Tisch, an dem die Leute nach uns kamen, bedient wird, reicht es mir
und wir stehen wieder auf und gehen. Die Siesta tut heute wieder sehr gut.
Um halb 4 fahren wir wieder nach Klein Okevi, wo
die Löwen aber leider verschwunden sind. Bei Chudop herrscht heute ebenfalls
gähnende Leere, denn kein einziges Tier lässt sich blicken. Daran erkennt man
einmal mehr, dass man wirklich das Glück haben muss, zur richtigen Zeit am
richtigen Ort zu sein. Natürlich warten wir auch immer erst ein wenig ab, bevor
wir weiter fahren und hetzen nicht von Wasserstelle zu Wasserstelle. Immerhin
präsentiert sich bei Koinachas ein stattlicher Kudu Bulle.
Bei Klein Namutoni, was seinen Namen aufgrund der Größe nun wirklich
nicht verdient hat, wartet eine große Herde Impalas auf uns.
Jetzt geht es aber erstmal zwei Runden auf Pirsch um den Dik Dik Drive.
Wieder hält er, was er verspricht und beschert uns viele Dik Diks, eine Giraffe
und eine Herde Elefanten, die unseren Weg kreuzt. Für ein Bild reicht es nur
noch als sie bereits wieder in den Büschen verschwunden sind, weil wir vom
Anblick so verzückt sind.
Wir vermuten, dass ihr Weg sie zum Wasserloch führen würde und liegen
richtig. Wieder zeigt sich diese Wasserstelle im schönsten goldenen Licht und
zwei große Herden Dickhäuter bieten uns einen fantastischen Anblick. Zuerst
wird getrunken und ordentlich geplantscht und danach fangen alle an, sich mit
Staub einzupudern.
Irgendwann kommt eine gewisse Unruhe auf als ein paar Halbstarke noch
einmal baden gehen, der Rest der Gruppe aber eigentlich weiterziehen will. Es
wird getrötet und gebrummt, aber keiner hört auf die Älteren. Der Anblick der
badenden Elefanten hat etwas unheimlich Friedliches an sich und wir könnten uns
keinen schöneren Abschlussabend vorstellen.
Zum Sonnenuntergang fahren wir noch fix zu Koinachas und auch der ist im
Kasten. Heute sogar mit ein paar wenigen Wolken, die dem Ganzen noch die Krone
aufsetzen.
Beim Abendessen wird die Ruhe durch einen lauthals telefonierenden Herrn
gestört, der seinen Lieben daheim erstmal von einer Gruppe von 6 Leoparden
berichtet, bevor er erklärt, dass er bis gestern auf einer 17.000 km2 großen
Rinderfarm war. Zu guter Letzt erklärt er noch, dass sie nun im Nationalpark
sind, der fast 30.000 ha hätte. (Man beachte die Größeneinheiten!). Wieder was
gelernt!
Zur Erklärung: Die Rinderfarm hatte wahrscheinlich 17.000 Hektar und Etosha ist rund 23.000 km² groß. Leoparden sind Einzelgänger und der Herr meinte vielleicht eher Geparden.
Auch heute ist uns nicht nach Fleisch und so bestelle ich Fisch und
Petras angedachte Tortellini verwandeln sich in einen vegetarischen Tortilla
Wrap - wer lesen kann ist klar im Vorteil. Auch heute gibt es nichts zu
meckern und wir bereuen es absolut nicht, nächstes Jahr hier drei Nächte
gebucht zu haben. Natürlich ist es irgendwo ein typisches NWR-Camp, aber mit
der Ausnahme, dass hier nicht unbedingt Busgruppen eingebucht werden und wir
die Ruhe wirklich zu schätzen wussten.
Gefahrene Kilometer: 136
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Goodbye Etosha - aber nicht ohne einen krönenden Abschluss!
Ein letztes Mal heißt es heute früh aufstehen, um mit den Tieren
gemeinsam in den Tag zu starten. Morgen würden wir schon wieder in der Stadt
aufwachen, woran wir aber 1. jetzt noch gar nicht denken wollen und was 2.
irgendwie noch total unrealistisch klingt. Uns bleiben noch gute zwei Stunden
im Park, die wir voll auskosten wollen. Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang
zieht es uns heute nur noch nach Klein Namutoni, um dort die Zeit intensiv zu
nutzen.
