Namibia 2019






Abflug und Farm Heimat - Zurück im Seelenland!

Das Kofferpacken läuft diesmal ein wenig anders ab. Damit meine Katzen so gar keinen Verdacht schöpfen, nimmt Petra alle Sachen von mir mit zu sich nach Hause - am liebsten schon eine Woche vorher. Auf zwei Tage vorher können wir uns letztendlich einigen, aber ich habe trotzdem keinen Überblick mehr. Dann endlich - Freitagmittag. Es folgt ein schneller Abschied von den Katzen und wir warten bei Petra auf unsere liebe Freundin, die auf die Minute pünktlich ist. Kein Stau, kein allzu langes Warten am Schalter und keine besonderen Vorkommnisse am Flughafen. Man könnte meinen, wir wandern aus bei so viel Gepäck, aber der dritte Koffer ist vollgestopft mit Klamotten, die wir samt Koffer unten lassen. Wir hatten bei Air Namibia noch gebucht als zwei Gepäckstücke pro Person erlaubt waren.


Im Flieger haben wir großes Glück und können jeweils eine Mittelreihe ergattern. Im Laufe des Fluges biete ich allerdings einer älteren Dame einen der Sitze an, da ihrer und die restlichen freien nicht zurückzuklappen gehen. Dieses Problem sollte man noch dringender beheben als die nicht funktionierenden Bildschirme, obwohl es davon erstaunlich wenige gibt. Als die Getränke verteilt werden freue ich mich auf einen Amarula, werde aber enttäuscht als man sich dafür entschuldigt, keinen mehr auszuschenken. Egal, Schlaftablette in de Kopp und Augen zu.

Nach der Landung beeilen wir uns und marschieren strammen Schrittes um die menschlichen Pylonen herum gen Einreise. Wer kennt das nicht?! Diese freundlichen, strahlenden Gesichter, die ihr Land repräsentieren und sich über jeden Besucher freuen... Hoppla, das war in einem anderen Land..! Die Einreiseformulare hatten wir wie immer schon zuhause ausgefüllt und ich reiche der Dame meinen Pass. Sie schaut mich nicht an, macht ein paar Kreuze und gibt mir den Zettel zurück. Ich habe noch nie eingetragen, wie viel Geld ich im Land lassen möchte und habe keine Kontaktperson angegeben. Die Dame besteht drauf und scheint nur noch mürrischer, dass sie ihre Fließbandarbeit nicht fortsetzen kann. Ich trage irgendetwas ein und sie scheint zufrieden. Wobei - ob sie zufrieden damit war, kann ich in dem eingefrorenen Gesicht quasi nicht erkennen, aber wir dürfen durch gehen.

Die Koffer lassen ein wenig auf sich warten, aber wir sind immer noch die ersten am Europcar-Schalter. Ich schicke Petra los, schon mal eine SIM Karte gegenüber zu besorgen und sie wirkt ein bisschen überfordert. Nach gutem Zureden traut sie sich alleine und die Englisch Kenntnisse reichen aus, um zu erklären, was sie möchte. Der nette Herr aktiviert die Karte noch und ich bin mittlerweile bei Europcar auch so gut wie durch.


Uns erwartet ein Duster, der wahrscheinlich erst eine, höchstens aber zwei kurze Touren gefahren ist, Start-Kilometer: 4.640. Die Reifen gefallen uns auch, selbst auf den zweiten Blick und der Radschlüssel passt. Läuft alles einfach immer noch wie am Schnürchen? Egal, nix da mit Hinterfragen, lieber freuen!

Erster Halt ist die Puma Tankstelle für ein paar Getränke und dann geht es auch schon los! Als wäre es gestern gewesen fügen wir uns dem Linksverkehr und sehen die ersten Tiere auf der Fahrt Richtung Dordabis: Hartebeest, Paviane, Wasserböcke, Oryx und einige Donkeys. Wir sind sehr froh, nicht durch Windhoek zu müssen und als wir Richtung Farm Heimat abbiegen, begrüßen uns nach ein paar Kilometern die ersten Giraffen einer dortigen Game Lodge - wir sind angekommen!

 

 



Die Vegetation wird immer weniger und auf Farm Heimat hat die Dürre gefühlt am härtesten zugeschlagen. Von Weitem erkenne ich einen großen Reisebus an der Farm und wir wundern uns sehr. Wir dachten wirklich, hier blieben wir vom größten Tourismus verschont. Als wir durchs Tor fahren, begrüßt Rainer, der Besitzer uns herzlich und erklärt, dass wir diesen einen Tag im Monat erwischt haben, an dem eine Busgruppe die Farm besucht. Sie sind fully booked und wir bekommen daher die Ferienwohnung, da wir zuerst gebucht hatten.

 

Als wir zur Reisegruppe stoßen, erkennen wir ein bekanntes Gesicht vom Frankfurter Flughafen und stellen direkt fest, alles nette Leute. Rainer erklärt nun, was er heute mit uns vorhat: Zuerst eine kleine Runde ums Farmhaus, danach gibt es einen Brunch mit anschließendem Ruhe-Päuschen. Um 15 Uhr würden wir zu einer Farmrundfahrt aufbrechen, kurze Toilettenpause auf der Farm, ab zum Sundowner, Abendessen, Sternenkunde. Wow, straffes Zeitmanagement.

Der Brunch kommt sehr gelegen, denn von den kulinarischen Genüssen von Air Namibia lebt man gewissermaßen so gut wie von Luft und Liebe... Es gibt unter anderem selbstgemachtes Rauchfleisch und Boerewurst und die Milch und Eier stammen alle vom Farmbetrieb. Während wir essen, hat Mucki ihren großen Auftritt. Die kleine Erdmännchendame macht das, was Erdmännchen am besten können und betet die Sonne an auf dem Rasen. Alle eilen hin um sie zu fotografieren und als sie fertig sind, hält es mich auch nicht mehr. Ich kann gerade noch ein Foto schießen, da tapst sie schon grunzend auf mich zu und möchte gekrault werden. Sobald ich aufhöre, wird sie sauer und fordert immer mehr. Petra stößt dazu und wir sind hin und weg.



 

In der kurzen Mittagspause entscheiden wir uns dagegen, uns hinzulegen, sondern packen lieber rasch die Koffer um und setzen uns gemütlich auf die Terrasse. Pünktlich um 15 Uhr fahren wir mit zwei kultigen alten Wagen zu Rainers Rindern. Er erklärt uns sehr viel über die Haltung und wie schwer aktuell die Dürre zu schaffen macht. Wir lernen außerdem viel über Rinderfarmen in Namibia und die Natur und wir würden ihm auch wirklich gerne konzentriert zuhören, aber die Sonne setzt uns ganz schön zu und die Müdigkeit macht sich breit.

 


Wir überlegen wirklich, ob wir danach mit zum Sundowner fahren sollen, aber als wir zurück auf der Farm die Donkey Karre sehen, bekommen wir doch wieder Lust. Das gehört auf Farm Heimat zum Standardprogramm und darauf hatten wir uns ohnehin schon gefreut. Die kleinen Donkeys sind gut genährt und geben ihr Bestes, uns zum Sundownerplace zu bringen. Ab da dürfen die anderen auch noch eine Runde durch den Busch fahren. Wir erleben einen wunderschönen Sundowner mit netten Gesprächen, dem besten Biltong, das wir je probiert haben - natürlich auch selbstgemacht - und mit einem ersten tollen Sonnenuntergang.




Später zum Abendessen gibt es ausgezeichnet gegrillte Zebra- und Hartebeeststeaks. Wir hauen ordentlich rein und die Atmosphäre ist so familiär, wie Marianne, Rainer und deren Tochter Mareike es auf ihrer Homepage beschreiben. Man kommt als Gast und verlässt die Farm als Freund.

Die anschließende Sternenkunde schwänzen wir, weil wir einfach nur noch platt sind und morgen fit sein wollen für die Fahrt nach Bagatelle. Im Zimmer erschrickt Petra plötzlich ganz arg und der Grund dafür ist eine riesige flache Spinne an der Wand. Ich erinnere mich, dass diese Tierchen absolut harmlos sind, soll sie aber trotzdem "wegmachen". Als ich "auf die Jagd" gehe, verschwindet sie flugs hinter einem der Betten und Petra ist wirklich zu müde, um sich weiter zu ekeln. Ich glaube, wir liegen ungefähr eine Minute im Bett, da schnarcht es auch schon neben mir wir schlafen erschöpft von den vielen Eindrücken schnell ein.

Gefahrene Kilometer: 134

Fazit Farm Heimat:
Wirklich ein kleiner Geheimtipp! Klar hatten wir wahrscheinlich auch durch die Busgruppe das volle Programm, aber ein Besuch dort lohnt sich immer! Besonders die erwähnte familiäre Atmosphäre spürt man sehr und es wird mit Erzeugnissen der Farm gekocht. Hat uns super gefallen, absoluten Daumen hoch!

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Ab in die roten Dünen - und Petras Schnappatmung......

Sehr erholt wachen wir heute Morgen auf. Der Schlaf tat unheimlich gut und wir fühlen uns fit für unser nächstes kleines Abenteuer. Guten Morgen Namibia :)


Ein leckeres Frühstück wartet auf uns und wir verabschieden die Busgruppe. Danach unterhalten wir uns noch ein wenig mit Rainer und Marianne und Helge, ein Journalist, der momentan durch Namibia reist, erklärt mir, mit welchen Einstellungen der Kamera ich mal üben und probieren soll. Gesagt, getan und siehe da, es hat "Klick" gemacht! Der Abschied von Farm Heimat ist sehr herzlich und wir gehen wirklich als Freunde.

Über Dordabis und Uhlenhorst haben wir eine sehr schöne Strecke zu fahren und ab und zu halten wir bei einem schönen Baum und ich tüftle ein wenig mit der Kamera.

 




 

Plötzlich - ich weiß leider nicht mehr auf welchem Streckenabschnitt - muss Petra durch mein lautes "Stooooopp" abrupt bremsen. Naja, bis zur Etosha üben wir das nochmal. Auf jeden Fall hänge ich an mein "Stooooopp" noch "Löffelhunde!!!!" dran. Ich kann es kaum glauben, diese kleinen fuchsartigen Wesen mit den überdimensional großen Ohren einfach so neben der Straße zu sehen. Und das zur Mittagszeit! Nachdem ich aus dem fast noch rollenden Auto gesprungen bin und ein paar Fotos geschossen habe, kommt es mir in den Sinn, dass dies natürlich auch ein Zeichen der extremen Dürre ist, wenn dämmerungs- oder nachtaktive Tiere am hellichten Tag auf Nahrungssuche gehen.

 

Immer wieder sehen wir Pferde oder Rinder am Straßenrand stehen, wo ich besonders die Pferde am liebsten schnappen, nach Deutschland verschiffen und ordentlich füttern würde. Als Pferdeliebhaber ist das ein trauriges Bild.


Ein paar Oryx und Springböcke treffen wir auch noch unterwegs und je näher wir Bagatelle kommen, desto öfter fahren wir an Abschnitten mit kleinen roten Dünen vorbei. Die Kalahari erstreckt sich zwar bis hoch zur Etosha, allerdings freuen wir uns riesig auf den wunderschönen roten Sand hier im Süden. Die Landschaft um uns herum begeistert uns mit jedem Kilometer mehr und wird nicht langweilig.

Am Eingangstor von Bagatelle werden wir herzlich willkommen geheißen und direkt nach der Einfahrt schalten wir das erste mal den 4x4 zu. Es gilt einen sehr sandigen Weg bis zur Lodge zu fahren und wir würden sogar sagen, dass man an manchen Stellen besser nicht anhalten sollte, denn dann könnte man stecken bleiben. Petra macht es sichtlich Spaß diese paar Kilometer Sandpiste bis zur Lodge zu fahren. An der Lodge werden wir mit kühlen Getränken und feuchten Tüchern empfangen und als ich der Angestellten den namibischen Handschlag gebe, ist sie völlig aus dem Häuschen und der Empfang fällt bei allen nun noch herzlicher aus. Außerdem werden meine Nägel, wo ich auf jeder Seite eine namibische Fahne aufgemalt habe, zum ersten Mal bewundert. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie viele mich unterwegs darauf ansprechen sollten und es war mir schon fast peinlich.

Im Vorfeld war ich durch einen Reisebericht im Namibiaforum ein wenig verunsichert wegen der negativen Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, aber das war ganz schnell vergessen. Wir checken ein und buchen einen Sundowner Game Drive ohne Cheetah Feeding für den nächsten Tag, wollen aber bevor wir zum Chalet gefahren werden, an der Bar erstmal was Kühles zischen. Na, was wird das wohl sein? Na klar, unsere ersten Malawi Shandys! 

Ich frage nach, ob momentan Erdmännchen in der Gegend sind und die Angestellte sagt mir, sie kämen wahrscheinlich so um 17 Uhr zum Pool. Eine der "zahmen" Elands schaut noch vorbei und wir genießen unsere Shandys.


 

Als wir mit unserem Gepäck mit dem Elektrocar nach oben zu den Dune Chalets gefahren werden, sind wir direkt hin und weg von dem Ausblick. Mir egal, ob die Häuschen vielleicht ihren Charme verloren haben, von der Terrasse aus sieht man sowieso wenig vom Haus. Auch im Inneren können wir nur staunen und freuen uns, diese Kategorie gewählt zu haben und zwei Nächte hier zu verbringen. Ich glaube, dies ist die bisher schönste Lodge für mich, gleichauf mit der Desert Breeze, wenn man hier die fehlende Tür zur Toilette mal außen vorlässt. Ich frage mich ja bei sowas immer, wie das frisch verliebte Paare bewerkstelligen. Man könnte denjenigen, der auf Toilette sitzt sogar im Bett liegend zusehen.




Als wir gemütlich ausgepackt haben und ein wenig auf der Terrasse relaxed haben, überrede ich Petra, spontan noch an einem Nightdrive später teilzunehmen, falls das noch geht. Es geht. Als wir gegen halb 6 zum Pool gehen, natürlich mit zwei Malawi Shandys, sehe ich keine Erdmännchen, nur Erdhörnchen. Schade! Ich laufe ein paar Meter an den Gärten entlang und werde etwas enttäuscht fündig. Die ganze Rasselbande wird von den Angestellten dort gefüttert und ein bisschen geknickt laufe ich zurück, vorbei an diesem jungen Elandbullen.......


Wir relaxen im Hängesessel am Pool als der Barmann vorbeikommt und uns fragt, ob wir die Cheetahs weit weg im Gehege sehen würden. Sie schlendern auf und ab und warten wohl auf ihr Futter. Ich bejahe, bringe aber im gleichen Satz anscheinend wirklich etwas enttäuscht klingend hervor, "aber leider keine Erdmännchen". Der Barmann schnappt uns und wir sollen ihm folgen. Wir laufen mit ihm an den Gärten vorbei an dem jungen Elandbullen, den ich eben noch fotografiert habe, wohl bemerkt im Abstand von nur einigen Metern. Im Augenwinkel sehen wir nur, wie er den Kopf senkt, Petra ins Visier nimmt und einen Angriff startet. Reflexartig rufen wir laut "hey!" und er führt seine Attacke zum Glück nicht zu Ende. Der Barmann reagiert schnell und scheucht ihn aggressiv weg. Jetzt weiß ich auch, warum er wohl so reagiert hat. Wir waren zwischen ihm und dem Garten, wo er sich gerne etwas Grünes stibitzt... Super, zweiter Tag und schon die erste Schnappatmung! Jetzt hat Petra neben den Elefanten und NH wohl auch noch Angst vor Elands! Wir dürfen in eine Art Hinterhof, wo die Erdmännchen anscheinend ihre Schlafgemächer haben. Die Tatsache, dass sie gefüttert werden stört mich zwar, allerdings sind sie zumindest nicht eingesperrt. Sie scheinen übrigens keine Angst vor Elands zu haben....

 


 


Wir sind hin und weg von den süßen kleinen Tierchen mit dem ulkigen Grunzen und bedanken uns ganz herzlich beim Barmann. Er führt uns diesmal sicher wieder zurück zum Pool und wir laufen zurück zum Chalet, um uns fürs Abendessen umzuziehen und nehmen Jacken und Petras Kamera für den Night Drive mit.



Beim Abendessen kann man hier eine Vorspeise und eine Nachspeise auswählen und den Hauptgang gibt es in Buffetform. Das Fleisch wird frisch gegrillt, so wie man es gerne hätte und es gibt leckere Beilagen und auch noch frischen Salat dazu. Nach dem Essen wird es auch schon Zeit, sich vorne zum Drive einzufinden. Wir haben Glück und nur ein Paar fährt noch mit und wir ahnen schon, dass dieser Drive ruhiger sein wird als der In Okaukuejo damals. Unser Guide Markus stellt sich vor und erklärt, wo wir lang fahren werden und was wir vielleicht sehen können. Leider benutzt er einen sehr hellen Strahler, der nicht gedimmt ist, wie es bei NWR gemacht wird. Ich habe während des Drives manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn die Tiere so angestrahlt oder aufgescheucht werden und überlege, ob es wirklich so eine gute Idee war. In den nächsten zwei Stunden sehen wir etliche Springhasen und Löffelhunde, aber dieses eine Augenpaar ist anders und es platzt aus mir heraus "Erdwolf!". So schnell, wie ich es ausgesprochen habe, sind die Augen auch schon im Busch verschwunden und wir nähern uns der Stelle. Markus sagt noch nichts zu meinem Verdacht und wir sehen das Tier nun von hinten weghuschen. Nochmal denke ich mir "Erdwolf", will aber nicht klugscheißen, weil Markus es für einen Löffelhund hält. Erst als sich die Gestalt nochmal zeigt, kann man deutlich am Gang und an den Streifen erkennen, um was es sich handelt - ich hatte tatsächlich Recht, Rodney wäre stolz auf mich. So, hätten wir die diesjährige Erdwolfsichtung auch abgehakt - Sarkasmus, da wir bis jetzt jedes Jahr einen Erdwolf gesehen haben. Trotzdem freuen wir uns immer noch wie am ersten Tag über solch eine Sichtung.


DAS Highlight des Abends folgt prompt, nämlich ein rosiger Nackedei, der im Boden herum wühlt. Wir können es kaum fassen und Petra drückt noch irgendwie den Auslöser - wir haben es hier tatsächlich mit unserem ersten Erdferkel zu tun! Die Freude darüber überwiegt die Tatsache, dass es immer kälter wird beim Fahren. Mit einem Amarula wärmen wir uns auf und fahren überglücklich zurück zur Lodge.


Als Markus uns absetzt vollführt Petra auch noch einen Abgang vom Wagen, nämlich rückwärts mit dem Allerwertesten in den weichen Sand. Meine Schadenfreude und der Marsch hoch zum Chalet wärmen ein bisschen auf und wir setzen uns noch kurz auf die Terrasse um der Stille zu horchen und den Sternenhimmel zu bewundern.

Morgen erwartet uns einer der besten und für mich leider der schlimmste Tag dieser Reise..... Das weiß ich aber beim Einschlafen zum Glück noch nicht.

Gefahrene Kilometer: 231

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Bagatelle - Der große Tag der Höhen und Tiefen

Wir haben so gut geschlafen, dass wir das Gefühl haben, wir wären schon länger als bloß zwei Tage im Urlaub - so muss das sein! Genauso wenig weiß ich weder welches Datum wir heute haben, noch welchen Wochentag, alles richtig gemacht.

Nach dem Aufstehen trinken wir auf der Terrasse noch gemütlich einen Kaffee, bevor wir uns auf den Weg nach unten machen. Noch vor dem Frühstück steht der gebuchte Bushmen Walk an und dieser startet mit Sonnenaufgang. Vor dem Eingang der Lodge wartet schon ein kleiner, zierlicher junger Mann auf uns, dessen Name mir leider entfallen ist. Er begrüßt uns mit einem Strahlen übers ganze Gesicht und erklärt uns, dass heute nur wir beide angemeldet sind. Gestern wäre es eine Gruppe von 30 Leuten gewesen, nicht auszudenken...

Wir laufen ein Stück Richtung Termitenhügel, wo wir den "Buschmann" treffen werden. Unser Guide erklärt uns sehr ehrlich, dass es leider keine traditionellen Buschmänner mehr gibt, da sie keinen Lebensraum haben, wo sie legal jagen dürfen und dass der Buschmann, der uns gleich begleitet seine Tracht nur zu Vorführungszwecken trägt. Der kleine Mann ist sehr auf zack und uns sofort sympatisch. Auf dem Weg zeigt er uns immer wieder Spuren und Losung von verschiedenen Tieren. Der Buschmann hat heute wohl verschlafen und er muss ihn mehrmals anfunken, bis zur Arbeit erscheint. Als er auf uns zukommt und sich vorstellt, ist uns schlagartig noch kälter als wir sehen, wie wenig er anhat.