Viele viele Dik Diks sagen uns auf Wiedersehen und sogar die kleine
Giraffe von gestern verabschiedet sich. Jedoch entzückt uns nichts mehr als
dieses Dik Dik Jungtier mit hipper Vokuhila Frisur, welche es uns nur zu gerne
für ein niedliches Foto präsentiert.
An anderer Stelle haben Mama und Papa mit ihrem Nachwuchs alle Hufe voll
zu tun, ihn zu bändigen. Das kleine Energiebündel beschert uns bestes
Unterhaltungsprogramm indem es wie von der Tarantel gestochen hin und her
flitzt. Erst als
alle Energie aufgebraucht scheint, können die Eltern wieder aufatmen und
schenken uns ein tolles Mama-Kind-Motiv.
Sie ziehen sich zurück und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit weiter.
Diejenigen, die eben den Motor haben laufen lassen haben es offensichtlich
eiliger als wir und so fahren wir -freundlich wie wir sind- links ran, damit
sie überholen können. Aber nix da - im gleichen Moment haben wir einen großen
Hilux in Breitseite vor der Schnautze und sind durch so viel Dreistigkeit
erstmal ganz schön verblüfft. Naja, vielleicht haben sie ja etwas Interessantes
entdeckt? Nein, bloß weitere Dik Diks. Kein Grund also, uns eben mal so den
Fahrtweg abzuschneiden. Daher drängen wir ohne Rücksicht, dass wir gerne
weiterfahren wollen, was nach ein paar Handbewegungen dann auch endlich
verstanden wird. Verstehen tun wir dieses Verhalten immer noch nicht.
Als wir mit zwei Runden Dik Dik Drive durch sind und dort wirklich jeden
Baum zweimal abgescannt haben, fahren wir zurück zum Wasserloch, während wir
uns nun langsam von Etosha verabschieden. Kurz vor dem Wasserloch stehen noch
vereinzelt drei Autos und schauen ins Gebüsch.... MOMENT MAL! - Das war's nun
doch noch nicht! Nach unzähligen Runden um den Dik Dik Drive erweist uns Etosha
zum Abschied tatsächlich die Ehre und schenkt uns die herbeigesehnten Flecken!
Der Auftritt dauert ganze 5 Sekunden und meine Kamera ist zwar schussbereit -
nicht jedoch die Einstellung... Aber egal - Petra hat ihn zum Glück auch
gesehen und wir sind uns einig, dass dies bestimmt die Einstimmung auf nächstes
Jahr werden sollte!
Nach dieser (wenn auch kurzen) Begegnung fordern wir unser Glück nicht
weiter heraus und verlassen nach kurzer Toilettenpause und Check Out Etosha
durch das Lindequist Gate. Ein paar Zebras sagen uns auf dem Weg dorthin noch
Lebewohl und die Dame am Gate inspiziert aufmerksam unser Auto durchs
Fahrerfenster. Sie fragt, was unser nächstes Ziel sei und als sie Otjiwarongo
hört, wird sie prompt sehr freundlich. Sie erklärt uns, dass ihre Mutter nach Tsumeb
ins Krankenhaus müsse und ob wir sie mitnehmen könnten. Zwar bezweifle ich von
Anfang an, dass die patente Lady, die dort geduldig wartet, tatsächlich
ärztliche Hilfe braucht, aber wir haben ja Platz im Auto.
Leider habe ich ihren Namen vergessen, aber die nette Dame plaudert
plötzlich nur so drauf los und fragt uns aus. Sie scheint bester Reiselaune zu
sein und leistet uns wirklich nette Gesellschaft. In Tsumeb halten wir und
verabschieden uns. Diesmal sind es nicht wir, die ein Erinnerungsselfie machen
wollen, sondern sie mit ihrem Handy. Wir schenken ihr noch eine Banane und sie
stapft strammen Schrittes davon - in die entgegengesetzte Richtung des Schildes
„Hospital“…..