 


Dieser Treffpunkt am Termitenhügel ist auch schon die erste Station, an der er in seiner Klick Sprache loslegt und wie ein Wasserfall redet. Ich persönlich liebe es ja, dieser Sprache zu lauschen, wenn man natürlich auch kein Wort versteht. Er demonstriert uns, warum Termitenhügel für Buschmänner so wichtig sind und am Schluss übersetzt der Guide uns alles. Normalerweise bin ich jemand, der Kulturprogramm und irgendwelche Führungen nicht so mag und die Informationen auch überhaupt nicht hängen bleiben. Ganz anders hier:

Termiten sind die Leibspeise bzw. das Hauptnahrungsmittel von Erdferkeln. Diese brechen den Bau mit ihren Klauen auf und schnappen sich mit ihrer klebrigen Zunge tausende Termiten. Diese werden nicht gekaut und leben noch im Magen des Tieres weiter. Nach einer solchen Mahlzeit ruht das Erdferkel in der Regel zwei Tage, um zu verdauen. Findet der Buschmann also einen frisch aufgebrochenen Termitenhügel, macht er sich auf die Suche nach dem Erdferkel, das meist in einem Umkreis von weniger als 50 Metern irgendwo ein schattiges Plätzchen gesucht hat. Er tötet es, schneidet seinen Bauch auf und entnimmt die lebenden Termiten, um diese zurück in den Bau zu setzen, damit dieser Insektenstamm aktiv bleibt. Der Rest des Erdferkels dient zur Nahrungsgewinnung und das Fett wärmt die Haut und schützt vor Insekten.

Weiter erklären uns die beiden die heilende Wirkung von verschiedenen Büschen und dass z.B. zerriebenes Straußenei gut gegen Magenschmerzen hilft. Wir laufen die Düne hoch und ich merke komischerweise, dass das Laufen im Sand irgendwie anstrengender ist als es sein sollte...


Oben angekommen folgt das Highlight der Vorführungen, das gleichzeitig auch nichts für schwache Nerven ist - zumindest beim dazugehörigen Kopfkino. Wir werden immer wieder mit eingebunden und nun gefragt, ob wir wissen, welche Tiere Steine fressen. Das ist selbst für mich neu und wir kommen partout nicht auf die Antwort: Strauße! Da diese großen Vögel keine Zähne haben, essen sie im Durchschnitt ein Kilo Steine pro Tag, damit diese die Nahrung im Magen zerkleinern. Nun erklärt er uns die Falle. Der Guide erwähnt noch nebenbei, dass das verwendete Band hier aus dem Supermarkt ist und die Seile normal auch selbst hergestellt werden. Diese ehrliche Art hat etwas Sympatisches und wir kommen uns echt nicht vor wie bei einer Theatervorführung - wobei, wenn ich mir vorstelle, mit 30 anderen Leuten das alles hier zu erleben, würde ich mich unwohler fühlen.

Diesmal verstehen wir sinngemäß die Darbietung des Buschmannes als er erklärt, wie die Falle funktioniert. Nähert sich ein Strauß, sieht er die verteilten Steine um die Falle und pickt diese auf. Bevor er sich den mittleren Stein holt, wegen dem die Falle zuschnappen wird, würde er zunächst zurückschrecken, weil er wahrscheinlich das Seil bemerkt. Da das Hirn von Straußen allerdings etwa so groß sind wie ihr Auge, ergo, sie nicht besonders schlau sind, wird er sich den letzten Stein trotzdem nicht entgehen lassen. Die Falle schnappt zu und zieht sich um den Hals des Straußes. Da man für diese Art Falle einen sehr elastischen Busch auswählt, wird der Ast nicht brechen, der Strauß in Panik flüchten wollen und die Schlinge zieht sich so fest um seinen Hals, dass er enthauptet wird. Ein Ende mit Schrecken.


 

Wir laufen ein Stück weiter und ich merke wieder, wie schwer mein Atem wird. Egal, wird wohl daran liegen, dass wir noch nicht gefrühstückt haben. In ein Straußenei passen sage und schreibe 600 ml Flüssigkeit - die perfekten Wasserbehälter für Verstecke im Sand. Ein Grasbüschel dient als Deckel oben im Loch und natürlich darf man keine Hinweise auf das Versteck hinterlassen, sondern sich den Ort gut einprägen.


Jetzt wird es Zeit, in das provisorische kleine Dorf zu gehen, wo ein paar junge Mädels und Kinder bereits am Feuer sitzen. Der Guide zeigt uns einen kleinen Köcher mit Pfeilen und fragt, was man wohl damit machen könnte. Ich antworte total plump, dass der für die Jagd verwendet wird, da ich denke, dass dies nur eine kleine Nachbildung ist. Falsch gedacht! Diesen kleinen Köcher mit fünf Pfeilen drin besitzen junge Buschmänner, die bereit sind, sich eine Frau zu nehmen. An einem festlichen Tag tanzen die jungen Frauen ums Feuer und der junge Mann schießt einen der fünf stumpfen Pfeile auf seine Auserwählte. Mag sie ihn auch, werden sie heiraten. Mag sie ihn nicht, zerbricht sie den Pfeil und er hat noch vier übrige Versuche. Scheitern alle diese Versuche, so bleibt er alleine und nimmt sich keine Frau. Kommt daher vielleicht der Spruch mit Armors Pfeil?

Wir setzen uns zu den anderen ans Feuer, wissen aber gar nicht so wirklich, was wir fragen oder reden sollen, da dies angeblich auch nur über den Guide als Übersetzer funktioniert. Egal, wir wärmen uns mit ihnen am Feuer auf und ein herzliches Lächeln sagt ohnehin mehr als tausend Worte. Danach kaufen wir ihnen auch noch zwei Armbänder ab, allerdings mehr aus Höflichkeit und weil sie das heute nur für uns beide gemacht haben.

 


Nun haben wir auch ordentlich Hunger und verabschieden uns vor der Lodge von unserem kleinen energiegeladenen Guide. Er hat das wirklich toll gemacht! Der Buschmann hat sich schon vorher verabschiedet und wirkte eher zurückhaltend. Wir freuen uns sehr aufs Frühstück und bestellen uns erstmal Eier. Es dauert allerdings nicht lange, da unterbreche ich mein Frühstück abrupt, da ich die Erdmännchen hinter dem Pool entdecke. Petra hat Verständnis für meine Euphorie und ich schnappe mir meine Kamera. Etwa 15 Erdmännchen scharren, was das Zeug hält und posieren professionell für die Kamera.



 




 




Ich kann mich gar nicht losreißen! Möchte allerdings Petra auch nicht ganz alleine dort sitzen lassen. Als ich merke, dass sie langsam Meter für Meter weiterziehen, gehe ich zurück und esse die Reste meiner kalten Eier und Toast.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Frühstück setzen bei mir plötzlich Magenschmerzen ein, die ich nicht zuordnen kann. Da ich sowieso vorhatte, mich nach dem Frühstück heute nochmal hinzulegen und wir bis zum Sundowner Drive nichts geplant haben, nehme ich zurück im Zimmer eine Wärmflasche für den Bauch mit ins Bett und schließe die Augen....


Langsam komme ich wieder zu mir, nachdem ich mindestens drei Stunden geschlafen habe. Ich fühle mich schlapp und irgendwie dreht sich alles. Als ich zu Petra auf die Terrasse gehe, schaut sie mich mit großen Augen an. Ich sehe wohl so aus, wie ich mich fühle: Fieber! Bis zum gebuchten Sundowner Drive versuchen wir alles, um die Temperatur herunter zu schrauben und Mama Petra würde mir am liebsten einen Trichter in den Mund stecken, um genug Wasser in mich hinein zu kippen. Sie gibt mir kalte Handtücher, die sie gerade so nass bekommt, da kaum Wasser aus den Leitungen kommt. Nach einer guten Stunde sehe ich zwar nicht mehr aus wie eine Tomate, fühle mich aber immer noch wie vom Grader überrollt. Ich überlege ernsthaft, den Drive nicht mitzumachen, DAS Zeichen, dass es mir wirklich nicht gut geht. Petra sage ich davon nichts, die macht sich schon genug Sorgen. Ich kippe ordentlich Wasser in mich hinein und denke nur, dass ich im Nachhinein vielleicht sehr enttäuscht wäre, nicht mitgekommen zu sein. Als könnte ich hellsehen!!!!!!!

Langsam laufen wir runter zur Lodge und die Sonne knallt ganz schön. Wir haben Glück, nur ein junges Pärchen fährt mit zum Drive, diese Konstellation war in den letzten Jahren durchweg immer sehr angenehm! Ich hatte Recht mit der Annahme, dass die meisten wahrscheinlich eine Tour mit Cheetah Feeding buchen würden und nehme an, dass man sich zum Sundwner irgendwo zusammenfindet. Unser Driver Markus vom gestrigen Night Drive fährt uns auch heute und erklärt wieder etwas zum Gelände. Er meint, wir würden in den Teil fahren, wo wir auch die BNHer sehen würden. Wir wussten nicht, dass die Lodge welche hat und finden dies sehr befremdlich. Petra fragt mich, was ich mir wünsche und ich antworte ganz klar: "Ein Erdferkel im schönen Licht" :) Na, dann schauen wir mal, ich glaube aber selbst nicht dran.

Es geht los in die wunderschönen roten Dünen und nun sehen wir auch endlich die ganze Schönheit dieser Gegend hier. Es macht viel Spaß, durch den weichen Sand über die Dünen zu fahren und gespannt zu sein, was hinter der nächsten Düne auf uns wartet. Der Fahrtwind tut mir sehr sehr gut.

 



 


Wir sind keine 20 Minuten unterwegs, da trauen wir unseren Augen kaum, als wir tatsächlich wieder einen (fast) Nackedei erkennen!!!! Das kann doch nicht wahr sein. Die Kameras knipsen und knipsen und als Markus meint, wir dürften aussteigen, schießt mein Adrenalin in ungeahnte Höhen. Ganz langsam und ruhig nähern wir uns und Meter für Meter schießen wir ein Foto mit der Angst, dass das Erdferkel gleich weglaufen könnte. Wir dürfen uns ihm tatsächlich nähern, ohne dass es sich gestört fühlt. Zwei Glanzstare begleiten es und hoffen immer wieder, dass etwas für sie herausspringt. Als es sich langsam von uns Richtung Dünen entfernt, senke ich die Kamera und genieße den Anblick dieses wunderschönen grotesken Tieres und ein paar Tränen laufen mir über die Backen. Ich kann mich nur wiederholen, welch eine Ehre.

Erst beim Sichten der Bilder fällt uns auf, dass dieses Erdferkel sehr mager war.

 


 


 


Auf dem Rückweg zum Wagen freuen Petra und ich uns gemeinsam über diese Momente und sie fragt mich wieder, was ich mir jetzt bitte noch wünsche. Ich antworte sarkastisch "hmm, noch ein Erdferkel? Oder Erdwolf, das wäre auch okay."

Die nächste Stunde sind wir immer noch geflasht und sehen schon bald von Weitem die BMNer. Als wir uns ihnen nähern, muss ich kurz überlegen... Haben die hier etwa auch noch Sable Antilopen? Wäre mir neben der Wasserböcke, die hier genauso wenig hingehören, auch neu. Ich frage Markus und er bejaht. Natürlich lieben wir NHer, aber den Anblick der zwei schönen Kolosse, wie sie in dieser Gegend, in die sie überhaupt nicht hineinpassen, ihr Heu fressen, können wir einfach nicht genießen. Zwar zeugt diese Begegnung nicht von einem solchen Zoo-Charakter wie letztes Jahr auf Okapuka, aber es passt einfach partout nicht in das Bild der Kalahari. Genauso wenig wie die Sable, die ich ja auch so mag.

 


 

Wir fahren weiter und sehen noch ein paar Antilopen, aber ich denke immer noch über die NHer nach. Bin nun auch ein wenig ruhiger, da mein Kreislauf sich wieder langsam meldet. Plötzlich stoppen wir für noch ein Erdferkel! Ich meine nur zu Markus, bei dem Glück hier, würden wir in der Etosha kein einziges Tier mehr sehen.... Das gibts doch gar nicht. Im schlechten Licht, aber deutlich erkennbar und gar nicht so nackig wie das von eben. Und vor allem wohl genährt. Das Adrenalin schießt wieder in die Höhe! Nicht auszudenken, hätte ich mir diesen Drive durch die Lappen gehen lassen! Hätte Petra mir dann die Bilder gezeigt, hätte ich vermutlich bitterlich geweint - und das nicht aus Freude...

 

Als wir es ziehen lassen, frage ich Markus, ob sie keinen Sonnenbrand kriegen, weil sie ja normal nachtaktive Tiere sind. Er meint, die Wintersonne wäre ja nicht so stark und dass es auch mit der Dürre zusammenhängt, wenn man sie noch vor der Dämmerung zu Gesicht bekommen würde.

Das nächste Highlight für das Pärchen, das mit uns fährt, sind die Giraffen und natürlich freue ich mich immer, Giraffen zu sehen, aber ich bin irgendwie zu schwach, auch nur die Kamera anzusetzen, daher knipst Petra fleißig die restlichen Bilder.

 

 

Zum Sundowner halten wir auf einer Düne und ich erkenne schon von Weitem den Barmann, der alles vorbereitet hat. Die etwa 15 Meter durch den tiefen Sand und bergauf sind extrem schlauchend. Wow, was für eine schöne Atmosphäre! Der Tisch ist nur für uns vier so liebevoll gedeckt und die beiden sind super gut drauf.


Als ich bloß ein Tonic haben möchte, wollen sie mich natürlich zum Gin Tonic überreden, danach würde es mir bestimmt besser gehen, aber alleine die Vorstellung daran schnürt mir alles zu. Ich probiere von den Snacks und merke direkt, dass mein Körper gerade nichts außer Flüssigkeit haben möchte. Wieder macht sich Petra große Sorgen. Ich nehme noch ein Wasser und laufe ein paar Meter weg zu einem Baumstamm, wo ich mich nieder lasse. Petra beauftrage ich damit, diese wundervolle Atmosphäre einzufangen und dem Pärchen will ich nicht den Sundowner verderben.


 


Die Zeit bis die Sonne untergegangen ist, verbringe ich damit, mich zu konzentrieren, nicht umzukippen oder mich zu übergeben. Keine Ahnung, wann es mir jemals mal so dreckig ging. Petra fragt mich nun minütlich wie es mir geht und zwingt mir auch noch die Kreislauftropfen auf. Ich bin froh als wir endlich aufbrechen und könnte heulen, weil das hier so ein schöner Abschluss gewesen wäre.

Ich setze mich direkt neben Markus und der Fahrtwind ist dann wieder sehr angenehm. An der Lodge will ich einfach nur noch ins Bett und bin nicht mehr in der Lage, hoch zum Chalet zu laufen. Markus fährt uns freundlicherweise mit dem Elektrocar und eilt herein, um die Schlüssel zu holen.

Im Bett geht es mir schlagartig besser. Ich zwinge Petra dazu, alleine zum Abendessen zu gehen, da sie dies auch ausfallen lassen will und wir bloß gefrühstückt haben. Also geht sie alleine essen und alle erkundigen sich nach mir und wünschen mir alles Gute. Eine der Angestellten erklärt Petra sogar noch, wo der letzte Arzt vor Sesriem sei, nämlich in Marienthal oder Maltahöhe, ich habe es vergessen. Als sie wiederkommt, geht es mir etwas besser und sie packt für uns beide die Koffer. Naja, räumen tut sie ja sowieso so gerne. Ich habe große Angst, es wäre wirklich etwas Ernstes und bei dem Gedanken, vielleicht nicht ins Sossusvlei zu können, kommen mir die Tränen. Petra beruhigt mich und ich bin froh, dass sie da ist. Besorgt schlafen wir beide ein, aber als ich in der Nacht aufwache, merke ich schon, dass es mir etwas besser geht und ich kann beruhigt weiterschlafen.

Fazit Bagatelle:
Einfach nur wow! Diese Lodge hat es uns, und besonders mir, mit ihren Dune Chalets einfach direkt angetan. Ich hätte hier ohne Probleme noch zwei Nächte verbringen können, alleine mit diesem wunderschönen Ausblick von der Terrasse aus und auch dank der netten Angestellten. Die Tatsache mit den vielen eingekauften Tieren stört mich zwar etwas, aber sonst stimmte für uns hier alles!

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Desert Camp, Sesriem - noch sind die Tiefs nicht überstanden

Als ich aufwache, fühle ich mich im Gegensatz zu gestern als könnte ich Bäume ausreißen. Beide haben wir keinen Plan, was mich da so umgehauen haben könnte. Als wir in die Rezeption und in den Frühstücksraum gehen, fragt mich wirklich jeder, ob es mir besser geht und eine der jungen Frauen rät mir tunlichst dazu, einen Arzt aufzusuchen. Hat sich anscheinend ganz schön herum gesprochen.
Vorsichtshalber frühstücke ich bloß Cornflakes mit Milch, daher fällt unser Frühstück relativ kurz aus. Danach schauen wir noch einmal nach den Erdmännchen, aber die starten ihren Tag wohl heute woanders. Also checken wir aus und werden noch herzlicher verabschiedet als wir empfangen wurden. So ein toller Ort!

Am Tor verabschiedet uns der Angestellte ebenso nett und wir biegen in die Richtung ab aus der wir vor zwei Tagen gekommen sind. Ich schalte unser kostenloses Handy Navi maps.me an, um zu schauen, wie lange wir nach Marienthal brauchen sollten und bin verwirrt. Wir fahren doch tatsächlich in die falsche Richtung! Na, zum Glück haben wir das schon nach wenigen Kilometern gemerkt - in Namibia kann man eben ganz schnell mal 50 Kilometer falsch fahren ohne es zu merken.


Unterwegs merke ich langsam, dass ich dieselben Magenschmerzen wie am Vortag bekomme und ab da kann ich die Fahrt nicht mehr genießen. In Marienthal springe ich nur schnell in den Spar und weiter geht's. Immer wieder plagen mich Krämpfe und mein Körper ist schlapp. Hier mal ein ganz großes Kompliment an Mama Petra, die uns einfach überall sicher hinfährt und das obwohl ich als Beifahrer mehr als einschläfernd bin.

Einzig der Tsaris Pass kann mich für kurze Zeit begeistern, aber die letzten 50 Kilometer bis zum Camp werden die Hölle. Übelstes Wellblech, sodass man denkt, das Auto fällt gleich auseinander. Ja, in solchen Situationen wäre wahrscheinlich ein Hilux etwas entspannter zu fahren. Wenn das mal kein Vorgeschmack auf die Strecke von Sesriem nach Walvis Bay ist.




Ich danke alles und jedem als wir endlich das Camp erreichen. Beim Einchecken klären wir auch gleich alles ab wegen Frühstück und Abendessen. Die Angestellten sind super nett und meinen direkt, dass Frühstückskorb und Grillpakete eine ausgezeichnete Wahl sind. Wir haben im Vorfeld DBB gebucht, daher können wir uns für heute Abend aus einer Liste Fleisch und Beilagen im Wert des Abendessens der Lodge aussuchen. Morgen füllen wir den Zettel dann wieder neu aus. Die Fleischsorten sind mit 200gr angegeben, also wird von jedem etwas angekreuzt, den Rest kann man ja bis morgen auch noch im Kühlschrank liegen lassen. Es gibt sogar Soßen, Brot, verschiedene Salate und Kuchen zum Nachtisch. Wir erreichen nicht ganz den Wert, aber sind uns sicher, dass wir nicht mehr brauchen für heute.

Ich möchte nur noch aufs Zimmer. Wir haben Glück und bekommen Chalet Nr. 201, das letzte in der Reihe. Gemeinsam räumen wir noch zusammen das Auto aus und ich lege mich wieder flach. Wie gerne würde ich einfach nur draußen sitzen und diese wunderschöne Landschaft in mich einsaugen. Naja, das übernimmt zumindest Petra für uns beide.

 



Irgendwann reicht es mir und ich nehme eine Ibu. So können wir immerhin nochmal nach vorne zum Barbereich und einen kühlen Malawi Shandy trinken. Mir spukt aber nur eins im Kopf herum: Werde ich morgen ins Dead Vlei laufen können?

Die Kiste mit Besteck zum Grillen bekommt man an der Rezeption gegen eine Leihgebühr. Das Essen kommt tatsächlich pünktlich, da haben wir schon Gegenteiliges gehört. Petra nimmt alles alleine entgegen und ich höre nur, wie sie wahrscheinlich gerade die Hände überm Kopf zusammen schlägt  :woohoo: Sie ruft mich irgendwann raus und da sehe ich die Bescherung selbst. Entweder gibt es in der Lodge keine Waage oder jemand kann keine Zahlen lesen. Die 200gr sind durchweg mindestens je 400gr und die Boerewurst hat bestimmt 800gr. Die Salatportionen sind ebenfalls riesig, nur die Soße dazu zu wenig. Den Kuchen hat Petra beim Anblick der anderen Sachen direkt verschenkt, da hat sich jemand sehr gefreut.


Sie lassen uns Grillanzünder da und würden noch jemanden zum Anzünden schicken, aber das bekommen wir auch wunderbar selbst hin. Unser erstes eigenes Braai. Zunächst knabber ich am Brötchen und stelle mit Freude fest, ich kann wieder ohne Schmerzen essen. Nachdem Petra das erste Stück Fleisch etwas tot brät, übernehme ich und siehe da, wir lassen es uns ordentlich schmecken. Wir verstehen die Camping Liebhaber immer mehr. Gemütlich unterm Sternenhimmel unser eigenes Abendessen zu grillen macht großen Spaß.


 

 

Zwei Salate, eine Packung Fleisch und die Wurst landen für morgen im Kühlschrank. Die Tomaten sind leider ungenießbar und die Folienkartoffeln wollen irgendwie nicht durch werden. Aber wir sind ohnehin papp satt.

Wir verbringen einen wunderschönen Abend und ich bin guter Dinge, morgen fit zu sein!

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Sesriem - Abenteuer Sossusvlei 

Petra steht wieder lange vor mir auf und genießt die Ruhe am Morgen mit einem Kaffee in der Dunkelheit. Als sie mich vorsichtig weckt, merke ich direkt, dass ich fit genug bin für unser nächstes Abenteuer. Namibia hat mich wieder!

Zunächst ist unser Ziel die Sossusvlei Lodge um den bestellten Frühstückskorb abzuholen. Schon von dort aus sehen wir eine lange lange Autoschlange. Nein, da reihen wir uns gewiss nicht ein, da sind wir uns mal wieder einig. Als wir die Lodge betreten, merken wir direkt, dass dies wirklich nichts für uns ist. Alles viel zu schick und man kommt sich eher vor wie in einem Hotel in Dubai - das ist natürlich nur unsere persönliche Meinung! Die Angestellten an der Rezeption sind höflich, aber nicht wirklich freundlich und wir schnappen uns flugs den Korb, den wir zu zweit tragen müssen. Draußen ist die Schlange mittlerweile noch länger geworden und ich zeige euch gerne dieses ehrliche Bild hier:


Als Bewegung in die Sache kommt, steigen wir auch langsam ein und fahren zum Tor, wo nun kein einziges Auto mehr zu sehen ist, da es anscheinend alle super eilig haben. Da wir nicht zur Rush Hour ins Vlei wollen, steuern wir als 41. Fahrzeug gezielt die Elim Düne zum Sonnenaufgang an. Hier herrscht friedliche Ruhe und wir können ganz alleine beobachten, wie die Sonne sich langsam ihren Weg hinter den Bergen hervor bahnt. Eine wahnsinnig schöne Ruhe und mystische Atmosphäre. In der Ferne beobachten wir Oryx und die Farben werden nun immer intensiver je mehr sich die Sonne zeigt.


 

 

 



 

 


 

Bei der Weiterfahrt muss Petra gefühlt an jeder zweiten Düne halten, da wir so begeistert sind, wie die Schatten den Dünenkamm entzweischneiden. Genau diese Bilder haben wir uns so sehr gewünscht.

 



 

Bis zum 2x4 Parkplatz überholt uns sage und schreibe ein Auto. Richtung Dünen spazieren gerade ein paar Oryx weg, die ich gerade noch erwischen kann. Es ist zwar noch ein wenig frisch, aber die Jacken lassen wir im Auto, da sie auf dem Weg zum Vlei bloß stören würden. Petra bezahlt schnell die Shuttle Tickets und der Fahrer tritt ordentlich aufs Gas. Er fährt den ersten Kilometer mit 80 und 90 km/h und uns fliegt fast alles weg. Der Wind peitscht eisig in Gesicht und alle anderen Stellen, die nicht eingepackt sind. Wir halten an jedem stehenden oder langsam fahrenden Auto, wo der Fahrer auf die Gelegenheit wartet, jemanden mitzunehmen und sich etwas extra dazu zu verdienen. Ich habe dafür ja Verständnis, aber es nervt.

 



Am 4x4 Parkplatz machen wir uns auf den Weg ins Dead Vlei. Bepackt sind wir mit zwei Litern Wasser, es hätte sogar mehr sein können!

Den Weg zum Dead Vlei findet man ganz einfach indem man den vielen Menschen folgt oder sich an den Rückkehrern orientiert. Den Aufstieg zur Düne hätten wir wahrscheinlich auch gelassen, wenn ich ganz fit gewesen wäre. Ganz gemächlich erreichen wir nun endlich das Dead Vlei und wir sind überglücklich, dies nun gemeinsam sehen zu können. Großes Glück haben wir, dass die meisten schon wieder auf dem Rückweg sind oder noch beim Aufstieg auf die Düne. So können wir uns fototechnisch im Vlei gut austoben.


 









Uns fallen zwischendurch immer wieder Leute auf, die anscheinend keine Schilder lesen können und sich den Anweisungen der dortigen Aufpasser strikt widersetzen. Viele setzen sich auf die alten Bäume und machen Pause, lehnen sich dagegen oder berühren diese für all ihre Fotos, obwohl am Anfang ein deutliches Schild darauf hinweist, dies zu unterlassen. Nachdem nun viele den Abstieg der Düne ins Vlei gemeistert haben und es wieder voller wird, finden wir eine neue Lieblingsbeschäftigung: Eben erwähnten Trotteln "zufällig" durchs Bild laufen. Auch von der Influenza bleibt das Vlei nicht verschont. Als wir nach über einer Stunde langsam den Rückweg antreten, betreten die Influenzas - pardon - Influencer die Bildfläche, natürlich nicht ohne die gebührende Einmarschmusik - nein, kein Witz. Ungläubig schauen wir ihnen in ihren Sommerkleidchen mit Musikbox hinterher und sind sehr froh, dies jetzt hinter uns zu lassen.




Am 4x4 Parkplatz machen wir noch eine kurze Verschnaufpause und alles worauf wir uns nun freuen, ist der schmackhafte Frühstückskorb! Ein Shuttle ist schnell gefunden und gegen 12 Uhr sind wir gespannt, was wir uns alles schmecken lassen können, denn der Hunger ist mittlerweile riesig! Wir breiten die Tischdecke im Kofferraum aus und Petra beginnt, alles auszupacken. Hiervon könnten so einige Leute satt werden und wir gehen davon aus, dass die Reste an die Angestellten gehen. Spontan beschließen wir, morgen früh nicht in der Lodge zu frühstücken, sondern uns genug abpacken, um uns Brote zu schmieren für unterwegs. Immer wieder ernten wir neugierige Blicke und wir hauen ordentlich rein. Gibt es eine coolere Art zu frühstücken?!

 



Auf dem Rückweg zieht es uns noch einmal zur Elim Düne, wo wir wieder eine ruhige Idylle vorfinden. Ich komme auf die bekoppte Idee, dass man doch eigentlich mal standesgemäß einen Oryx-Kniddel-Weitspuck-Wettbewerb machen könnte. Petra schaut mich ungläubig an und meint, ich hätte sie wohl nicht mehr alle. Aber da wir eben beide bekloppt sind - gesagt, getan. Wir lachen wieder viel zusammen, erst recht bei dem Versuch, das ganze als Beweisvideo festzuhalten. Ach Mama... Danke, dass du einfach jeden Mist mitmachst und wir zusammen immer wieder Tränen lachen können!

 

 



An der Stelle, wo ich unser Permit bezahlen gehe, befindet sich noch ein kleiner Shop und ich nehme direkt noch einige Flaschen Wasser mit. Schnell noch tanken und das nächste, worauf wir uns freuen ist nun ein eiskalter Malawi Shandy. Ich fühle mich prächtig und keine Spur mehr von Magenproblemen. An der Rezeption geben wir noch den Zettel für das Abendessen heute ab, wo wir nun kein Fleisch mehr angekreuzt haben, nur Salat, Brötchen, Soßen und nochmal einen Sack Holz, da wir ein ordentliches Feuer machen wollen.


Nach den erfrischenden Shandys gehts ab unter die Dusche und das Essen wird auch wieder pünktlich geliefert. Endlich können wir wieder einen schönen Sonnenuntergang zusammen erleben. Die Umgebung hier ist einfach nur schön. Die karge Wüste, die Berge in der Ferne, die uns einkreisen und die Oryx und Springböcke, die ab und zu vorbeiziehen.

 



Wir zünden nun das Feuer an, bereiten das Essen zu und freuen uns hier zu sein - mit welch einfachen Mitteln man glücklich sein kann! Heute trauen wir uns auch an die fast 1 Kilo schwere Boerewurst und ich muss lachen, weil es so aussieht als würde Petra eine eben erlegte und gehäutete Schlange auf den Grill schmeißen.

 

Mit Wehmut im Nacken packen wir später schonmal alles für die morgige Abreise.

Gefahrene Kilometer: 150

Fazit Desert Camp:
Hier kann man es aushalten. Diese Unterkunft hat uns richtig gut gefallen und die Möglichkeit, selbst zu braaien finden wir einfach nur genial. Auch die Art und Weise, wie man sein Grillgut bestellen kann ist einfach super. Die Ausstattung in der Küche war gepflegt und wir hatten alles, was wir brauchten. Nach der Renovierung haben die Häuschen viel an Komfort gewonnen. Auch hier hätten wir noch länger bleiben können und wünschen uns oft an diesen Ort zurück.

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Auf nach Swakop

Schon am Abend plagte mich ein vager Verdacht, der sich jetzt nach dem Aufstehen bestätigt - hallo Erkältung! Vermutlich habe ich mir einen Zug geholt als der Fahrer Richtung Vlei so gedüst ist. Schlapp und mit dickem Kopf helfe ich Petra so gut es geht das Auto zu beladen. Frühstück hat sie sogar schon vorbereitet und eingepackt. Für heute Mittag gibt es noch einen Salat und den Rest Beorewurst.

Beim Check Out verabschieden wir uns herzlich und holen tief Luft. Ab geht's zum Höllenritt! Wir fahren bereits kurz vor Sonnenaufgang los und die Sonne versteckt sich noch eine Zeit lang hinter den Bergen. Dementsprechend frisch ist es und vor allem bläst der Wind heute sehr kräftig.

 


Bis Solitaire ist die Pad tatsächlich so katastrophal wie es jeder immer wieder predigt. Der wirklich mittlerweile heftige Sturm erleichtert die Sache nicht gerade und so frühstücken wir in Solitaire notgedrungen im Auto. Allerdings muss auch unbedingt noch ein Stück Apfelkuchen dran glauben und wir sind froh, dass man dies auch to go bekommt. Das Cafe ist im vorderen Bereich sogar geschlossen und draußen erlaubt der Wind es nicht mal, die obligatorischen Bilder der Autos zu machen.

 

Vorbei an Bergen und einer weiten Ebene entdecken wir immer wieder Antilopen, aber die Kandidaten, die ich suche sind gestreift. Und tatsächlich erkenne ich schon bald in weiter Ferne Bergzebras grasen. Leider sehr weit weg, aber wir freuen uns über diese Sichtung!




Mehr und mehr spüre ich, wie mein Körper abbaut und ich sehr müde werde. Aber am Tropic of Capricorn Schild müssen wir selbstverständlich auch halten und für ein obligatorisches Selfie raus springen - und auch schnell wieder rein, da der Wind unheimlich viel Sand umher fegt. Den Apfelkuchen lassen wir uns dann im Auto schmecken und ja, er ist wirklich extrem gut - sagen wir als nicht sehr große Kuchen-Fans.

 

Ein Pass, dessen Name ich vergessen habe, beeindruckt uns mächtig. Serpentinen rauf und runter und wieder oben angekommen erwartet uns ein atemberaubender Blick.


Danach wird die Strecke zwar ziemlich öde, die Pad allerdings lässt sich ausgezeichnet fahren. Mir fallen die Augen zu und die Fahrt erscheint mir schier unendlich. Als ich sie wieder öffne, meint Petra nur trocken, es wären noch 100 Kilometer bis Walvis Bay - immer noch so weit?! Meine Laune sinkt fast, bis ich in der Ferne schon die Industriehäfen erkennen kann - war zum Glück nur ein Spaß. Auch hier nochmal Hut ab, Mama, dass du diese langweilige Strecke ohne mein Gelaber und Ablenkung so gut gemeistert hast.


Unser Navi (maps.me) führt uns dank Eingabefehler zunächst zu Meikes Guesthouse, aber einmal um den Block erreichen wir dann unser eigentliches Zeil, das Meerkat Guesthouse. Dort können wir direkt im bewachten Hof parken und einchecken. Es ist ein wenig ungewohnt, in einem Zimmer eines großen Hauses zu wohnen, da wir ja sonst überall immer Chalets haben. Aber diese kleine Pension ist eine schöne Übernachtungsmöglichkeit, wenn man schon mal in Swakopmund war. Bei erstmaligem Besuch würde ich etwas ausgefalleneres wählen. Im Zimmer richten wir uns ein und Petra kommt später mit der Besitzerin ins Gespräch, die uns empfiehlt, im Woermann Hustensaft zu holen. Spontan entscheiden wir auch, heute Abend fein Essen zu gehen - falls noch irgendwo ein Tisch zu bekommen ist. Kücki's meldet sich nicht, aber beim Tug ist noch ein Tisch zu kriegen. Die Dame an der Rezeption reserviert ihn für uns und wir kommen auf die Idee, heute tatsächlich mal auf die Kacke zu hauen und Hummer zu probieren.

Bis zum Woermann ist es von der Pension aus ein Katzensprung und wir werden dort auch direkt fündig. Auf dem Weg zum Strand laufen wir auch prompt der Nüsschenmafia in die Arme. Als der Herr uns nach unseren Namen fragt, ist Petra vorbereitet und antwortet ohne zu zögern "Marie-Antoinette-Jacqueline". Das Gesicht des Nüsschenschnitzers hättet ihr sehen müssen und auch ich muss lachen. Er fängt an, den Namen auf seine Hand zu schreiben, aber da geben wir ihm freundlich zu verstehen, dass wir das sechste mal hier sind und keine Nüsschen mehr brauchen.

Am Strand finden wir ein nettes Plätzchen und ich atme die wohltuende Atlantikluft ein und aus. Auch der Hustensaft wird rein gekippt und es dauert nicht lange, da steht der nächste Nüsschenschnitzer vor uns. Leider versteht (oder will es nicht verstehen) er nicht, dass wir kein Interesse haben und ich bin irgendwann schier genervt, weil ich einfach nur in Ruhe hier sitzen möchte.


Diesmal spazieren wir auch ein wenig auf der Jetty entlang und lauschen dem rauen Ozean. Zum Sonnenuntergang packe ich allerdings die Kamera aus und probiere ein wenig herum. Wir haben Glück und eine klare Sicht ohne Nebel.

 

 

 

 


Anschließend betreten wir das Tug, wo es sehr rummlig zugeht. Die Kellner sind allerdings sehr nett und zuvorkommend. Petra bestellt Hummer und entscheide mich für Calamaris - müssen ja nicht beide auf die Kacke hauen.

 

Das Essen schmeckt sehr gut, allerdings bezahlen wir relativ zügig danach, da wir einen Tisch bekommen haben, an dem jeder vorbeiläuft und man nicht so gemütlich sitzt - klar, wir haben ja auch erst spät reserviert, also nicht schlimm. Das Restaurant bietet außerdem einen Shuttle Service an, den wir gerne in Anspruch nehmen und wir werden sicher wieder am Guesthouse abgeliefert. Es ist merklich mild und nicht wirklich so kalt, wie man es hier kennt.

Erwartet uns morgen etwa wieder Ostwind?

Gefahrene Kilometer: 342

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Ein entspannter Tag in Swakop - allerdings nicht ganz alltäglich...

Endlich können wir mal nach Lust und Laune ausschlafen. Zumindest ich, Petra ist selbstverständlich wieder viel zu früh wach und schlürft schon ihren zweiten Kaffee. Der Hustensaft hat wahre Wunder gewirkt und ich fühle mich besser als gestern. Erst als ich auf mein Handy schaue und das WLAN nicht funktioniert, merke ich, dass wir Stromausfall haben. Petra schleicht sich ins Zimmer und meint, es wäre in ganz Swakopmund der Strom weg. Ein gutes Frühstück bekommen wir trotzdem und lassen uns diesmal viel Zeit.

Um 11 Uhr sind wir mit Beate verabredet, mit der wir letztes Jahr als Überraschung für Mama Petra einen unvergesslichen Sundowner in den Dünen erlebt haben. Wir haben unser Wort gehalten und treffen uns heute tatsächlich wieder, worauf wir uns schon im Vorfeld der Reise sehr gefreut haben.

Draußen auf der Straße merken wir direkt, dass heute nicht nur Ostwind-Stimmung, sondern tatsächlicher Ostwind herrscht, mit Sturmböen, Sandsturm und allem was dazu gehört. Wir treffen Beate pünktlich im Museums Café, da man in Swakopmund immer erst am jeweiligen Tag sagen kann, wie das Wetter wird und was man zum Sundowner planen kann. Wir zischen erfrischende Malawi Shandys und die Wiedersehensfreude ist groß! Das Sahnehäubchen liefern jetzt noch die Delfine, die weit hinter uns in der Bucht schwimmen und wir sind endlos begeistert. Noch nie haben wir Delfine gesehen! Leider müssen wir den Plausch irgendwann abbrechen, da es zu gefährlich wird, weiter hier zu sitzen. Der Sturm bläst so heftig, dass ganze Palmwedel herumfliegen. Wir verabreden uns für 17 Uhr zum Sundowner am Langstrand, dieses warme Wetter muss man schließlich ausnutzen.

Petra und ich schlendern noch ein wenig am Strand entlang in der Hoffnung, die Delfine würden nochmal auftauchen, aber leider haben wir da kein Glück. Die Hitze lässt sich wirklich nur aufgrund des starken Windes aushalten.

 

 

Beate empfahl uns, die Raith Bäckerei aufzusuchen um Brot für unsere Selbstversorger-Abende in Etosha zu kaufen. Denen ihr Vollkornbrot würde sich glatt eine Woche halten, kein Problem. Den Weg erklärte sie uns mit rechts, rechts, geradeaus und links. Erstaunlicherweise finden wir die Bäckerei auf Anhieb. Neben dem Brot bestellen wir uns auch noch ein Stück Pizza als Mittagssnack und genießen die angenehme Kühle im Raum - bis wieder der Strom ausfällt für kurze Zeit.

Diesmal statten wir auch dem Aquarium noch einen Besuch ab, von dem ich mir ein klein wenig mehr erhofft habe. Die Kassiererin fragt mich wie selbstverständlich, ob Petra Rentnerin ist und ich muss lachen. Petra versteht kein Wort und schaut mich schief von der Seite an. Als ich sie aufkläre, nimmt sie es auch mit Humor und wir bezahlen für sie den regulären Eintrittspreis. Man kann sagen, man hat sich nach spätestens 20 Minuten alles intensiv angeschaut und empfindet das große Becken als viel zu voll bzw. viel zu klein für solch große Fische und Haie.

 

 

Draußen spricht uns natürlich wieder die Nüsschenmafia an, aber diesmal ist es ein ganz spezieller Verkäufer, der an Bob Marley erinnert und mit dem wir uns wirklich nett unterhalten, nachdem wir erklärt haben, wie viele Nüsschen wir schon zu Hause haben. Manchmal möchten diese Menschen sich wirklich auch nur nett unterhalten ohne penetrant zu sein.

Zurück im Guesthouse gibt es erstmal eine kleine Siesta, obwohl es im Zimmer eigentlich viel zu warm ist. Im Innenhof zischen wir noch was Kühles aus dem Selbstbedienungs-Kühlschrank und machen uns langsam fertig für den Sundowner. Auf der Straße warten wir auf Beate, die man mit ihrem Landi schon von weitem hören kann. Wir springen ins Auto und biegen auf der Hauptstraße Richtung Walvis Bay ziemlich am Anfang schon rechts ab zum Strand. Nach einigen Hundert Metern dann der kurze Schockmoment - Festgefahren! Und nun? Kein Problem, Beate ist schließlich ein Profi und hat uns mit ein paar Kniffen direkt wieder befreit. Petra meint nur, vorsichtig wie sie eben ist, wir könnten doch auch hier bleiben, wäre doch auch schön. Nein, Beate sucht nach einem noch schöneren Fleckchen und schon bald halten wir an einer ruhigen Stelle, wo das Meeresrauschen die Straße hinter uns übertönt und die Möwen fleißig ihre erbeuteten Muscheln auf die Felsen krachen lassen. Wir schnappen uns Stühle und Tisch und lassen uns direkt am Meer nieder. Wow, ist das schön!


 

 

Die Zeit verfliegt bei intensiven Gesprächen und dem wahnsinns Anblick leider viel zu schnell. Da es aber nicht wirklich kalt ist, können wir auch nach Sonnenuntergang noch ein wenig hier sitzen und packen erst zusammen als es wirklich dunkel wird.

Zum Abendessen schlägt Beate das Secret Garden vor, dessen Name uns bekannt vorkommt und wir schließen uns gerne an. Dort bekommen wir aber leider keinen schönen Tisch mehr, sodass wir uns entscheiden, wieder zu gehen. Da Petra und ich für alles offen sind, probieren wir unser Glück nun beim Wester Saloon, von dem wir noch nichts gehört haben. Sehr freundlich werden wir von den deutschsprachigen Besitzern empfangen und bekommen noch einen freien Tisch. Irgendwie ist mir auch heute nicht nach Game und in Swakopmund isst man ja ohnehin bekanntlich eher Fisch. Das sehen wir alle drei so und bekommen riesige Portionen vom Fang des Tages für Beate, Seezunge für mich und für Petra Calamaris, die tatsächlich noch besser schmecken als gestern im Tug. Mein Fisch ist auch hervorragend und vor allem viel zu viel. Hier kann man sehr gut essen gehen - abgesehen leider von der etwas befremdlichen Untermalung deutscher Schlagermusik, aber das urige Ambiente macht dies wieder wett.

 


Der Abend geht leider viel zu schnell zu Ende und schweren Herzens müssen wir uns später am Guesthouse von Beate verabschieden. Dieser Abschied fällt irgendwie besonders schwer, da Swakopmund erstmal nicht mehr auf dem Plan steht, aber wir würden Bescheid geben, wann wir nächstes Jahr in welcher Unterkunft sind und wer weiß, vielleicht trifft man sich ja zufällig irgendwo.

Auch an dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank für diesen wundervollen Abend liebe Beate!

Als wir uns langsam Richtung Bett bewegen ahnen wir schon Schlimmes: diese Nacht wird unerträglich warm bleiben und wir sollten Recht behalten. :evil: Natürlich haben die Zimmer hier keine Klimaanlage, braucht man ja die meiste Zeit in Swakopmund auch nicht, sondern eher sowas wie einen Heizofen.