Bei einem Tankstopp in Otavi müssen wir herzlich lachen als uns einige
Gemischtwarenhändler auffallen. Ihr Angebot umfasst neben Makalani Nüsschen
noch Zugluftstopper für die Türen, Spatzenschleudern als Affenabwehr, Gürtel
und riesige Schneebesen!
Bald erreichen wir Otjiwarongo und unser Navi führt uns zunächst zu
einem B&B, das auch Out of Africa heißt. Um die Ecke finden wir aber unsere
Lodge bzw. wäre hier eher der Begriff Hotel angebracht. Es gibt einen bewachten
Hof zum Parken und alles sieht ordentlich und modern aus. Wir werden freundlich
auf Afrikaans empfangen und bringen bloß die Koffer in das großzügige Zimmer,
das anscheinend vor Kurzem renoviert wurde. Vor allem das Bad sieht sehr neu
und komfortabel aus.
Keine Zeit zum Auspacken, wir haben noch was vor: Kameldorngarten!
Diesen kennen wir nur von 2014 und erinnern uns noch an den leckeren Hubertus
Salat. Also nichts wie hin, denn nach dem kargen Frühstückspaket von Namutoni
wird es höchste Zeit für einen leichten Lunch. Damals war der Kameldorngarten
noch unter einer anderen Adresse zu finden, aber dank Navi sind wir flott da.
Den leckeren Salat mit frischem Obst und Game gibt es noch immer auf der Karte
und dazu genehmigen wir uns selbstverständlich Malawi Shandys.
Zurück im Out of Africa verbringen wir den Mittag und Nachmittag mit
Umpacken, Frischmachen, im Innenhof Relaxen und WLANen. Wir können kaum fassen,
dass die drei Wochen nun schon wieder vorbei sind.
Das Abendessen wurde bei der Buchung mitbezahlt, also dürfen wir uns aus
der Karte ein Drei-Gänge-Menu aussuchen. Wir wählen beide Butternusssuppe,
Fisch und Malva Pudding. Die Speisen sind wunderbar angerichtet, super lecker
und der Malva Pudding ist noch einen Tick leckerer als der, den ich immer
mache.
Gefahrene Kilometer: 320
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Endgültig Abschied nehmen
Unser letzter Morgen, der sich aber gar nicht so richtig namibisch mehr
anfühlt, wenn man in der Stadt aufwacht. Allerdings erwartet uns ein reichlich
gedecktes Frühstücksbuffet, das wir in dieser Hülle und Fülle hier noch niemals
gesehen haben. Es ist schon fast ein bisschen zu viel des Guten und wir fragen
uns wirklich, wer das alles essen soll.
Papp satt brechen wir auf Richtung Okahandja. Kurz vorher fahren wir am
Eingangstor von Omatozu vorbei und freuen uns damit schon sehr auf nächstes
Jahr, denn das wird wieder unser Abschluss. In Okahandja wandert eine
ordentliche Portion Biltong ins Gepäck und draußen spricht uns ein Mann an, ob
wir denn nicht den Holzmarkt besuchen wollen. Ich erkläre ihm, dass es nicht so
schön ist, wenn jeder an einem herumzerrt und man sich gezwungen fühlt, etwas
zu kaufen. Er bietet uns an, uns zu begleiten, da geht mir auch schon ein Licht
auf: er besitzt dort selbst einen Stand. Wir lehnen dankend ab und setzen
unseren Weg nach Windhoek fort.
Dank maps.me finden wir problemlos das Stellenbosch, wo wir uns mit der
lieben Gabi von Namibia Individual Travel verabredet haben, die immer so
zuverlässig und flott unsere Unterkünfte bucht. Endlich klappt das mit dem
Treffen mal! Wir haben eine schöne Zeit mit netten Unterhaltungen bei einem
kleinen Mittagessen und freuen uns, dass die Sympathie genauso groß ist, wie
wir sie aus Gabis E-Mails kennen.