Fazit Meerkat Guesthouse:
Ein sehr nettes kleines Guesthouse, das man weiter empfehlen kann. Man kann sehr geschützt im Freien sitzen und kann mittags auch einen leichten Lunch bestellen. Wir fühlten uns sehr wohl und das Preis-Leistungs-Verhältnis hat gestimmt. Der bewachte Parkplatz mit Elektrotor ist auch ein Pluspunkt. Für einen erstmaligen Besuch in Swakopmund würde ich aber wie gesagt eine etwas ausgefallenere Unterkunft wählen.

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Bye Bye Handyempfang und Zivilisation - Hallo Damaraland!

Heute fühle ich mich klasse und der Hustensaft hat seine Wirkung nicht verfehlt. Zeitig wird gefrühstückt, denn wir möchten so früh wie möglich im Madisa Camp sein ohne zu hetzen. Während wir das Auto beladen, höre ich Petra nur wieder stöhnen, dass man hier so schlecht ausparken kann und es so eng wäre. Die darauffolgende Konversation läuft in etwa so ab:

Ich: "Schlüssel her, heute fahre ich."

Petra: Bloß ein ängstlicher Blick…

Ich: "Ja hopp!"

Petra: "öööööhhh... Muss das sein?"

Ich: "Ja."

Petra: "Aber.."

Ich: "Nein."

Petra: "Wenigstens durch die Stadt?!"

Ich: "Her jetzt damit!"

Petra: "Na dann guck mal, wie du hier rauskommst, ich helfe dir nicht."

Souverän bugsiere ich uns nach Check Out aus dem Hof heraus und Petra sagt jetzt erstmal nichts mehr. Außer an gefühlt jeder Kreuzung, dass dort Autos kommen. In einer großen Stadt durchaus mit zu rechnen. Nach einem kurzen Halt bei der Prima Schlachterei und um gefühlt ein Kilo Salami reicher geht es nun Richtung Henties Bay. Zuerst gilt es allerdings, die Kreisel und Kreuzungen aus Swakopmund heraus zu bewältigen, die für Petra als Beifahrerin ein größeres Problem darstellen als für mich.

Naja, bis Henties Bay höre ich auch nur ungefähr 15 Mal, dass sie vollends entspannt ist - klar, ich kann hier ja auch niemandem "dicht auffahren". Nach dem Tanken fahren wir Richtung Osten und wundern uns über die gute und glatte Pad. Momentan ist man dabei, diese zu befestigen, allerdings nicht zu asphaltieren. So kommen wir ein gutes Stück zügig voran und haben natürlich in weiter Ferne bereits den Brandberg in Sicht, der auch dieses Jahr nur gaaaanz langsam näher kommt. Selbst als die Pad wieder in Gravel übergeht lässt sie sich klasse fahren bis kurz vor Uis. Hier beginnen langsam die Verkaufsstände von Himbas und Herero Frauen und Petra würde zu gerne mal anhalten. Ich persönlich habe wenig Lust auf diese unangenehm penetrante Verkaufsmasche. Also fahren wir zunächst nach Uis, wo wir den Cactus Garden für eine kleine Mittagspause besuchen möchten. Wow, wir hätten nicht damit gerechnet, in Uis so ein schönes Fleckchen zu finden! Hier lohnt sich ein Stopp definitiv, auch wenn es nur für eine Toilettenpause und ein kühles Getränk ist. WLAN gibt es hier ebenfalls. Wir bestellen uns einen leichten Lunch und der Salat ist frisch, knackig und sehr lecker.

 

 

 

Nun sind es noch etwa 80 Kilometer bis nach Madisa und Petra würde mir wahrscheinlich am liebsten die Autoschlüssel aus der Hand reißen. Hier beginnt nun endlich die wunderschöne Strecke, die wir von letztem Jahr noch kennen. Nach wiederholt gefühlten 50 "langsam's" von ihr stehen wir jetzt vor einem kleinen Roadblock, denn die Bokkie Hunde liegen mitten auf der Straße, wo letztes Jahr vermehrt Menschen versucht haben, uns anzuhalten. Petra rutscht trocken heraus: "Ja schicken die jetzt schon die Hunde?!" - und ich muss herzlich lachen. Immerhin nervt mich Petra jetzt nicht mehr ständig, dass ich bitte Fahrsequenzen filmen soll, sondern kann dies nun selbst tun.




Die Verkaufsstände am Straßenrand werden immer mehr und als wir an einem der Himbas einen anderen Duster stehen sehen, gebe ich nach und wir halten. Freundlich werden wir begrüßt und geben allen den namibischen Handschlag. Sehr überrascht stellen wir fest, dass wir uns ganz in Ruhe umsehen können ohne bedrängt zu werden - das gefällt uns. Petra interessiert sich für ein Armband und fragt, wie viel es kosten soll. 300 N$. Als sie es ausziehen will, weil es ihr zu groß ist und um ein anderes auszuwählen, kostet es plötzlich nur noch 150 N$. Ich nehme auch noch eins und die Frauen haben Spaß, dass sie etwas verkaufen können. Sie tanzen noch für uns und Petra gibt ihr Bestes, um Schritt zu halten. Wir haben eine Menge Spaß und geben ihnen gerne noch etwas Geld in den Teller, den sie beim Tanzen in die Mitte gestellt haben.

 

Danach unterhalten wir uns noch mit ihnen und nun geht die Fragerei nach Essen los. Ich erkläre ihnen, dass wir in Lodges übernachten und dort unser Essen bekommen, also nichts dabei haben. Aber eine große Flasche Wasser können wir getrost abgeben, doch diese ist rasch leer. Ich komme auf die Idee, diese mit dem Wasser aus dem Kanister von Farm Heimat aufzufüllen, den uns Rainer mitgegeben hat. Alle bedanken sich glücklich und wir fahren weiter. Beate hat uns erklärt, dass es hier genug Brunnen gibt und wir bei Leuten, die um Wasser betteln nicht anhalten sollen. Solche sind uns allerdings diesmal nicht begegnet.

Die letzten 14 Kilometer nach Madisa fahren wir über ganz schönes Wellblech, aber sind umso begeisterter als wir endlich ankommen. Das nennen wir mal originell und wir fühlen uns direkt wohl. Madisa bedeutet ein Ort der Fröhligkeit und alles hier ist einmalig.

 

 


Leider hat unser Zelt einige Mängel und die Reißverschlüsse schließen nicht richtig. Dies scheint ein allgemeines Problem in Unterkünften zu sein, wo die Zelte nicht sehr gepflegt werden. Omatozu zeigte letztes Jahr, dass es auch anders geht! Das offene Badezimmer ist allerdings der Knaller! Alles ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr schön.







Als ich auf der Terrasse sitze und Bericht schreibe, zieht auf einmal Wind auf und wird von jetzt auf gleich so heftig, dass ich das iPad an mich drücke und Mühe habe, nicht wegzufliegen! Das war eine Windhose vom Feinsten! Erst im Zelt wird uns das ganze Ausmaß bewusst, da wir die Fenster geöffnet hatten und nun das ganze Zelt voller Sand ist. Aber auf Mama Petra ist Verlass und die Putzfee geht ans Werk.

Zum Sundowner genehmigen wir uns einen nicht ganz kalten Gin Tonic und ein Ehepaar stößt zu uns, die ebenfalls heute angereist sind. Birgit und Andreas aus dem Schwabenländle, mit denen wir uns auf Anhieb verstehen. Während die Sonne langsam untergeht tauschen wir uns über die bisherigen Erlebnisse aus und freuen uns, morgen zusammen das Elephant Tracking erleben zu dürfen. Natürlich erzähle ich voller Eifer die Geschichte aus dem letzten Jahr über die Begegnung mit Voortrekker. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die klitzekleine Hoffnung, ihn vielleicht wieder zu sehen, da er momentan in der Gegend ist. Ach Großer, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon geahnt hätte, was knapp zwei Wochen später passieren sollte....

Das Abendessen wird hier an einem großen dreieckigen Tisch gemeinsam mit den anderen Gästen eingenommen und die Töpfe werden auf der Glut warmgehalten. Leider ist die Atmosphäre beim Essen sehr kalt und die anderen Gäste sind nicht so gesprächig wie Birgit und Andreas. Es gibt Oryx Spieße, Boerewurst, Maiskolben, Butternut, Rote Beete Salat, Nudelsalat und Reis mit Soße. Das Fleisch ist sehr durch, aber gut gewürzt und Petra schmeckt besonders die Wurst. Der Nachtisch ist ein Boeren-Dessert, das einfach nur genial schmeckt!


Nach dem Essen schwatzen wir mit Birgit und Andreas noch ein wenig, die sich leider nicht rechtzeitig zum Essen angemeldet hatten, und freuen uns alle vier auf den morgigen Tag.

An unserem Zelt fällt mir der strahlende Mond auf und ich krame die Einstellungen, die ich mir zuhause notiert hatte hervor, nehme den Polfilter ab und knipse aus der Hand drauf los. Vom Ergebnis bin ich dermaßen begeistert, auch wenn der Mond noch nicht ganz voll ist.

220 mm / F4.0 / ISO 800 / 1/800sek

Wir krabbeln in die Betten und schlafen diesmal nicht direkt ein. Uns wird bewusst, wie weit ab vom Schuss wir hier sind und man uns einfach überfallen könnte.... Nein, an sowas darf man in diesem Moment nicht denken, Augen zu und durch! Der nächtliche Toilettengang ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber der Mond spendet ein angenehmes Licht und so ein Blick in die Sterne auf dem stillen Örtchen hat doch auch was.

Gefahrene Kilometer: 292

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Damaraland - Die sanften Riesen des Huab

Heute heißt es wieder früh aufstehen, denn die Wüstenelefanten warten! Petra hat damit natürlich kein Problem und weckt mich als es noch dunkel ist. Leider kann sie hier keinen morgendlichen Kaffee genießen, denn es gibt keinen Strom an den Zelten, nur eine Batterie, die abends angeschlossen wird, damit man wenigstens etwas Licht hat. Trotz allen Bedenken haben wir begleitet von vielen Bellgeckos sehr gut geschlafen.

Das Frühstück ist hier sehr einfach gehalten und es brennt schon ein großes Feuer. Davon werden wieder kleine Gluthäufchen gebildet, die Kaffee und heißes Wasser warmhalten.

 

Pünktlich um 7:30 Uhr lädt Desmond, unser Fahrer, uns ein, Platz zu nehmen im offenen Safariwagen. Der Wagen ist voll besetzt und er hat noch einen Spurenleser neben sich, der ihn unterstützen soll. Des erklärt uns, dass wir zunächst einiges an Strecke gut machen müssen (gestern waren es 100 km), um hoffentlich das Glück zu haben, die Desert Adapted Elephants zu finden. Er besteht auf diesen Begriff, da die Wüstenelefanten an sich ja keine eigene Art bilden, sondern sich mit der Zeit an ihren Lebensraum angepasst haben.

Wir sind sehr froh, die dicken Jacken angezogen zu haben, denn der Fahrtwind peitscht uns ordentlich um die Ohren. Birgit hat noch weiter gedacht und eine dicke Wollmütze auf. Als die Sonne sich langsam zeigt, bewundern wir die wunderschöne Landschaft des Damaralandes und ich bin mir direkt sicher, diese Gegend irgendwann nochmal intensiver erleben zu wollen. Leider schlägt auch hier die Dürre ordentlich zu und wir sehen so gut wie kein anderes Wild. Vorbei an tollen Felslandschaften passieren wir irgendwann die Abfahrt zu Twyfelfontein und haben nun wieder eine ungefähre Ahnung, wo wir sind. Wir halten bei Einheimischen und Desmond fragt anscheinend nach Elefanten, sie unterhalten sich auf Afrikaans und ich verstehe so gut wie nichts. Auch können wir absolut nicht abschätzen, wie weit wir bis jetzt gefahren sind.

 

Auf den nächsten Kilometern entdecken wir tatsächlich vereinzelt Elefantendung und sind nun ganz im Pirsch-Modus. Wir biegen in das Flussbett des Huab und schon von weitem können wir einige Autos entdecken und schlagartig wird klar - wir haben sie gefunden! Im Vorfeld habe ich angenommen, wir würden Richtung White Lady Lodge fahren, da zu dieser Zeit dort auch die Elefanten inkl. Voortrekker waren, aber dann ist mir in den Sinn gekommen, dass man dort wahrscheinlich keine "Konkurrenz" duldet.

Eine ganze Herde verteilt sich hier im Flußbett, ebenso wie einige Autos der umliegenden Lodges und Fotosafaris. Der Anblick der Elefanten vor den gewaltigen Felsen und im Flussbett freut uns sehr, da wir sie letztes Jahr im dichten Busch gesehen hatten und nicht in ihrer so typischen Umgebung. Unglaublich, wie klein so ein Elefant wirken kann vor einer solchen Felswand.

 



Desmond hält mittig in der Herde ohne einem Tier zu nahe zu kommen. Bei anderen Fahrern erleben wir zwischendurch tatsächlich, wie sie den Tieren ordentlich auf die Pelle rücken, was uns alle nur den Kopf schütteln lässt. Natürlich wünscht man sich manchmal ein wenig näher heran, aber Des weiß schon, was er tut.

 

 



 


 


 

Irgendwann wird unser Wagen für die Tiere interessant und sie nähern sich von sich aus. Teilweise müsste man nur den Arm rausstrecken und man könnte einen Elefantenhintern berühren. Sie sind tiefen entspannt und strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Sie ziehen ihre Runden um den Wagen von Busch zu Busch um zu schauen, ob der nächste vielleicht nicht doch besser schmeckt. Da sieht man wieder wunderbar, wie verschwenderisch Elefanten doch sind. Hinter einem großen Busch ertönt plötzlich ein verärgertes Tröten und eines der Fahrzeuge ist einem Bullen viel zu nahe gekommen. So etwas ärgert einfach nur und bestärkt die Tiere, irgendwann schneller nervös werden und vielleicht sogar Aggressivität aufbauen.

 


Die Herde zieht langsam weiter und wir warten noch, damit wir sie nicht direkt verfolgen wie die anderen Wagen. Des macht das einfach toll, ich bewundere ihn dafür. Ein kleines Stück weiter halten wir bei dem Bullen, der eben getrötet hat und sich nun auf seine Siesta vorbereitet. Ein paar Jungtiere liegen einige Meter weiter bereits im Schatten und die Älteren wachen über sie. Dem Bullen fallen immer wieder die Augen zu und er weiß irgendwann nicht mehr, wie er sich gemütlich hinstellen soll. Innerhalb von Sekunden lässt er sich zu Boden gleiten mit einer Eleganz, die man ihm gar nicht zutraut, und liegt flach. Wow, so etwas mal live zu erleben ist wirklich etwas Besonderes!

 

 


 

Nachdem wir ihm eine Weile beim leichten Schnarchen zugehört haben, ist es Zeit für eine Mittagspause im Flussbett. Wir fahren quasi um die Ecke und es gibt Pfannkuchen mit Bolognese Soße oder Sirup. Interessante Mischung, schmeckt aber nach so einer Begegnung einfach nur gut! Vor allem im Staub des Huab und mit Elefantendung um uns herum.

 

 


Wir kommen ein wenig mit Des ins Gespräch und er meint, wir würden uns nun noch ein Stück auf die Suche machen nach den Wüstenlöwen. Ich glaube ich höre nicht richtig und Petras Herz macht einen Sprung. Ich bringe sie aber direkt wieder ein wenig runter, denn das wäre nun wirklich utopisch, wenn wir diese auch noch sehen würden.

Weiter geht es ein Stück durchs Flussbett und die Augen sind nun noch intensiver im Pirschmodus! Jeder Busch und unter jedem Baum wird abgescannt, aber unsere Suche bleibt erfolglos. Als wir über ein riesiges Plateau fahren, verschlägt es uns glatt die Sprache. Diese Landschaft entschädigt alles und ich könnte mich jetzt noch ärgern, nicht mehr Bilder gemacht zu haben. Aber manchmal ist das eben so, da vergisst man bei aller Schönheit, diese einzufangen, aber behält sie ganz tief im Herzen. Zwar findet unser Tracker einige Spuren, denen wir folgen, aber diese verlieren sich schnell wieder. Puh, war das spannend!




Wir treten den Heimweg an und fahren dafür an den nun durchgehend flach liegenden Elefanten vorbei. Ich glaube, hätten wir nicht gewusst, dass sie da sind, hätten wir sie glatt übersehen. Wer sucht denn schon nach liegenden Elefanten? Desmond hält hier nun nicht mehr, denn er möchten den Tieren ihre Ruhe gönnen - Recht hat er.

Jetzt heißt es nur noch Augen zu und durch! Der Wind wird immer heftiger und weht uns fast die Haare vom Kopf. Schließlich sind wir froh, zurück im Camp zu sein. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Des, er hat das so klasse gemacht! Daraufhin brauchen wir vier erstmal was Kühles zu trinken, um das Erlebte sacken zu lassen. Birgit und Andreas sind so begeistert von der Begegnung, dabei waren sie sich gestern noch gar nicht so sicher, ob sie das Tracking überhaupt mitmachen sollen. Wir quatschen uns noch eine ganze Weile fest, bis die Müdigkeit letztendlich siegt. Petra muss sich unbedingt hinlegen und ich habe noch einige Tage Berichtsheft nachzuholen.


Am Parkplatz tummeln sich allerdings viele viele Klippschliefer, die nächsten Verwandten zu unseren Hauptakteuren heute Morgen. Petras Nerven werden ein ganz klein wenig strapaziert, während ich mich partout nicht von diesen kleinen Kerlchen lösen kann. Zum ersten Mal sehen wir auch Jungtiere und wir dürfen den Süßen sehr nahe kommen.


 


 



Nach einer sehr entspannten (Nach-)Mittagsruhe stoßen wir zum Sundowner mit Savanna und Windhoeker an und krallen uns den Einzeltisch fürs Abendessen. Nochmal so eine kalte Atmosphäre brauchen wir nicht, dann sind wir lieber nur für uns alleine. Im Nachhinein ist das auch gut so, denn Birgit und Andreas, die heute in der großen Runde sitzen, berichten uns nachher, dass die beiden jungen Kerle damit geprahlt haben, dass das Wellblech auf den Pads mit 120 km/h eigentlich gut zu fahren ist. Nein, das hätte ich wahrlich nicht selbst hören dürfen!!!

Das Abendessen ist wieder sehr einfach und lecker. Es gibt zwei Salate, Hartebeest mit Kartoffeln im Poitje, Bohnengemüse und Nudeln. Alles sehr lecker und zum Nachtisch gibt es wieder einen Boere-Kuchen, der auch heute richtig richtig gut ist.

Als ich für Getränke-Nachschub sorgen will, treffe ich Desmond an der Bar und wir kommen ins Gespräch. Anscheinend wird er erst so richtig gesprächig, wenn man selbst die Initiative ergreift. Wir vier laden ihn noch zu einem Absacker Amarula ein und hören gerne seinen Geschichten zu. Es wird viel gelacht und wir verbringen einen tollen Abend in der absoluten Einsamkeit dieses Camps. Des scherzt nun, er hoffe, er würde Birgit, Andreas oder Petra irgendwann wieder auf Madisa begrüßen dürfen, mich aber garantiert mal irgendwo im Busch treffen! Als er sich verabschiedet, weil er morgen wieder eine anstrengende Tour hat, bleiben wir noch eine Weile mit Birgit und Andreas sitzen und können uns gar nicht so recht losreißen. Irgendwann wird es aber dann doch Zeit und wir würden uns ja beim Frühstück nochmal sehen.

(Nicht selbst)gefahrene Kilometer: 191

Fazit Camp Madisa:
Klar ist, dass dieses Camp nicht unbedingt jedermanns Sache wäre. Für uns aber war es genau das Richtige! Ein kleines Abenteuer zum Abschalten für uns als Nicht-Camper. Das Essen war sehr einfach, aber gut und es war fast das einzige, das mein generell empfindlicher Magen super vertragen hat in diesem Urlaub. Das Elephant-Tracking haut mit 900 N$ ordentlich rein, aber ist absolut angemessen für das, was wir erlebt haben und wir weit wir auch fahren mussten.

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Kamanjab - Fahrt nach Farm Robyn

Es ist noch stocke duster, da wache ich auf, weil Petra wieder am Räumen ist, wo es eigentlich gar nichts mehr zu räumen gibt. Dafür nutze ich aber die Gunst der Stunde und mache noch eine Aufnahme vom Fast-Vollmond in einer anderen Perspektive.


Schnell ist das Auto beladen und wir trennen uns nur ungern von dieser Unterkunft. Aber heute geht es endlich wieder nach Robyn! Beim Frühstück treffen wir noch Desmond und unterhalten uns noch ein wenig bei einem Kaffee. Er hat heute wieder eine ordentliche Tour vor sich und fährt in eine andere Richtung, um Elefanten zu finden. Wir drücken ihm die Daumen und schießen natürlich noch ein Abschieds-Selfie.


Auch Birgit und Andreas treffen wir noch kurz vor unserer Abfahrt und da ihre nächste Station Oppi Koppi ist, würden wir uns bestimmt dort noch einmal treffen. Also los gehts nach Robyn - aber Moment, erst noch die Diskussion, dass ich auch diese Strecke noch fahren möchte.

Petra: "Ääähhmm...wie?!" 

Ich: "Ja, du musst danach Etosha sowieso die ganze Zeit fahren."

Petra: "Ich fahre ja auch gerne!"

Ich: "Ja siehste, ich auch, also."

Petra: "Aber..."

Ich: "MAMA!!!"

Petra: "Na gut, dann fahr ich aber von Kamanjab bis Robyn."

Ich: "Von mir aus..."

Als alles geklärt ist, fahren wir zunächst zurück zur C35 Richtung Khorixas. Kurz hatten wir im Vorfeld auch überlegt, über Outjo nach Kamanjab zu fahren, da wir dort sonst dieses Jahr gar nicht vorbeikommen würden. Noch ist allerdings nicht ausdiskutiert, ob wir in drei Tagen (so wie ich es mir wünsche) übers Galton Gate nach Okaukuejo fahren oder (so wie Petra es lieber hätte, weil sie sich schon verunsichern ließ, was die Straßenverhältnisse angeht) über Outjo. Da es jetzt aber über Outjo doch ein großer Umweg wäre, entscheiden wir uns heute für den direkten Weg nach Kamanjab weiterhin auf der C35, die in einem super Zustand ist. Die Diskussion übers Galton Gate ist aber noch nicht abgeschlossen, Mama!

Ein paar Mal mehr strecke ich meinen Arm nach links, um Petra zurück in den Sitz zu drücken, da sie mich mit ihrer nervösen Haltung kirre macht. Heute kommt uns die Strecke auch gar nicht so lange vor wie im vergangenen Jahr und wir erreichen recht flott und nach ungefähr 17 "langsam"s und 13 mal "Vorsicht Kurve" von Petra Kamanjab. Hach, es ist einfach wieder wie Heimkommen. Natürlich ist unser erstes Ziel Oppi Koppi für erfrischende Malawi Shandys und einen Plausch mit der Besitzerin Marianne.


 

Nach dem Schwatz mit Marianne läuft eine Frau an uns vorbei, die uns beiden sehr bekannt vorkommt und wir sind uns schnell einig, dass das nur Debbie vom Filmhouse sein kann! Als sie nochmal an uns vorbeiläuft, sprechen wir sie an und tatsächlich, wir begrüßen uns herzlich und freuen uns sehr, sie wieder zu sehen. Wir erinnern uns immer wieder gerne an den tollen Abend vor zwei Jahren im Filmhouse. Leider hat sie wenig Zeit und Petra muss jetzt durchhalten und einige Zeit auf mich verzichten, da ich auf Vogel-Jagd gehe, was in Oppi Koppi einfach klasse ist! Mittlerweile habe ich riesigen Spaß dabei, die Kamera manuell einzustellen und die Ergebnisse können sich tatsächlich sehen lassen.

 

 

 


 

 

 

 

Stolz zeige ich ihr meine Ausbeute und wir bezahlen unsere Rechnung, da spaziert Birgit durch die Tür und Andreas folgt kurz danach. Natürlich setzen wir uns mit ihnen nochmal hin und zwingen Birgit endlich einen Malawi Shandy auf - Ergebnis: "Sau gut!". Wir tauschen noch Nummern aus, da wir uns so gut verstanden haben in den letzten zwei Tagen und auf jeden Fall in Kontakt bleiben möchten. An dieser Stelle gaaanz liebe Grüße an euch beide!


Der Sentra wurde mittlerweile umgebaut und hat einen größeren Eingang auf der anderen Seite als gewohnt. Ich schnappe mir einen Einkaufswagen, um ein paar Mitbringsel für die Angestellten Enginie, Immanuel und Beatrice einzukaufen. Außerdem hat Jutta eine ganze Kiste mit Getränken und Lebensmitteln geordert, die wir noch mitbringen sollen. Ich muss sagen, der Sentra macht jetzt viel mehr her als vorher und Sachen wie Maismehl, Milch, Zucker und Honig landen im Einkaufswagen. So etwas hilft den Menschen vor Ort viel mehr als Süßigkeiten aus Deutschland.

An der Kasse weiß erstmal niemand etwas mit Juttas Bestellung anzufangen und ich muss warten. Derweil beobachte ich draußen Petra, die zuerst von Bennie, dem Nüsschenschnitzer angesprochen wird, aber natürlich kein Nüsschen kaufen will. Danach eilen zwei andere Verkäufer zu ihr und schwatzen ihr ein Armband auf. Grinsend schüttel ich den Kopf. Endlich kann ich bezahlen und Juttas Bestellung ist auch aufgetaucht. Ein netter junger Mann hilft mir noch, alles zum Auto zu bringen, wo ich Petra erstmal zurufe: "na, haste wieder Geld ausgegeben? Dich kann man nicht alleine lassen!". wir müssen beide lachen. Es passt alles noch gerade so ins Auto und nun darf Petra auch endlich wieder ans Steuer. Ich glaube, ihr fällt in dem diesem Moment ein kleiner Stein vom Herzen... Wir verlassen Kamanjab und müssen schmunzeln - wen man hier immer so alles trifft, einfach toll!

Auf dem Weg nach Robyn sieht man deutlich, dass die Dürre hier besonders zugeschlagen hat. Wo in den letzten Jahren noch etwas Gras stand, ist nun der nackte Boden zu sehen und nur vereinzelte Mopane Sträucher tragen noch grüne Blätter. Ein trauriger Anblick, den man sonst von Bildern aus den Monaten September oder Oktober kennt.

Beim elektrischen Tor merken wir, dass uns ein Auto folgt. Komisch, Jutta hatte nicht erwähnt, dass sie außer uns heute noch Gäste erwartet. Petra fragt nach und das junge Paar hat sich tatsächlich auf Google Maps verlassen und ist auf dem Weg nach Olifantsrus. Puuuhhh, schlechte Nachrichten, bitte einmal wenden. Wir haben mittlerweile 14 Uhr, da müssen sie sich sputen.

Unser Begrüßungskomitee besteht dieses Jahr mal nicht aus Giraffen, sondern einer Herde Zebras. Leider fällt uns dabei ein Tier mit gebrochenem Vorderbein auf und wir fahren umgehend weiter, damit sie nicht weiter flüchten müssen.



Auf Robyn begrüßen wir uns alle erstmal ganz herzlich und wir freuen uns sehr, wieder hier zu sein. Die Freude wird allerdings etwas getrübt als uns bewusst wird, dass ein kleiner Vierbeiner fehlt, nämlich der Dackel Waltraud. Die Kleine Kämpferin musste sich vor ein paar Monaten dem Krebs geschlagen geben. Auch ist dies unser letzter Besuch auf Robyn, was verschiedene Gründe hat. Somit wollen wir aber versuchen, die nächsten Tage noch besonders intensiv zu erleben.


Enginie, Immanuel und Beatrice dürfen nun erstmal unseren mitgebrachten Koffer auspacken und die Freude ist riesig als sie all die Klamotten erblicken. Leider haben wir nur Frauenklamotten übrig, freuen uns aber umso mehr, als wir feststellen, dass Immanuel die Jacke passt, die uns eine Freundin mitgegeben hat. Er strahlt übers ganze Gesicht und Enginie greift sich direkt alle Schuhe ab.


Später zum Sundowner fahren wir eine Runde bis zum Westposten. Jutta hat ihr Gewehr eingepackt, falls wir das verletzte Zebra wieder sehen sollten. Trotz der Dürre entdecken wir einige Giraffen, Oryx, Kudus und ein Steinböckchen.

 

 


Als wir unser Ziel für den Sundowner erreicht haben, kann ich nicht anders und knipse noch ein Bild, was, wie ich finde, die nackte Wahrheit widerspiegelt und der Dürre ein Gesicht verleiht.


Trotzdem versuchen wir, das Elend für den Moment auszublenden und den Sonnenuntergang bei ein paar Snacks, einem Gläschen Sekt und dem neuesten Tratsch zu genießen.


 



Zum Dinner gibt es heute in wunderschöner Atmosphäre mit Fackeln und Lagerfeuer auf der Ostterrasse:
-Wurstsalat
-Eland Roulade mit Semmellknödeln nach Rezept der Germania Gretel aus unserem Nachbarort und karamelisierte Karotten
-Heiße Kirschen mit Vanilleeis und Tonkagewürz
Ein Gaumenschmaus!

Wir verbringen noch einen tollen Abend zusammen und heute ist auch endlich Vollmond! Man sagt zwar, bei Vollmond schläft es sich nicht gut, aber das ist heute Nebensache. In gewohnter Umgebung schläft es sich einfach am besten.


Gefahrene Kilometer: 212

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Farm Robyn

Wie schön es ist, in gewohnter Umgebung und ohne Pläne mit den ersten Sonnenstrahlen aufzuwachen! Guten Morgen Robyn - guten Morgen Namibia! Schonga und Paul wünschen uns zuerst einen guten Morgen und wir genießen einen heißen Kaffee aus unseren Abenteuerbechern.


In der Lapa wartet ein entspanntes Frühstück auf uns und die Sonne wärmt langsam auch ein wenig.


Nach dem Frühstück warte ich nicht lange und schnappe mir Schonga und Paul, der ein wenig zugelegt hat und gerade noch so in sein Geschirr passt. Gerade zu Fuß wird mir noch mehr bewusst, dass es einfach weit und breit kein Gras gibt und die Frage keimt auf, von was sich Zebras, Oryx und alle anderen Grasfresser noch bis zur Regenzeit ernähren sollen. Die letzten Jahre war es aufgrund des hohen Grases zu gefährlich, vom Weg abzukommen, aber das sieht heute ganz anders aus. Die Hunde genießen den Ausflug trotzdem und "lesen eifrig Zeitung".


 



Nach fast zwei Stunden kehren wir zur Farm zurück, wo ich tatsächlich mal einen der Pfauen erwische, wenn auch nicht perfekt. Danach ist Mittagsruhe angesagt.

 


Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, trotz dass man einfach mal gar nichts tut. Plötzlich müssen wir uns schon fertig machen zum Sundowner, wofür wir heute hoch zum Sundownerberg fahren, was unser Lieblingsfleckchen auf der Farm ist. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Springböcke, Giraffen und Oryx und wir hoffen sehr, Lilly das Dik Dik oben wieder zu sehen, denn sie soll Nachwuchs bei sich haben, wurde aber in den letzten Wochen nicht mehr gesehen. Jutta hat für die kleine Familie extra ein kleines Wasserbecken aufgestellt, wo wir immerhin winzige Spuren finden können. Seit kurzem steht vor der selbstgebauten Aussichtsplattform ein hässlicher Sendemast, der die wunderschöne Sicht Richtung Etosha versperrt. Wir stoßen an und genießen den Sonnenuntergang.

Hier stand vor zwei Jahren das Gras teilweise etwa 1,50m hoch....



Auf dem Rückweg sehen wir nach wenigen Metern dann ein männliches Dik Dik, was entweder Lillys älterer Sohn oder ihr Gefährte ist und wir freuen uns, zumindest ihn gesehen zu haben. Leider zu dunkel für ein Foto. Als wir den Berg hinter uns gelassen haben kreuzt noch eine große Elandherde unseren Weg und ich ärgere mich, dass ich sie schon wieder nicht fotografieren kann, wünsche es mir aber umso mehr, in Etosha welche zu finden.

Zum Dinner meint es Jutta heute mal wieder sehr gut mit uns:
Spaghetti mit selbstgemachtem Pesto
Schnitzel mit Kartoffelgratin und Tomatensalat (unser Lieblingsessen)
Southern Comfort Birnen mit Vanillepudding

 

Natürlich könnten wir uns direkt mit dem vollen Bauch aufs Ohr hauen, aber es wartet noch eine kleine Überraschung auf uns: Enginie, Immanuel und Beatrice haben uns als Dank für den Koffer mit Klamotten in die Lokasi eingeladen. Enginie empfängt uns in ihrer Hererotracht, Beatrice hat ihr schönstes Kleid an und Immanuel trägt voller Stolz die rote Jacke. Wir fühlen uns sehr geehrt und danken ihnen mehrfach für die nette Einladung. Als Immanuel uns auch noch zwei selbstgemachte Oryxhorn-Flaschenöffner schenkt, kriegen wir Pipi in die Augen. Wir stoßen alle an und verbringen noch einen tollen Abend zusammen! DANKE!!!

  



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Farm Robyn


Um Punkt 6 Uhr klopft es an unserer Tür und Jutta reißt uns aus dem Schlaf. Um Gottes Willen, ist etwas was passiert?! Draußen ist es noch stocke duster und Jutta gibt uns eine halbe Stunde Zeit zum Fertigmachen. Jetzt dämmert es uns langsam. Es werden die dicksten Jacken übergezogen und dann geht's - immer noch in völliger Dunkelheit - mit Decke und Wärmflasche hinten auf den Bakkie. Nach etwa zwei Kilometern sind wir uns sicher, dass wir zum Sundownerberg fahren. Die Elandherde von gestern begegnet uns auf dem Weg nach oben und der Wind peischt uns scharf ins Gesicht.


Oben angekommen gibt Jutta uns zwei Augenbinden und wir dürfen sie erst abnehmen, wenn sie ihr Ok gibt. Wir hören, wie sie kruschelt und vernehmen einen leichten Duft nach Kaffee und Frühstück. Als wir schließlich die Augenbinden abnehmen dürfen, kann man die Sonne am Horizont bereits erahnen und wir trauen unseren Augen kaum, so schön ist alles angerichtet und dekoriert. Der Wind bläst uns weiterhin ganz schön um die Ohren und wir sind froh, als sich die wärmende Morgensonne endlich zeigt. Wow, was ein wunderschöner Moment - einfach nur traumhaft!



Zurück auf der Farm wärmen wir uns erstmal am Kaminfeuer wieder auf. Heute merkt man wirklich, dass der Winter naht. Da es nun dieses Jahr wohl unser letzter Besuch auf Robyn ist, möchten wir heute noch einen Abschlussgamedrive machen und Immanuel fährt uns mit dem Bakkie. Trotz der Dürre sehen wir noch einiges an Wild: Giraffen, Springböcke, Impalas, ein Steinböckchen, einen Singhabicht, Kudus und zwei Elandherden.

 

 

 

 

Besonders auf dieser freien Ebene verschlägt es uns kurz die Sprache. Es sieht aus wie Etosha im Oktober. Weiß, einfach alles weiß, verstaubt und trocken. Das obere Bild zeigt die ungefähre Stelle 2018, als es auch schon kaum geregnet hat und das untere zeigt, wie es ein Jahr später aussieht.


Juni 2018



Juni 2019


Wir sind froh, wieder zurück auf der Farm zu sein, denn der Staub war nahezu unerträglich und ich mache mir große Sorgen um meine Kamera. Dazu kommt, dass der Staub mich ungefähr 20 Jahre altern lässt, denn außer Grau erkennt man keine Farbe mehr in meinem Haar... Während ich also die Alterserscheinungen abschrubbe, reinigt Petra aufwendig die Kamera. Ein solches Zubehör ist in Namibia wirklich unabdingbar.

Da sich heute noch Gäste eingebucht haben, ist zum Sundowner nichts geplant und die Idee, einfach zu zweit zum Sundownerberg hoch zu fahren, hatten wir bereits gestern. Wir begrüßen noch schnell die neuen Gäste, schnappen uns Chips und Getränke und düsen los. Unterwegs dürfen wir noch beobachten, wie grazil Kudus aus dem Stand einen Zaun mit Leichtigkeit überwinden können. Die Bilder sind leider durch die Frontscheibe entstanden.

 

Auf dem Schotterweg nach oben nehme ich plötzlich eine Bewegung links von uns wahr. Nein, das kann doch nicht sein - Stoooopp! Tatsächlich sehen wir hier Lilly mit ihrem jungen Kalb und freuen uns riesig, dass es der kleinen Familie gut geht.

 

Oben angekommen, warten wir gespannt, ob sie uns Gesellschaft leistet, aber sie kennt wohl das Auto nicht und ist deshalb verunsichert. Mama und ich setzen uns zum Sonnenuntergang auf die Felsen, stoßen an und genießen heute schweigend. Die kleine Musikbox spielt N'kosi Sikelele Afrika und als die Sonne den Horizont berührt, laufen ein paar Tränchen über die Backen.

 


 


Solange es noch halbwegs hell ist, packen wir alles zusammen, dass wir nicht im Dunkeln zurück fahren. Auf Robyn brennt schon ein großes Lagerfeuer und heute Abend gibt es Sklaven Braai - man kann sagen ein namibisches Raquelette, nur mit Bratpfannen über der Glut. Das machen wir immer wieder gerne!

 

Langsam kommen wir auch mit dem netten jungen Paar aus Italien ins Gespräch, die mich zuerst fragen, ob wir hier jagen. Gut, vielleicht macht's der Hut, Fernglas und die gedeckten Farben, aber ich antworte locker, dass wir nur auf Fotojagd sind und schon ist die Atmosphäre aufgelockert. Jutta kränkelt ein wenig und zieht sich schon früh zurück. Wir geben den beiden noch Tipps für die nächsten Tage Etosha und unterhalten uns noch sehr nett.

Mit einer großen Vorfreude fallen wir in die Betten, denn morgen geht's endlich in die Etosha!

Gefahrene Kilometer: 12

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Endlich Etosha - Rodney, unser Glücksbringer!

Der Wecker hat noch nicht geklingelt, da schlagen wir bereits die Augen auf - die Vorfreude reißt uns aus dem Schlaf. Wenn das frühe Aufstehen zuhause doch nur annähernd so leichtfallen würde. Gut, zuhause hat man nicht die Aussicht auf Elefant, Löwe & Co.

Das junge Pärchen ist ebenfalls schon wach und wir finden uns alle noch in der Dämmerung am Frühstückstisch ein. Petra und ich schmieren uns Brote für unterwegs, denn die Aufregung verdrängt den Hunger heute Morgen.

Aber jetzt folgt erstmal der traurige Part des Tages - Abschied nehmen. Noch kann ich die Tränen unterdrücken, aber als ich Enginie in die Augen schauen, brechen die Dämme. Jutta würden wir irgendwann in Deutschland wiedersehen, aber Enginie, Immanuel und den Vierbeinern müssen wir schweren Herzens Lebewohl sagen. Auch schießen mir beim Schreiben gerade die Tränen in die Augen, wenn ich an diesen Moment zurückdenke.

Gegen 8:30 Uhr erreichen wir Kamanjab und besorgen noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage, da wir ja wie immer in den Camps kein Abendessen dazubuchen. Als wir Kamanjab hinter uns lassen, wird uns bewusst, dass wir hier auch so schnell nicht mehr vorbeikommen würden. Allerdings müssen wir den Kummer dieses Morgens jetzt langsam hinter uns lassen und nach vorne blicken.

Was wird uns Etosha wohl dieses Jahr bescheren? Werden wir alte Bekannte und Freunde wieder treffen? Welche Auswirkungen wird die Dürre haben? Diese und andere Fragen schwirren uns auf dem Weg zum Galton Gate im Kopf herum. Da hätten wir auch die Auflösung, in welche Richtung es heute geht: Ich konnte mich durchsetzen, jippiieeehh! Entgegen der vielen negativen Meinungen konnte ich Petra auch mit Hilfe von Jutta überzeugen, nicht den langweiligen Weg über Outjo zu nehmen, sondern direkt ins Abenteuer zu starten. In Facebook hatte ich gestern Abend noch die Info bekommen, dass die Strecke teilweise extrem glatt und zwischen Olifantsrus und Ozonjuitji m'Bari eine Baustelle wäre.

Aber was wünschen wir uns eigentlich von Etosha? Was könnte unsere bisherigen Sichtungen und Begegnungen noch toppen? Zwar sind wir keine Fans von Sichtungen abhaken, aber eine kleine Wunschliste haben wir dennoch im Kopf, von der - so viel sei verraten - auch dieses Jahr der ein oder andere Wunsch in Erfüllung geht (hierbei spielt die Reihenfolge keine Rolle):
- Leopard (Klar, die gehen doch immer), am liebsten im Baum
- Bergzebras (daher mein Wunsch durchs Galton Gate zu fahren)
- Elands
- Geparden
- BNHer, also weiße NHer
- unser geliebtes Okondeka Rudel
- Caracal & Serval (es muss ja auch Herausforderungen für die Sichtungsfee geben!)
- Hyänencubs
- eine der zugewanderten Rappenantilopen
- Giraffenbullen, die um ihren Rang kämpfen
- Bienenfresser (tatsächlich in 6 Jahren Namibia noch nie gesehen....)
- Gaukler
- Hornbill
- Blue Cranes
- ......

Hey, man muss auch ein bisschen träumen und herumspinnen! Allerdings haben wir unsere Erwartungen aufgrund der Dürre erstmal drastisch hinunter geschraubt und werden überhaupt um jedes Tier froh sein, das wir sehen werden.

 

Am Gate ist absolut nichts los und der Angestellte beginnt sofort, das Kennzeichen zu notieren und das Auto zu checken. Ich lasse Petra mit ihm alleine, da er sehr nett zu sein scheint und suche die Toiletten auf. Hach, wie hat man es vermisst, das liebe NWR. Hier funktioniert kein einziger Wasserhahn bzw. das Wasser scheint komplett abgestellt zu sein und dass die Anlage bei unserem Besuch in 2014 hier neu errichtet wurde, erahnt man auch nur mit großer Zuversicht. Dennoch weckt das Ganze direkt das Wohlsein der staatlichen Camps, die für die nächsten Tage unser Zuhause sein werden oder besser gesagt unsere Schlafstätten, denn für viel mehr nutzen wir sie ja bekanntlich nicht.