Da unser Flieger erst am Abend geht und wir das Auto bis 19 Uhr abgeben
müssen, bleibt uns also noch etwas Zeit, die wir uns vertreiben können. Wir
steuern das Craft Center an und schlendern durch die Gänge. Tatsächlich finde
ich noch etwas, was ich noch nicht habe: einen Schlüsselanhänger mit mini
Fellies (Kuduschuhen).
Da wir noch nicht genug vom Stöbern haben, steuern wir
selbstverständlich auch noch Trophäendienste an, einige Kilometer hinter
Windhoek mit den bunten Tieren an der Einfahrt. Diesmal riecht es im Hinterhof
auch nicht nach Verwesung und wir schauen uns drinnen um. Petra hatte sich
letztes Jahr ein wunderschönes Gnu aus Holz hier gekauft und nach so einem
suche ich nun auch. Leider sagen mir die Schnitzereien nicht zu, bis auf eine.
Ich erkenne kein Preisschild, aber da der Elefant daneben ein Preisschild
jenseits von Gut und Böse umhängen hat, schlage ich es mir aus dem Kopf.
Immerhin ein paar neue Aufkleber müssen mit und ich wage es trotzdem,
die nette Dame (die Deutsch spricht) nach dem Preis des Gnus zu fragen. Sie
holt es runter und als ich das Preisschild entdecke, entfährt es mir sofort:
„Will ich haben!!!!“. Nun gut, zumindest der Preis ist halbwegs erschwinglich,
aber die viel größere Frage ist nun, wie wir dieses riesen Teil heil heim
bekommen…. Wir holen den kleinen Handgepäcktrolley aus dem Auto und überlegen
hin und her. Das müsste eigentlich passen. Die Dame verklickert ihrem
Schwiegersohn auf afrikaans, das gute Teil bestens einzupacken und ich
verschenke noch die Kekse, die jetzt keinen Platz mehr haben, an seine Tochter.
Jetzt sind wirklich alle glücklich!
Und das ist das Schmuckstück, das keinen Millimeter größer hätte sein
dürfen und geradeso ins Handgepäck passte:
Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir schauen uns noch
Ondekaremba an, wo wir vielleicht nächstes Jahr die letzte Nacht verbringen
wollen vor Abflug, da wir einen Tagflug zurück haben werden. Überaus freundlich
und herzlich werden wir begrüßt und fragen vorsichtig, ob wir hier unseren
letzten Sundowner haben können. Selbstverständlich, also gibt es noch einen Gin
Tonic und ein paar Warzenschweine schauen sogar noch vorbei.
So schnell am Flughafen die Autoübergabe von statten geht, so lange
müssen wir beim Schalter warten. Danach bleibt ansonsten nicht mehr viel Zeit
und wir gehen direkt durch die Passkontrolle zum Boarding. Puh, mehr los hier
als sonst, die Maschine dürfte voll werden. Wird sie auch. Allerdings haben wir
das außerordentliche Glück, dass das Pärchen vor uns zu anderen Sitzen
begleitet wird und wir haben jetzt jeder eine 2er Reihe am Fenster. So kann man
es gut aushalten.
Insgesamt gefahrene Kilometer: 3.787 km
Zurück auf deutschem Boden folgen wir den Menschenmassen bis zu den Gepäckbändern.
Als wir dort warten, schalte ich mein Handy ein und die erste Meldung, die ich
bekomme, handelt vom Tod Voortrekkers. Ich starre aufs Display und mir schießen
sofort Tränen in die Augen. Ich schaue Petra an und kann erstmal nicht mehr
sagen als dass Voortrekker erschossen wurde. Auch sie trifft diese Meldung
sehr, aber für mich bleibt in diesem Moment kurz alles um mich herum stehen.
Ich kann mich bis zuhause und auch den restlichen Tag kaum beruhigen und fühle
großen Schmerz und Trauer, vor allem wegen der Hintergründe dieses Vorfalls.
Durch diese Meldung rücken für mich zunächst die tollen Erlebnisse der letzten
drei Wochen und die wunderschöne Zeit in Namibia erstmal gehörig in den
Schatten.