Ich schnappe mir unsere Papiere und gehe ins Office, wo man mich äußerst freundlich begrüßt und die nette Dame lacht sogar mit mir. Wenn das mal keinen guten Start voraussagt! Der Scanner für die Pässe ist kaputt und bezahlen werden wir mit Karte in Okaukuejo. Das wär's dann wohl, los geht's!

Die ersten Kilometer führen durch eine etwas hügelige Landschaft und dichte Mopanebüsche links und rechts erschweren die Sicht. Dies haben wir von 2014 noch wage in Erinnerung. Komischerweise beschleicht uns noch nicht wirklich das Gefühl, schon in der Etosha zu sein und der Pirschmodus steht noch auf Standby. Liegt wohl daran, dass wir seit 2015 jedes Jahr durchs Anderson Gate gefahren sind - die Macht der Gewohnheit.

Unsere ersten Tiere sehen wir tatsächlich am ersten Wasserloch, dessen Abfahrt wir beinahe verpassen. Renostervlei ist ein künstlich angelegtes Wasserloch, dessen Name auf Afrikaans "NH-Senke" bedeutet. Hier erfüllt man mir tatsächlich meinen ersten Wunsch: Bergzebras! Die Freude ist riesig!

 



Kurze Zeit später begrüßen uns die ersten Giraffen!

 



Beim ebenfalls künstlich angelegten Wasserloch Jakkalswater, das seinem Namen einem ertrunkenen Schakal während den Bohrungen zu verdanken hat, sehen wir diesen gefiederten Freund, der es mir sehr schwer macht mit der Bestimmung anhand der Etoshakarte. Ein junger Lannerfalke.


Okawao ist eine natürliche Quelle, deren Senke nach guten Regenfällen viel Wasser halten kann. Der Name bedeutet in der Sprache der Herero "Platz des Schutzes" und bietet in weniger trockenen Zeiten einer Menge Wasservögel einen Lebensraum. Heute treffen wir hier Oryx, Springböcke und Zebras, die teils noch sehr jungen Nachwuchs dabei haben.

 

 



 


Langsam macht sich großer Hunger breit und gegen 11:30 Uhr sind wir froh, Olifantsrus für ein sehr spätes Frühstück zu erreichen. Nach der Einfahrt zum Camp fällt als erstes der riesige Elefantenschlachtplatz auf. Hier wurden in den 1980er Jahren 525 Elefantenkadaver bearbeitet, die aufgrund der Trockenheit getötet werden mussten, so heißt es. Auf Afrikaans bedeutet der Name Olifantsrus "Ruheplatz der Elefanten". Dies kann man auf unheimliche Weise doppelt deuten.


Wir kaufen uns noch kalte Getränke und kommen mit der Mitarbeiterin durch meine Nägel (mal wieder) super nett ins Gespräch. Während wir unsere Brote verdrücken, sehen wir uns etwas um. Die Campsite sieht auf den ersten Blick auch ein wenig beengt aus, aber definitiv einladender als in Okaukuejo und Halali. Beim Hide sehen wir eine Herde Hartebeester abziehen und ein paar übliche Verdächtige am Wasserloch.

 

Weiter geht die Fahrt über ein wenig Wellblech, was sich aber in Grenzen hält, und mit einer tollen Sichtung eines SN im schönsten Buschwerk!

 


Leider stimmen die nächsten Wasserlöcher nicht alle mit unserer Etoshakarte überein, die ein wenig veraltet ist. Bei den nächsten Bildern bin ich mir auch unsicher, ob es sich um das Wasserloch Sonderkop handelt, wo wir viel Steppenwild beobachten. Auch diese künstliche Wasserstelle hat ihren Namen nicht von ungefähr. Sonderkop bedeutet auf Afrikaans "Kopflos" und rührt von dem Windrad, dessen Rotor von Wirbelstürmen immer wieder mitgerissen wurde.

 

 



 

 

Plötzlich warnen uns Schilder vor einer Baustelle und es ist in der Tat sehr befremdlich, mitten in der Etosha, solche großen Maschinen zu sehen und Arbeiter, die hier unter bewaffnetem Schutz arbeiten. Dafür ist die Pad teilweise glatt wie Asphalt. Ein kurzes Stück allerdings müssen wir tatsächlich kurz stoppen und den 4x4 zuschalten, da man hier einige Ladungen Sand verteilt, aber noch nicht befestigt hat. Das wäre mit einem Polo o. Ä. nicht machbar gewesen. Überhaupt fragen wir uns, warum man hier mitten drin mit solchen Arbeiten beginnt und nicht an einem bestimmten Punkt anfängt. Aber wahrscheinlich nach dem Motto "That's Africa"!

 

Endlich erreichen wir Ozonjuitji m'Bari, wo ein reges Treiben herrscht. Dieser unaussprechliche Herero-Name bedeutet tatsächlich "zwei Honigbienen".



Eigentlich wollte ich gerne lebendige Elands sehen...


Auf der Weiterfahrt kreist plötzlich ein großer Vogel über uns und wir erkennen recht schnell, dass es sich um einen Gaukler handelt. Mein Zoom gibt alles, aber leider entzieht er sich immer wieder meinem Sichtfeld. Petra schnappt sich meine Kamera, da er jetzt auf ihrer Seite kreist und ich soll das Lenkrad festhalten. In Schrittgeschwindigkeit folgen wir seiner Flugbahn und auf einmal sagt Petra nur "Jetzt Stopp, halt mal an". "Ähm Mama....du sitzt immer noch am Steuer?!". Wir müssen beide herzlich lachen! Immerhin hat sie ihn irgendwie für ein Beweisfoto erwischen können.


 

Unser Plan lautet nun, in Okaukuejo einzuchecken, aber direkt weiter zu fahren. Meriam, die an der Rezeption arbeitet hat leider schon Feierabend und wir bekommen das Waterhole Chalet Nr. 2, wovon wir nicht gerade begeistert sind, da wir lieber weiter hinten wohnen, wo nicht so viel los ist.

Auch schauen wir hier im Shop vorbei und stocken unseren Wasservorrat nochmals auf. Während ich eine gefühlte Ewigkeit an der Kasse stehe, geht Petra schon mal zurück zum Auto. Just in diesem Moment fährt ein Auto der Etosha Safari Lodge ins Camp und der Fahrer und Petra müssen nicht lange überlegen: Rodney!!! Er erkennt sie ebenfalls sofort wieder und ich stoße nun auch endlich dazu. Wir fallen uns voller Freude alle in die Arme und Rodney muss uns noch zweimal drücken, so sehr freut er sich, uns zu sehen! Zum Heulen!


Er bringt uns zunächst auf den neuesten Stand, was Löwen angeht, da er weiß, wie gern wir welche beobachten. Bei Okondeka wurden die Paschas lange nicht gesehen, aber es sollen immer mal Löwen dort sein. Erst gestern hat er von der Hauptstraße aus einige Kilometer nach Nebrowni ein 20 (!) -köpfiges Löwenrudel gesehen, das er heute gerne wiederfinden will! Wir steigen alle drei in die Autos und verabschieden uns spaßeshalber mit den Worten, wir würden uns bei den Löwen treffen.

Bei Nebrowni sehen wir zunächst bloß Antilopen und beschließen, direkt weiter zu fahren. Am Abzweig nach Gemsbokvlakte warten wir auf Rodney, der aber leider nicht nach kommt und wir wissen nicht, warum. Also fahren wir noch ein Stück weiter. Beim Loop sehen wir einen Safari-Wagen stehen und wollen wissen, ob etwas Besonderes zu sehen ist. An sich schon, leider zu weit weg, zwei SNer, die in den Büschen schlafen. Da wir heute nicht mehr weiter die Hauptstraße entlang wollen, fahren wir zurück Richtung Nebrowni. Kurz vorm Wasserloch stehen zwei oder drei Autos an der Hauptstraße, die eben noch nicht dort standen. Ein netter junger Herr erklärt uns, dass dort tatsächlich ein Caracal vor einem Busch liegt und ich entdecke ihn sofort! In diesem Moment könnten wir Rodney, unseren Glücksbringer einfach nur knutschen! Aber wo ist er nur?! Diese Sichtung wäre auch für ihn etwas ganz Besonderes. Wir stellen das Auto am Wegrand ab und beobachten diese Schönheit.



Es dauert nicht lange, bis der Safariwagen von der SN-Sichtung von eben angerollt kommt, dessen deutsche Insassen uns vorhin schon nicht wirklich sympatisch waren als wir fragten, was sie sehen. Leider zeigt der junge Mann dem Guide ebenfalls die Position des Caracals. Prompt geht das Gelaber los und der Guide unternimmt nicht mal den Versuch, die Leute um Ruhe zu bitten. Wir hören mehr als deutlich, dass man "auf diesen Luchs heute Abend mal mindestens eine Runde Bier zischen muss"..... Unglaublich. Verständlicherweise und zu unserem großen Ärgernis zieht sich der Caracal schnellstens zurück und verschwindet schon bald aus unserem Sichtfeld. Auf dem Wagen wird fröhlich weiter gelacht und ich dürfte mir nicht ausmalen, was passieren würde, wenn meine Blicke töten könnten.


Dieses Ärgernis versuchen wir aber so schnell es geht zu verdrängen, denn wir können es ohnehin nicht ändern und diese Sichtung war trotz allem sensationell! Wie gerne würden wir jetzt Rodney davon erzählen. Er ist bestimmt bei Gemsbokvlakte oder Olifantsbad, dort wollten wir ohnehin jetzt vorbei fahren.

Bei Gemsbokvlakte ist absolut nichts los und die Büsche unweit vom Wasserloch, wo wir letztes Jahr das Löwenrudel gesehen haben, sind ein einziges Armutszeugnis. Letztes Jahr fanden hier etwa 10 Löwen Schutz drin und heute würde man jeden einzelnen von ihnen erkennen.

Olifantsbad macht seinem Namen wieder alle Ehre, hier hat sich eine Herde Dickhäuter versammelt, die aber allesamt schon bald wieder aufbrechen - Glück gehabt! Die Giraffen hingegen lassen sich wie immer viiieeel Zeit. Leider ist Rodney auch hier nicht anzutreffen…


 

 


 

Auf dem Rückweg fahren wir ebenso langsam durch den Mopanewald wie auf dem Hinweg, denn hier hatten wir letztes Jahr unsere tolle Leopardensichtung. Die bleibt heute aus, aber uns fällt dieser Elefantenkadaver auf, der im April noch relativ frisch war, wie wir wissen.




Petra drängt ein wenig mit der Zeit bis zur Gateschließung, aber ich kann sie zum Glück überreden, doch noch über Nebrowni zu fahren und nicht den direkten Weg ins Camp zu nehmen von Gemsbokvlakte aus. Wie so oft die absolut richtige Entscheidung! Bei Nebrowni erwartet uns dieser Prachtkerl, der wohl aus dem Nichts aufgetaucht sein muss, denn es stehen mit uns nur sechs Autos hier! Das sieht in zwei Tagen schon ganz anders aus......


 

 

Wie gerne würde ich noch länger bei ihm stehen bleiben, gebe aber nach als die Sonne wirklich langsam untergeht.

In Okaukuejo fahren wir zu unserem Chalet und rumpeln natürlich pünktlich zum Sonnenuntergang mit unseren Koffern den Weg entlang. Wir packen schnell alles aus und richten die provisorische Küche in Form des Kleiderschranks ein. Nun ist die Rollenverteilung klar geregelt: Mama Petra kümmert sich ums Essen und ich schreibe fleißig Berichtsheft auf der Terrasse und sortiere Fotos aus, um nur die guten auf dem iPad zu sichern. Petra schneidet heute das Brot aus Swakopmund an, das tatsächlich weder geschimmelt, noch getrocknet und einfach nur das beste Brot ist, das wir jemals gegessen haben. Wir ernten für unsere Art zu Abend zu essen viele neugierige Blicke. Die LED Teelichter sind natürlich auch wieder dabei und ein Handtuch wird als Tischdecke umfunktioniert. Jetzt lassen wir es uns schmecken!


Immer wieder schauen SNer am Wasserloch vorbei, aber wir fallen dann doch relativ schnell in die Betten. Morgen früh geht es endlich nach Okondeka und hoffen sehr auf "unser" Rudel. Good Night Etosha!

Gefahrene Kilometer: genau 400

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Okaukuejo - Der Weg ist das Ziel, so viel Fahrerei...

Früh aufstehen, Frühstückspakete abholen und mit Sonnenaufgang geht es los nach Okondeka. Rodney klang gestern nicht allzu zuversichtlich, was das Löwenrudel angeht - wir lassen uns überraschen. Schon auf dem Weg zur natürlichen Quelle, die das ganze Jahr über Wasser fasst, sind die weiten Ebenen nahezu leergefegt. All die Springböcke, Zebras und vor allem Gnus, die wir so lieben, sind wahrscheinlich in andere Gebiete gezogen mit der Hoffnung auf mehr Nahrung. Hoffentlich finden sie sie. Natürlich darf das obligatorische Bild vom Sonnenaufgang am 8 km Baum nicht fehlen, der aber leider mittlerweile links abgeknickt ist, wie schade!


Tatsächlich werden wir bis Okondeka nicht ein einziges Mal überholt. Als wir uns dem Wasserloch nähern, erspäht Petra noch vor mir eine Löwin, die aufrecht im Gras sitzt. Ansonsten sind bloß ein paar wenige Strauße zu sehen. Wir fahren zuerst wie immer über die Anhöhe, aber auch hier entdecken wir nur einzelne Springböcke. Also wieder zurück zum Parkplatz. Die Löwin sieht etwas mitgenommen und lädiert aus, vielleicht ist sie aber auch bloß alt.

 

Nach dem Trinken legt sie sich flach ins hohe Gras und ist fast nicht mehr zu sehen. Wir beschließen, weiter zu fahren und Ozonjuitji m'Bari anzusteuern. Kurz nach Okondeka huscht eine dunkle Gestalt vor uns über die Pad und wir können den flinken Kerl gerade noch Breitseite erwischen.


Ein paar Kilometer weiter entdecken wir tatsächlich noch einen Honey Badger, der eine Menge Staub aufwirbelt. Dicht gefolgt von einem dreisten Schakal, der auf eine kostenlose Mahlzeit hofft.


Bei Natco, das natürlich trocken ist, erkennt man gut, dass zumindest unterirdisch noch Wasser führt, denn hier gibt es einige grüne Sträucher und Bäume, die sich die Giraffen schmecken lassen.



Unterwegs begegnen uns zwei große Grader und bei Ozonjuitji m'Bari dann die große Enttäuschung: Baustelle! Das Bild von großen Maschinen und Bauarbeitern ersparen wir uns und drehen wieder um. Bis Sonderkop wäre es uns jetzt zu weit gewesen. Wir überlegen nicht lange und wollen bei Okondeka frühstücken. Vorher fahren wir noch Richtung Grünewald in dem Wissen, dass dieses Wasserloch trockengelegt wurde, aber die Pad ist uns dann zu schlecht. Wir sehen während der ganzen Fahrt bloß ein Steinböckchen und diese Oryx mit Kalb.



Auch über Leeubron tut sich rein gar nichts - nicht mal Steppenwild. Zurück bei Okondeka liegt die Löwin noch an genau derselben Stelle und das Frühstück haben wir uns nach dieser enttäuschenden Fahrt nun redlich verdient. Immerhin ziehen jetzt ein paar wenige Springböcke und sogar eine kleine Herde Gnus ans Wasser, die ich aber gar nicht fotografiere, sondern nur filme.



 

Bevor wir zu einer Mittagspause ins Camp aufbrechen, schauen wir noch bei Nebrowni vorbei, wo wir das gewohnte Bild von Springböcken, Gnus und Strauße vorfinden. Immerhin darauf ist Verlass.



Während ich mich über Mittag hinlege, ärgert sich Petra mit respektlosen und lauten Touristen herum und beobachtet noch einen der alten Bullen, die sich nie weit von Okaukuejo entfernen.


Pünktlich zu Rodneys Zeit stehen wir vorne bei der Rezeption, warten aber vergeblich auf unseren Freund. Wir hoffen sehr, ihn wenigstens morgen noch einmal zu sehen. Vielleicht ist ja Meriam heute an der Rezeption. Als wir das Gebäude betreten, erkennen wir sie nicht auf Anhieb, denn sie hat eine neue Frisur und steuern zunächst das Sichtungsbuch an. Plötzlich ertönt ein herzerwärmendes "Oh look, who's coming there?" und blitzschnell sind wir uns in die Arme gefallen. Die Wiedersehensfreude ist groß und Meriam bedankt sich für das Bild, das Silke für uns mitgenommen hat vergangenen Herbst.

Über Nebrowni und Gemsbokvlakte geht es nun nach Olifantsbad, wieder in Schrittgeschwindigkeit durch den Mopanewald. Wir ringen uns dazu durch, nach Aus zu fahren, was sich als keine so tolle Idee entpuppt. Die Pad ist in einem katastrophalen Zustand und wir beten, dass die Reifen heil bleiben. Aus bedeutet so viel wie "bitteres Wasser" und es ist nicht zu übersehen, dass auch diese Wasserstelle künstlich ist. Wir erspähen weit weg in den Büschen ein schlafendes SNH.


Alsbald treten wir aber schon wieder den Rückweg an und wollen lieber noch ein wenig bei Olifantsbad stehen bleiben. Immerhin begegnet uns ein stattlicher Kudubulle und ein einsamer Elefantenbulle.

 

 

In Olifantsbad nimmt heute kein Elefant ein Bad, was einmal namens gebend für das Wasserloch war, das auch künstlich angelegt ist. Doch zu unserer großen Freude stolziert ein anderer Dickhäuter gerade zum Wasser und wir können dieses siamesische Frankolin ablichten.


 

Wir wollen langsam aufbrechen, starten den Motor und kommen etwa 3 Meter weit, da steht sie plötzlich wie aus dem Nichts vor uns - eine wahre Schönheit. Elegant wie eh und je schreitet sie über die Pad und wird von den meisten Anwesenden noch gar nicht wahrgenommen. Als sie längere Zeit liegen bleibt, drängt Petra wieder mal mit der Zeit.

 


 

Bei Gemsbokvlakte läuft uns noch ein SNH vor die Linse im schönsten Licht!

 

Zurück zum Camp wollen wir wieder den Weg über Nebrowni fahren, sehen allerdings nach etwa einem Kilometer, dass auf der direkten Strecke zurück ins Camp einige Autos stehen. Also wenden und den anderen Weg nehmen. Zunächst können wir nicht den Grund für die Ansammlung ausmachen, aber dann zeigt sich uns eine offensichtlich noch säugende Löwin, die ein Senderhalsband trägt. Immer wieder ruft sie und schaut bestimmend in eine Richtung, aber leider werden wir nie erfahren, auf wen sie so ungeduldig gewartet hat. Die Zeit rennt und wir müssen uns losreißen.

 

 

Diese Begegnung durchkreuzt unsere morgendliche Routine und wir sind uns einig, morgen früh mal ausnahmsweise nicht nach Okondeka zu fahren. Zurück im Camp möchte Petra unbedingt den Sonneuntergang noch erwischen und ich schicke sie mit ihrer Kamera vor. Wie ein Packesel hänge ich mir Rucksack, Fototaschen, Kühltasche, Ferngläsern und unseren Jacken um und bringe alles irgendwie heil ins Zimmer. Dort schnappe ich mir auch flugs meine Kamera, denn ein Elefantenbulle ist auf dem Weg, um im schönsten Gegenlicht durch die untergehende Sonne zu stolzieren. Gerade noch so erwischt!


 

 



Danach folgt die Abendroutine und das selbe Bild wie gestern, nur plus Gurke, denn der Shop wurde heute neu beliefert.


Wir sind sehr gespannt, ob es sich morgen früh lohnt, mit den alten Gewohnheiten zu brechen. Good Night, Etosha!

Gefahrene Kilometer: 247

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Okaukuejo

Heute lautet unser erstes Ziel Gemsbokvlakte, und zwar als einziges Auto auf dem direkten Weg vom Camp aus.


Gemsbokvlakte bedeutet Gemsbock-Fläche auf Afrikaans und ist künstlich angelegt. Vor ein paar Jahren konnten wir beobachten, wie die Wasserstelle umgebaut wurde, da beim eigentlichen Bohrloch der Wasserstand immer weiter sank und teilweise Springböcke hineinfielen und darin verendeten.

Schon von Weitem erkennen wir den gepanzerten Freund und freuen uns über den "Guten Morgen", den Etosha uns mit ihm wünscht!


Nicht weit vom Wasserloch hat ein Raubadler auf einem toten Baum Stellung bezogen.

 

Bei Olifantsbad trinken ein paar tiefen entspannte Impalas und nach einer Weile starten wir Richtung Nebrowni. Unterwegs begegnet uns noch ein junger Singhabicht.

 


Nebrowni wurde nach einer Akazienart benannt, kaum zu glauben, wenn man sich die kahle Umgebung ums Wasserloch herum anschaut. Hier treffen wir auf eine riesige Ansammlung von Autos, Bussen und offenen Safariwagen. Wir haben beide denselben Gedanken: Das wollen wir uns definitiv nicht antun! Auch nicht mit Aussicht auf Löwen. Spontan juckt es uns doch in den Fingern, nach Okondeka zu fahren und nach einer kurzen Toilettenpause im Camp starten wir unseren gewohnten Weg an unser Lieblingswasserloch. Leider wirkt dort alles wie ausgestorben. Beim Blick über die Anhöhe können wir aufgrund des fehlenden Grases wieder einen Honigdachs mit Schakal-Begleitung beobachten, allerdings sind sie sehr weit weg. Da die Zeit mittlerweile ein wenig verstrichen ist, wollen wir Nebrowni noch eine Chance geben. Ozonjuitji m'Bari möchten wir nicht mehr anfahren, weil wir nicht wissen, ob dort noch gebaut wird. Unterwegs begegnen wir keinem Wild, bloß diesem Turmfalken.


Bei Nebrowni sind mittlerweile die Safariwagen verschwunden und nur ein großer Bus versperrt noch die Sicht. Dessen Insassen scheinen schon komplett desinteressiert zu sein und wir fragen uns, wann er endlich Platz macht. Unzählige Springböcke sind hier anzutreffen und Strauße, die allesamt verunsichert sind und sich nicht ans Wasser trauen.

 

Endlich fährt der Bus weiter und wir stehen in der Poleposition. Da zeigt sich wiedermal: So viel Aufruhr wegen eines schlafenden Paschas, der auch noch ein Senderhalsband trägt. Naja, der Herr wird uns so schnell nicht den Gefallen tun, aufzustehen - hat er es sich doch im weichen Elefantendung bequem gemacht.


Also heißt das für uns Frühstückszeit. Das schmeckt mit Löwen bekanntlich am besten. Selbst ein schlafender Löwe verleiht seiner Umgebung eine gewisse Anspannung und man spürt seine Anwesenheit. Die Wartezeit vertreibe ich mir mit den Versuchen, einen weiteren Raubadler im Landeanflug zu erwischen.

 

 


Plötzlich hebt der Pascha tatsächlich seinen Kopf an, denn eine Windhose hat ihn anscheinend unsanft aus dem Schlaf gerissen. Die Kameras sind schussbereit und der Finger am Auslöser.... Und er legt sich wieder ab… So oder so ähnlich geht es die nächste Stunde zu, bis er tatsächlich auf einmal wacher erscheint. Interessiert beobachtet er die Zebras und Oryx um ihn herum, die ihn ebenfalls nicht aus den Augen lassen.



 

Pünktlich um die Mittagszeit erhebt er sich und schreitet anmutig und ohne noch einmal zu trinken Richtung Büsche. Alle Tiere stehen stramm und beäugen ihn kritisch, aber er scheut sich nicht das Geringste um sie und sucht vermutlich nun ein schattiges und ruhiges Plätzchen.

 

Jetzt können auch wir entspannt zurück ins Camp und freuen uns auf kalte Malawi Shandys und eine erholsame Mittagsruhe.


Am Nachmittag warten wir wieder vergeblich auf Rodney, was uns sehr traurig stimmt. Wir hätten ihn gerne nochmal gedrückt und uns verabschiedet für dieses Jahr. Ohne unseren Glücksbringer verläuft auch unsere Sundownerrunde entsprechend mau. Kaum Wild, bloß ein paar Giraffen bei Olifantsbad. Bitte versteht mich nicht falsch - wir pochen nicht auf große Sichtungen, aber noch nicht mal Steppenwild zu sehen, deprimiert schon ein ganz klein wenig. Aber insgeheim hoffen wir weiterhin, dass alles Wild abgewandert ist und woanders mehr Futter findet.


 


 

Trauerdrongo

Zum Sonnenuntergang besuchen wir wieder Nebrowni, wo ein neugieriger Schakal herumwuselt.

 

 

Ein letzter Sonnenuntergang in Okaukuejo für dieses Jahr und ein leckeres Abendessen warten auf uns.

 

Morgen geht es weiter nach Halali, aber vorher wollen wir trotzdem noch bei Okondeka vorbeischauen. Ich teste am Wasserloch noch ganz schnell meine Kamera in Vorbereitung auf morgen Abend am Moringawasserloch.


 

Gefahrene Kilometer: 187

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Fahrt nach Halali - ein laaaanger Tag, zumindest für mich!

Petras heutiger Wunsch lautet Okondeka und ich füge mich dem gerne, da ich ein wenig planlos bin und sie mir damit die Entscheidung abnimmt. Noch bevor sie mich allerdings weckt staucht sie zwei Touristen ordentlich zusammen, die sich lauthals um 6 Uhr morgens am Wasserloch unterhalten.


Die Frühstückspakete sind wieder perfekt vorbereitet und wir können pünktlich gen Norden starten. Mit den ersten Sonnenstrahlen sind auch wir die ersten auf Pad und vermissen das rege Treiben, das normalerweise auf dieser Strecke mit Sonnenaufgang zu beobachten ist.

Diese fast schon unheimliche Einsamkeit der Weite wird plötzlich von zwei Gestalten unterbrochen, die dank Geschichten und Erzählungen eigentlich perfekt in dieses Bild hineinpassen: Hyänen! Wir lieben sie einfach und für uns sind sie alles andere als "sabbernde, dreckige, dumme Aasfresser".

Just in dem Moment als ich auf den Auslöser drücke, um sie im schönsten Morgenlicht einzufangen streikt meine Kamera. Nein...... Bitte nicht.... Ich probiere etwas herum, da entfernen sie sich aber immer weiter von uns. Vor lauter Rumgedrücke bemerkt nur Petra, dass sie extrem humpeln und böse angeschlagen sind. Ich könnte schier verzweifeln, denn der Fehler scheint bei der Speicherkarte zu liegen. Tränen schießen mir in die Augen, bis mir einfällt, dass die Fotos zumindest auf dem iPad gesichert sind - nicht aber die bisherigen Filmaufnahmen. Beim Wechseln der Karte bleibt also die Ungewissheit bis zuhause, ob Daten verloren gingen. Die neue Karte funktioniert auch erst nach ein paar Einstellungen und ich kann wieder durchatmen. Zuhause dann die Erleichterung: Alles noch da, plus ein paar verhunzte Hyänen-Aufnahmen!

 

Bei Okondeka erwartet uns das Große Nichts. So verlassen haben wir diese Gegend wirklich noch nie erlebt. Der Blick über die Anhöhe fällt genauso ernüchternd aus und wir waren uns von vorneherein einig, direkt wieder umzudrehen, wenn nichts zu sehen ist. Wir sind noch keinen Kilometer vom Wasserloch entfernt, da huscht eine Gestalt etwa 100 Meter entfernt durch die Hügel und verschwindet. Da ich in dem Moment so gebannt und gleichzeitig frustriert bin, da die Gestalt verschwunden ist, entgleitet mir lediglich ein subtiles Schimpfwort mit "S". Neben mir höre ich nur ein "Hää?!" und müsste im Normalfall über unsere stumpfe Kommunikation schmunzeln. Aber nicht in diesem Moment.

Ich: "Mama, da war gerade eine braune Hyäne".

Petra: "Bitte was?! Kannst du mir mal verraten, wie du sowas erkennen kannst?!"

Ich (noch immer ein wenig perplex): "Doch.... Also ich bin mir ziemlich sicher... Also zu 95%..."

Petra: "Die wird jetzt gesucht! Wäre doch gelacht..."

Wir scannen die Gegend ab, was das Zeug hält, haben aber kein Glück. Fahren hin und her, aber sehen einfach nichts. Sie muss zwischen den Dünen sein. Wir warten. Und Warten. Zwischendurch hält ein Touristenauto neben uns, aber er scheint uns die Sichtung nicht zu glauben und fährt direkt weiter. Auch wir geben schließlich auf und machen uns auf den Weg. Plötzlich ein markerschütternder Schrei - der kann nur von einer Hyäne gekommen sein. Hören sich Braune Hyänen ähnlich an wie die Tüpfel? Weit weit entfernt sehe ich die schwarze Gestalt jetzt Rennen. "Mama! Da vorne! Gaaaaas!!!". Irgendwann quert sie die Pad weit vor uns und wir schaffen es gerade noch, sie in den Ebenen zu erwischen. Uns war bis dato nicht klar, dass Hyänen so schnell rennen können. Aber wichtiger: Ich hatte tatsächlich Recht!!! Da rennt eine braune Hyäne als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Anscheinend hat sie gerade den Schreck ihres Lebens erfahren - wer weiß, wem der Schrei von eben galt oder auf wen sie in den Senken getroffen ist. Wir werden es nie erfahren, aber sind mächtig stolz auf unsere Sichtung.

 

Auf der weiteren Fahrt begegnet uns nicht allzu viel Wild und wir spüren immer noch das Adrenalin, das uns das Braune Zottelvieh beschert hat.

Rotkappenlerche

 

 

 


 


Langsam wird Petra ganz schön mürrisch und vor allem hungrig. Als wir in unsere Lieblingsstrecke einbiegen und ich nicht bei Sueda anhalten will zum Frühstücken, ist es vorbei mit der Heiterkeit. Mama Petra hat Hunger! Ja, das verstehe ich ja auch, aber möchte zumindest rüber zu Charitshaub, um einen schönen Rundumblick zu haben. Ohje, wenn Gedanken töten könnten....würde Petra mich wahrscheinlich aufessen! Bei Charitshaub sieht sie ein, dass man einen schöneren Ausblick hat, aber erst nachdem sie das erste Sandwich aufgemampft hat. Mit einer hungrigen Mama ist nicht zu spaßen!

Da ist jemand happy und besänftigt - nach einem dicken Sandwich und dem zweiten Hähnchenschenkel...


So, jetzt können wir uns auch wieder aufs Wesentliche konzentrieren: Hier auf den weiten Flächen um die drei natürlichen Wasserlöcher, die allesamt noch aktiv sind, finden wir tatsächlich Gras und die dazugehörigen üblichen Verdächtigen. Wir lieben diese Gegend einfach!

 



 


 


Ein Rußnektarvogel
 

Unser Weg führt uns nun nach Rietfontein und über die dazugehörige Detour, aber leider gibt es hier rein gar nichts zu sehen. Noch nicht mal Vögel, die brav sitzen bleiben. Also ab ins Camp zum Einchecken und für eine Mittagpause.

In Halali angekommen zeigt die Uhr kurz nach 1. Ich möchte einchecken und bekomme erst mal einen Korb - nicht vor halb 2. Was diese 20 Minuten nun noch ausmachen bleibt mir schleierhaft, aber was soll man machen. Also geht es erstmal in den Shop für eine kühle Erfrischung und nun warten wir draußen. Petra hat wenig Geduld und geht selbst zur Rezeption. Es dauert, bis sie wieder herauskommt und tadaaa, nur 10 Minuten nach meinem Versuch hat es doch geklappt mit dem Check In. Dieses Jahr beziehen wir also Chalet Nr. 52 und sind irgendwie zum ersten Mal so richtig mittendrin. Schnell räumen wir alles aus, richten uns häuslich ein und Petra legt sich etwas hin, um ihre Augen zu entspannen. Mir ist nicht nach Hinlegen, also verziehe ich mich auf die Terrasse, um Bericht zu schreiben.

Es dauert nicht lange, bis sich herumgesprochen hat, dass neue Gäste eingecheckt haben. Wer muss in Halali schon rausfahren, um Tiere zu sehen, die kommen hier von selbst. Die Hörnchenmafia, Trauerdrongos, Maskenbüllbülls, eine Taube und ein Frankolin scharen sich in Windeseile um mich herum, bis ich die Chipstüte wieder ins Zimmer bringe. Auf dem Weg nach draußen bringe ich dafür die Kamera mit.

 

 

 

 

Um 15:30 starten wir zu unserer Standard-Sundowner-Tour, wenn wir in Halali übernachten. Allerdings bleiben jegliche Sichtungen bis Rietfontein aus. Dort finden wir einige Springböcke und ein SN ist im Anmarsch.

 


Aber Moment, da tut sich doch was im Grünen?! Petra erkennt ihn als Erste: Ein Löwenmännchen mit Kuduriss! War der vorhin schon da? Ich könnte mich wieder ärgern, nicht hier geblieben zu sein, bis uns eine nette Frau erklärt, dass der Riss wohl schon seit vorgestern dort liegt und dieser eine Pascha sich daran labt. Wir dürfen einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, das war's aber auch schon. Was uns allerdings sehr wundert ist, dass das SN in aller Ruhe seinen Durst löscht und weder Löwe noch Kadaver zu wittern scheint.


 

Wir drehen noch eine Runde über die Detour und entdecken dabei nur dieses niedliche Steinböckchen.

 

Zurück am Wasserloch ist ein weiteres SN aufgetaucht und stört sich ebenfalls nicht an dem Löwen, der sich nun flach hingelegt hat. Auch die Giraffen erscheinen uns nahezu lebensmüde, wenn man bedenkt, wie vorsichtig sie normal sind.

 

 


Bis zum Camp sehen wir leider nur wenig Steppenwild und weit entfernt. Nicht einen Löffelhund - letztes Jahr waren es an einem Abend 18! Dafür flitzt uns noch ein Honigdachs kurz vor unserer Hütte vors Auto und mal wieder staunen wir über seine Größe.


Da wir auf seine Anwesenheit beim Abendessen gern verzichten können, lassen wir es uns drinnen schmecken. Danach bereite ich alles vor, um den Abend am Wasserloch zu verbringen. Petra hat darauf partout keine Lust, also schleppe ich beide Kameras mit - meine für Videos und ihre für Bilder. Ich komme mir ein wenig doof vor mit Stirnlampe, zwei Jacken, Fernglas und zwei Kameras, jeweils auf einem Einbeinstativ, aber was soll's.

Am Moringa Wasserloch stiefele ich schnurstracks über die kleine Brücke zu den Felsen und habe Glück, einen tollen Platz zu erwischen, der noch warm ist von der Sonne. Tja, was soll ich sagen... Man merkt, dass hier am Wasserloch WLAN Empfang ist. Zwei Jungs sitzen ganz vorne auf den Felsen und scheren sich über eine Stunde nicht um ein einziges Tier, das auftaucht, sondern daddeln lieber, anstatt jemand anderem den guten Platz zu überlassen. Auch andere interessieren sich mehr für ihre Handys und ganz links in den Büschen leuchten irgendwelche Deppen ununterbrochen mit der Taschenlampe dort hinunter, aus der Richtung oft Tiere ans Wasserloch kommen. Nein, heute legst du dich mit niemandem an..... Du bleibst hier sitzen und wartest ab.... Solche Idioten haben nicht lange Geduld. Ein älterer Herr stapft wutentbrannt auf die Taschenlampen-Deppen zu und motzt sie an. Das hat gesessen. Problem 1 erledigt. Problem 2 ist eher, dass mir generell noch zu viele Menschen hier sind, also heißt es durchhalten. Auch heute bleibt den Tieren am Wasserloch kein Blitzlicht erspart, aber ich reiße mich am Riemen.

An diesem Abend macht mir die Tierwelt das Warten nicht schwer, da immer wieder Abwechslung herrscht am Wasserloch. Hyänen und SNer sind die Hauptakteure. Bis 22:30 Uhr kommt keine Langeweile auf. Ich habe mit einem Fotobearbeitungsprogramm das Gelb der Beleuchtung ganz gut herausnehmen können, so gefällt es mir persönlich besser.


 

 

 

Ich schaue auf die Uhr und denke mir, wenn bis 23:00 Uhr nichts mehr passiert, mache ich mich auf den Rückweg. Allerdings tauchen da schon die nächsten Hyänen auf und ich lausche ihrem Heulen in der Dunkelheit! Nach und nach leeren sich um mich herum die Plätze und ab etwa 23:30 Uhr sitze ich fast alleine da. Ein schönes Gefühl. Jetzt wird es spannend, ein Impala rennt verängstigt durch die Büsche und stößt immer wieder Warnlaute aus. Allerdings ist es auch schnell wieder verschwunden. Danach löscht ein Steinböckchen seinen Durst und ein Honigdachs wuselt auch noch herum. Was ein schönes Treiben hier! Eine Hyäne nähert sich ihm zaghaft, aber er zeigt direkt, wer hier der Boss ist. Ganz in ihrer Hyänen-Marnier holt sie Verstärkung und zu dritt vertreiben sie den kleinen Wichtigtuer.


Zwar habe ich nun mein Müdigkeitstief überwunden, aber um 0:30 beschließe ich dennoch, langsam zurück zu gehen. Wenn Petra auf die Uhr sieht und ich noch nicht zurück bin, macht sie sich am Ende wieder Sorgen und ich darf mir was anhören. Kurz vorm Chalet rennt noch ein Buschhase vor mir her und Petra kriegt glaube ich gar nicht mit, dass ich wieder da bin. Schnell Licht aus und Augen zu - es wartet ein neuer anstrengender, aber toller Tag auf uns!

Gefahrene Kilometer: 196

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Pirsch um Halali


Heute testen wir zum ersten Mal die Frühstückspakete von Halali, die ich gestern im Restaurant noch bestellt habe. Zunächst ist nur eins vorbereitet, aber man bietet mir direkt an, noch eins fertig zu machen. Petra unterhält sich derweil draußen mit Händen und Füßen mit zwei Amerikanern, von denen der eine Vogelkunde studiert. Wir unterhalten uns super nett und tauschen uns über die letzten Tage aus. Nach 10 Minuten kann ich beide Pakete abholen und wir starten mit Toröffnung Richtung Rietfontein, um nach dem Pascha zu schauen.


Rietfontein ist eine natürliche Wasserstelle, dessen Name übersetzt Schilfquelle heißt und zu unseren Lieblingswasserstellen zählt - immer auf der Suche nach der Rietfontein-Leopardin. Dort angekommen verharrt der Löwenmann noch immer an seinem Kuduriss und macht null Anstalten, sich in irgendeiner Form davon weg zu bewegen. Viele Schildraben sind hier versammelt, die auf ein paar Reste vom Kudu hoffen.

 

 

Nach einer Weile fahren wir weiter zu unserer Lieblingsgegend um Sueda, Salvadora und Charitshaub. Da Sueda sehr salzhaltig ist, zieht es die Tiere eher zu den anderen beiden Wasserstellen. Endlich wurden auch meine Gebete erhört und wir sehen einige Gnuherden und ein paar Hartebeester. Aber Moment mal, das eine Tier passt nicht ganz zum Rest der Herde. Da hat sich tatsächlich ein Blessbock, der normal nicht im Etosha heimisch ist, unter die Hartebeester gemischt. Naja, sie kommen ihm vom Aussehen her immerhin am nächsten, so fällt der Schwindel vielleicht nicht jedem auf.

 


 



 

 


Bei Charitshaub packen wir dann die Frühstückspakete aus und sind begeistert, da hat Halali wirklich die Nase vorn. Das alles reicht sogar für ein zweites Frühstück.


Satt und zufrieden fahren wir wieder zurück nach Rietfontein. Unterwegs begegnen uns noch Herr und Frau Gackeltrappe und ein Honigdachs auf Futtersuche.

 


Bei Rietfontein stehen ein paar durstige Zebras Schlange und wittern anscheinend den Feind. Herr und Frau Kudu scheinen gerade im Honeymoon Modus zu sein.


 

Weiter geht es nach Nuamses. Außer ein paar sehr fotogenen Zebras ist bis dahin nichts zu sehen.



Nuamses bedeutet so viel wie "schwarzes Wasser" und ist eine natürliche Quelle. Zuletzt waren wir 2017 hier und hatten eine eindrucksvolle Begegnung mit einer Elefantenherde. Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist auch dieser Anblick traurig. Mal ein Vergleich (beides Handyfotos):

2017


2018

Ein paar Kududamen sind soeben fertig mit Trinken und wenig später schon suchen viele viele Zebras das Wasserloch auf. Endlich mal eine große Tierherde dieses Jahr! Wir beobachten die Tiere, wie sie freudig heran traben und ihren Durst löschen. Auf einmal aber unterbricht ein großer Platscher die Ruhe und die Tiere werden ganz kurz panisch. Tatsächlich ist ein Pechvogel (in Hessen sagen wir auch "Dabbes") beim Trinken ins Wasser geplumpst, das tiefer ist als es aussieht.

 


 

 



Als die Tiere irgendwann weiterziehen, beschließen wir, den direkten Weg nach Goas zu nehmen. Wohl wissend, dass dieser schon 2017 katastrophal zu fahren war. Egal, wir fahren sowieso ganz langsam, weil wir auf Leo-Pirsch sind. Ergebnis: kein einziges Tier bis Goas. Dort erwarten uns dafür Impalas, Zebras, Hartebeester und Springböcke. Zeit fürs zweite Frühstück und Entspannungsmodus.

 

 

 

Zur Mittagspause fahren wir wieder zurück ins Camp, ich bestelle für den nächsten Tag wieder Frühstückspakete und freue mich auf ein Mittagsschläfchen. Vorher allerdings knallt es zum ersten Mal in diesem Urlaub zwischen Mama und Tochter als die liebe Mama mal wieder meine Einparkhilfe ignoriert, nach der sie aber gebeten hat… Das Ende vom Lied: Eine Stunde Schweigen und Mittagsruhe.

Wir wären ja kein Dreamteam, wenn sich die Gemüter nicht schnell wieder beruhigt hätten und wir frohen Mutes wieder zu einer harmonischen Sundownerrunde aufbrechen würden. Wohin? Natürlich Rietfontein!

Dort erwartet uns ein sehr alter Elefantenbulle, der alle Zeit der Welt zu haben scheint. Dem müsste ich in meinem Film noch nicht mal ne Zeitlupe verpassen! Komischerweise scheint auch er keine Notiz vom Löwen zu nehmen. Auch wenn dieser satt ist, stören Elefanten sich doch generell an ihnen. Wir verstehen es einfach nicht. Oder ist der Löwe vielleicht verschwunden?

 

 

Nein, da tut sich was im Grünen! Mehr als seine beiden Hintertatzen bekommen wir nicht zu Gesicht. Ich hege ja schon länger die Vermutung, dass einige Tiere dieses Jahr die Moral von NWR übernommen haben.... So, hier haben wir den Chef gefunden!


Der Elefant trottet weiterhin Schritt für Schritt weiter und befindet sich offensichtlich in der Musth. Auch der Rüssel scheint recht schwer zu sein.

 

Außer ein paar einzelnen Zebras und Oryx erscheint zumindest noch ein Raubadler, aber die Rückfahrt ins Camp fällt wieder mau aus.

 


Im Camp freuen wir uns auf ein leckeres selbstgemachtes Abendessen und ich hadere mit mir, ob ich wieder ans Wasserloch gehen soll. Habe ich Lust, ewig lange zu warten, bis die Sitzgelegenheiten wieder Depp freie Zone sind? Eigentlich will ich lieber fit sein für morgen... Nein, heute wird früh geschlafen und sich nicht über andere geärgert. Während ich alles vom Tag aufschreibe, ist Petra voll in ihrem Element und räumt was das Zeug hält, um alles für die morgige Abreise vorzubereiten.

Gefahrene Kilometer: 126

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Premiere in Namutoni!

Dank Petras Räumungszwang ist heute Morgen wieder ruck zuck alles verpackt und im Auto verstaut. Ich gehe auschecken und möchte wieder unsere Frühstückspakete abholen. Fragende Gesichter.... Nö, nichts vorbereitet, aber sofort wird sich darum gekümmert, was ich wirklich positiv finde. Zum Glück sind wir heute wieder früh genug dran und haben noch etwas Zeit.

Mit Toröffnung rollen wir Richtung Goas, immer schön gegen die Sonne, doch erstaunlicherweise werden wir heute Morgen nicht überholt.


Bei diesem natürlichen Wasserloch warten wir den Sonnenaufgang ab, aber warten vergeblich auf Tiere. Goas hat direkt mehrere Bedeutungen, unter anderem "überfließendes Wasser" und "das Geräusch, wenn man über Steine läuft".



Wir fahren weiter Richtung Springbokfontein und diese Nebenstraße lässt sich einfach prima fahren, wir sind begeistert. Allerdings fahren wir mit einer sehr gemäßigten Geschwindigkeit und scannen alle Bäume ab. Zwei Autos hinter uns tun es uns gleich. Werden sich wohl - wie wir - denken, mehr Augen sehen mehr. Zu unserer großen Freude nimmt nun die Tierdichte erheblich zu und wir haben endlich wieder viel zu bestaunen.

 

 

 


 

Bei Springbokfontein, was "Springbock-Quelle bedeutet, erreichen wie wieder die Hauptstraße und haben einen schönen Blick auf die Pfanne.


 

Zwar weiß ich, dass Batia ausgetrocknet ist, aber wir biegen trotzdem ab und wollen schauen, ob sich in den hohen Riedgräsern etwas versteckt. Batia wurde nach einem Biologen benannt, der in den 50er Jahren der erste Chef-Wildhüter war.

Zuerst begrüßt uns eine Herde Gnus mit noch sehr jungem Nachwuchs in ihrer Mitte. So ein junges Gnukalb haben wir auch noch nicht gesehen. Einfach entzückend!

 



Wir fahren weiter und noch bevor wir den Wendekreis erreichen, erahne ich schon, welcher Herzenswunsch uns heute erfüllt wird! Ich zähle zuerst fünf, dann ganze sechs graue Rücken und das kann nur eins bedeuten: BNer!!!!!! Denn nur sie tauchen in kleineren Grüppchen auf, SNer sind Einzelgänger. Wir können unser Glück kaum fassen und sind ganz aus dem Häuschen. Vier der Tiere, unter ihnen zwei Jungtiere, ziehen leider in eine andere Richtung, dafür bieten uns die anderen beiden aber einen wunderschönen Anblick, wenn auch in schwierigen Lichtverhältnissen.

 

 


Während mein Finger am Auslöser hängt und ich darauf warte, dass sie näher kommen, erspäht Petra weit weg tatsächlich zwei Löwen! Mensch das gibt's ja nicht. Langsam mutiert sie auch zum Adlerauge. Weiter rechts entdecken wir sogar zwei Honeymooner, aber nur vom Pascha ist ein gutes Foto zu erhaschen.

 


Wir bleiben eine ganze Weile hier stehen und fragen uns, was hier wohl noch so alles rum liegt. Das Gras ist sehr hoch gewachsen und geht den Löwen über die Köpfe. Wer weiß, wie groß dieses Rudel ist.

Voller Dankbarkeit müssen wir uns dennoch nach langer Beobachtung von diesem Anblick lösen und fahren weiter in das Gebiet der Gentle Giants.

Kaum habe ich "gleich kommen wir in das Gebiet der Gentle Giants" ausgesprochen, da warten auch schon drei alte und ein junger Herr darauf, von uns bestaunt zu werden. Diese Kameraden strahlen eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus, die selbst Petra beruhigt.

 

 

 

Die Ngobib Schleife verpassen wir blöderweise, aber sehen auf dem Weg nach Kalkheuvel dieses Falkenpärchen, was zum Glück sehr malerisch sitzen bleibt. Toll, dass Petra jetzt auch mit Ausschau nach Vögeln hält und ohne Aufforderung anhält oder mich drauf aufmerksam macht.


Kalkheuwel hält heute Kudu, Impala und Zebra für uns bereit. Diese künstlich angelegte Wasserstelle ist nicht besonders schön anzusehen, aber hier werden öfter Löwen oder Leoparden gesichtet. Übersetzt bedeutet es "Kalksteinhügel" auf Afrikaans.

 



 

Bevor es zu einer Pause ins Camp geht, statten wir aber Chudop noch einen Besuch ab. Hier steppt der Bär - ääh, Springbock. Außerdem schauen Oryx, Zebras, Impalas, Perlhühner und ein stattlicher Warzenschweinkeiler vorbei.


 


 

 


Koinachas bleibt leer, aber bei Klein und Groot Okevi treffen wir ebenfalls viel Steppenwild an und zwei Singhabichte erwischen wir auch noch.

 


 

In Namutoni werden wir sehr freundlich begrüßt und können schon frühzeitig einchecken. Bevor wir allerdings unser Chalet suchen, gönnen wir uns erfrischende Malawi Shandys an der Bar und tragen uns zum Abendessen ein. Dabei leisten uns ein paar der hier ansässigen Zebramangusten Gesellschaft.


Dann folgt die Suche nach dem richtigen Chalet und einem passenden Parkplatz. Oder nennen wir es lieber eine passende Gelegenheit, das Auto irgendwie zwischen den Wegen abzustellen. Die Häuschen sind hier nicht ganz eindeutig gekennzeichnet und ich probiere den Schlüssel zuerst am falschen - zum Glück niemand da!

Auf den ersten Blick erscheint das Chalet sehr großzügig und ordentlich. Eine Tür zum Badezimmer sucht man hier zwar vergeblich, aber wir sind es ja mittlerweile gewohnt. Auch das Bad macht einen guten Eindruck. Auf den zweiten Blick fallen aber doch einige Mängel auf, die allerdings weniger schlimm sind als bei den Bruchbuden in Okaukuejo. Wir fühlen uns direkt wohl.

 

 

Nach dem Auspacken und frisch machen ist eine kleine Siesta angesagt, nach der wir am Nachmittag die umliegenden Wasserlöcher anfahren wollen.


Ausgeschlafen und fit für eine neue Runde starten wir mit Chudop. Hier erwarten uns jetzt ein paar Giraffen und auf der kleinen Grünfläche macht sich der Warzenschweinkeiler über die kurzen Grashalme her.


 


Bei Koinachas bietet sich uns ein skurriles Bild einer Giraffe, die einen Knochen im Mund trägt und laaange Sabberfäden zieht. Ein paar Impalas löschen ihren Durst und eine Schlankmanguste schaut vorbei.

 


 

Klein Namutoni zeigt sich uns tierleer und wir fahren direkt weiter zum Dik Dik Drive. Dieser Drive soll seinem Namen ja alle Ehre machen und wir sind gepannt. Es dauert ungefähr zwei Minuten, da entdecken wir links von uns die ersten dieser possierlichen Tierchen mit den großen Kulleraugen.



In Schrittgeschwindigkeit fahren wir den Rundweg ab, immer auf der Suche nach Flecken. Statt Flecken entdecken wir allerdings zunächst zwei graue Riesen, die die Pad überqueren. Im Normalfall hätte Petra in diesem Moment mal wieder Schnappatmung, aber sie wird immer gelassener bei Elefantenbegegnungen.

 

Wir entdecken neben vielen süßen Dik Diks noch einige Kudus und Impalas. Dieser Drive gefällt uns so gut, dass wir noch eine Runde drehen.

 

 


 

Kurz vorm Wasserloch kreuzen noch zwei Giraffen im schönen Gegenlicht unseren Weg und der Rest von ihnen steht malerisch im goldenen Licht des Sonnenuntergangs am Wasser.



 


Kurz vor dem Camp verabschieden uns noch ein Schakal und die Giraffe mit ihrem Knochen, sodass wir langsam "Good Night Etosha" sagen, wie Rodney es immer tut.



Im Camp erwischen wir glücklicherweise noch die untergehende Sonne und finden eine wunderschöne Atmosphäre vor. Zwar sieht man hier so gut wie kein Wild, aber der Sonnenuntergang lässt sich einfach wunderbar genießen.



Zum Abendessen laufen wir zum Restaurant und genehmigen uns erstmal zwei Malawi Shandys. Wir bestellen uns Nudeln und einen Salat und genießen eine wunderschöne entspannte Atmosphäre unterm Sternenhimmel. Ein großes Feuer brennt in einer Tonne und sorgt für ein gemütliches Ambiente. Das mögen wir - vor allem die Ruhe, da nur wenige Tische besetzt sind.



Das Essen schmeckt gut und voller schöner Eindrücke fallen wir in die Betten. Wir sind gespannt, und ein wenig planlos, was uns morgen so erwarten wird. Wir werden spontan entscheiden, an welchem Wasserloch wir in den Tag starten und freuen uns auf tolle neue Begegnungen.

Gefahrene Kilometer: 159

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Volles Programm um Namutoni

Heute Morgen klappt alles mit den Frühstückspaketen und wir können pünktlich starten. Zuerst schauen wir bei Koinachas vorbei, das im schönsten Morgenlicht steht. Leider ohne ein passendes Fotomotiv.

Also versuchen wir unser Glück bei Klein Namutoni, wo bereits ein Geier und eine Hyäne auf uns warten. Als wir uns auf die Hyäne konzentrieren, erblicken wir nach und nach ihre Clanmitglieder und zählen insgesamt über 20 Tiere, die nach und nach ihren Bau verlassen - wow, endlich mal ein ganzer Clan!

 

 

Wir fahren irgendwann ein Stück Richtung Dik Dik Drive, wo wir sie besser fotografieren können, aber dann kommen leider immer mehr Autos und ein Guide Auto fährt uns so vor die Nase, dass wir keine Lust mehr haben.


 

 


Nun geht es wieder im Schritttempo den Dik Dik Drive entlang, der heute Morgen nicht annähernd so ergiebig ist wie gestern zu Sonnenuntergang, aber immerhin hält er sein Versprechen auf Dik Diks und beschert uns eine zauberhafte Sichtung von einer stolzen Giraffen-Mama mit ganz frischem Nachwuchs.




Nach kurzer Toilettenpause beim Fort, brechen wir auf zur Runde über Twee Palms, wo mittlerweile nur noch eine Palme steht. Leider gibt diese Tour nicht viel her, was ich aber schon öfter gelesen habe. Immerhin sehen wir hier unsere einzige Gabelracke auf der ganzen Tour und haben das Glück, dass sie sitzen bleibt.



Kurz vor Ende macht uns ein netter Herr darauf aufmerksam, dass bei Klein Okevi vier Löwen liegen würden, wir bedanken uns sehr und steuern das Wasserloch an. Es stehen tatsächlich gerade mal drei Autos dort und wir können die vier direkt ausmachen. Wir bleiben eine Weile bei ihnen stehen, bis sie alle wieder flachliegen. Tja, schlafen und dösen können Katzen eben am besten. Wir wollen noch Tsumcor besuchen und würden auf dem Rückweg nochmal hier vorbeischauen.

 

Tsumcor bietet uns Kudus, Zebras, Oryx und einige Landfrauen. Diese künstliche Wasserstelle hat ihren Namen von den Sponsoren der Bohrung: Tsumeb Corporation.


 

 

Wir fahren auch noch ein Stück Richtung Stinkwater an der Pfanne entlang, aber bis ganz "nach oben" ist es uns zu weit. Außerdem können wir uns schlecht vorstellen, bei dieser herrschenden Trockenheit bei Andoni die Paradieskraniche vorzufinden.


Zurück bei Klein Okevi sind die Löwen noch da und scheinen ein wenig wacher als zuvor. Jetzt können wir auch erkennen, dass es sich um eine prächtige Mama von drei Halbwüchsigen handelt. Immer wieder beobachten die Jungen die verunsicherten Kudus, die laute Warnrufe ausstoßen, aber sonst passiert nicht viel. Ihre Mama ist die stolzeste Löwin, die wir je gesehen haben. Sie besitzt eine wunderschöne bräunliche Farbe und scheint extrem kräftig zu sein. Gute Gene!


 

 

 



Da wir noch eine Mittagspause im Camp brauchen, reißen wir uns irgendwann los und wollen nachher nochmal vorbeischauen. Auf dem Weg sehen wir noch ein Stück von der Straße entfernt einen Elefantenbullen durch die Pfanne ziehen. Wie klein so ein großer Bulle doch wirken kann in dieser weiten Landschaft.

 


Im Camp wollen wir eigentlich noch Malawi Shandys zischen, aber als dann der zweite Tisch, an dem die Leute nach uns kamen, bedient wird, reicht es mir und wir stehen wieder auf und gehen. Die Siesta tut heute wieder sehr gut.


Um halb 4 fahren wir wieder nach Klein Okevi, wo die Löwen aber leider verschwunden sind. Bei Chudop herrscht heute ebenfalls gähnende Leere, denn kein einziges Tier lässt sich blicken. Daran erkennt man einmal mehr, dass man wirklich das Glück haben muss, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Natürlich warten wir auch immer erst ein wenig ab, bevor wir weiter fahren und hetzen nicht von Wasserstelle zu Wasserstelle. Immerhin präsentiert sich bei Koinachas ein stattlicher Kudu Bulle.

 

Bei Klein Namutoni, was seinen Namen aufgrund der Größe nun wirklich nicht verdient hat, wartet eine große Herde Impalas auf uns.

 

Jetzt geht es aber erstmal zwei Runden auf Pirsch um den Dik Dik Drive. Wieder hält er, was er verspricht und beschert uns viele Dik Diks, eine Giraffe und eine Herde Elefanten, die unseren Weg kreuzt. Für ein Bild reicht es nur noch als sie bereits wieder in den Büschen verschwunden sind, weil wir vom Anblick so verzückt sind.

 

 

Wir vermuten, dass ihr Weg sie zum Wasserloch führen würde und liegen richtig. Wieder zeigt sich diese Wasserstelle im schönsten goldenen Licht und zwei große Herden Dickhäuter bieten uns einen fantastischen Anblick. Zuerst wird getrunken und ordentlich geplantscht und danach fangen alle an, sich mit Staub einzupudern.



 


Irgendwann kommt eine gewisse Unruhe auf als ein paar Halbstarke noch einmal baden gehen, der Rest der Gruppe aber eigentlich weiterziehen will. Es wird getrötet und gebrummt, aber keiner hört auf die Älteren. Der Anblick der badenden Elefanten hat etwas unheimlich Friedliches an sich und wir könnten uns keinen schöneren Abschlussabend vorstellen.

 



 


 



Zum Sonnenuntergang fahren wir noch fix zu Koinachas und auch der ist im Kasten. Heute sogar mit ein paar wenigen Wolken, die dem Ganzen noch die Krone aufsetzen.

 

 

Beim Abendessen wird die Ruhe durch einen lauthals telefonierenden Herrn gestört, der seinen Lieben daheim erstmal von einer Gruppe von 6 Leoparden berichtet, bevor er erklärt, dass er bis gestern auf einer 17.000 km2 großen Rinderfarm war. Zu guter Letzt erklärt er noch, dass sie nun im Nationalpark sind, der fast 30.000 ha hätte. (Man beachte die Größeneinheiten!). Wieder was gelernt!

 Zur Erklärung: Die Rinderfarm hatte wahrscheinlich 17.000 Hektar und Etosha ist rund 23.000 km² groß. Leoparden sind Einzelgänger und der Herr meinte vielleicht eher Geparden. 

Auch heute ist uns nicht nach Fleisch und so bestelle ich Fisch und Petras angedachte Tortellini verwandeln sich in einen vegetarischen Tortilla Wrap - wer lesen kann ist klar im Vorteil. Auch heute gibt es nichts zu meckern und wir bereuen es absolut nicht, nächstes Jahr hier drei Nächte gebucht zu haben. Natürlich ist es irgendwo ein typisches NWR-Camp, aber mit der Ausnahme, dass hier nicht unbedingt Busgruppen eingebucht werden und wir die Ruhe wirklich zu schätzen wussten.

Gefahrene Kilometer: 136

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Goodbye Etosha - aber nicht ohne einen krönenden Abschluss!

Ein letztes Mal heißt es heute früh aufstehen, um mit den Tieren gemeinsam in den Tag zu starten. Morgen würden wir schon wieder in der Stadt aufwachen, woran wir aber 1. jetzt noch gar nicht denken wollen und was 2. irgendwie noch total unrealistisch klingt. Uns bleiben noch gute zwei Stunden im Park, die wir voll auskosten wollen. Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang zieht es uns heute nur noch nach Klein Namutoni, um dort die Zeit intensiv zu nutzen.


Viele viele Dik Diks sagen uns auf Wiedersehen und sogar die kleine Giraffe von gestern verabschiedet sich. Jedoch entzückt uns nichts mehr als dieses Dik Dik Jungtier mit hipper Vokuhila Frisur, welche es uns nur zu gerne für ein niedliches Foto präsentiert.


 




An anderer Stelle haben Mama und Papa mit ihrem Nachwuchs alle Hufe voll zu tun, ihn zu bändigen. Das kleine Energiebündel beschert uns bestes Unterhaltungsprogramm indem es wie von der Tarantel gestochen hin und her flitzt. Erst als alle Energie aufgebraucht scheint, können die Eltern wieder aufatmen und schenken uns ein tolles Mama-Kind-Motiv.



Sie ziehen sich zurück und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit weiter. Diejenigen, die eben den Motor haben laufen lassen haben es offensichtlich eiliger als wir und so fahren wir -freundlich wie wir sind- links ran, damit sie überholen können. Aber nix da - im gleichen Moment haben wir einen großen Hilux in Breitseite vor der Schnautze und sind durch so viel Dreistigkeit erstmal ganz schön verblüfft. Naja, vielleicht haben sie ja etwas Interessantes entdeckt? Nein, bloß weitere Dik Diks. Kein Grund also, uns eben mal so den Fahrtweg abzuschneiden. Daher drängen wir ohne Rücksicht, dass wir gerne weiterfahren wollen, was nach ein paar Handbewegungen dann auch endlich verstanden wird. Verstehen tun wir dieses Verhalten immer noch nicht.

Als wir mit zwei Runden Dik Dik Drive durch sind und dort wirklich jeden Baum zweimal abgescannt haben, fahren wir zurück zum Wasserloch, während wir uns nun langsam von Etosha verabschieden. Kurz vor dem Wasserloch stehen noch vereinzelt drei Autos und schauen ins Gebüsch.... MOMENT MAL! - Das war's nun doch noch nicht! Nach unzähligen Runden um den Dik Dik Drive erweist uns Etosha zum Abschied tatsächlich die Ehre und schenkt uns die herbeigesehnten Flecken! Der Auftritt dauert ganze 5 Sekunden und meine Kamera ist zwar schussbereit - nicht jedoch die Einstellung... Aber egal - Petra hat ihn zum Glück auch gesehen und wir sind uns einig, dass dies bestimmt die Einstimmung auf nächstes Jahr werden sollte!





Nach dieser (wenn auch kurzen) Begegnung fordern wir unser Glück nicht weiter heraus und verlassen nach kurzer Toilettenpause und Check Out Etosha durch das Lindequist Gate. Ein paar Zebras sagen uns auf dem Weg dorthin noch Lebewohl und die Dame am Gate inspiziert aufmerksam unser Auto durchs Fahrerfenster. Sie fragt, was unser nächstes Ziel sei und als sie Otjiwarongo hört, wird sie prompt sehr freundlich. Sie erklärt uns, dass ihre Mutter nach Tsumeb ins Krankenhaus müsse und ob wir sie mitnehmen könnten. Zwar bezweifle ich von Anfang an, dass die patente Lady, die dort geduldig wartet, tatsächlich ärztliche Hilfe braucht, aber wir haben ja Platz im Auto.

Leider habe ich ihren Namen vergessen, aber die nette Dame plaudert plötzlich nur so drauf los und fragt uns aus. Sie scheint bester Reiselaune zu sein und leistet uns wirklich nette Gesellschaft. In Tsumeb halten wir und verabschieden uns. Diesmal sind es nicht wir, die ein Erinnerungsselfie machen wollen, sondern sie mit ihrem Handy. Wir schenken ihr noch eine Banane und sie stapft strammen Schrittes davon - in die entgegengesetzte Richtung des Schildes „Hospital“…..

Bei einem Tankstopp in Otavi müssen wir herzlich lachen als uns einige Gemischtwarenhändler auffallen. Ihr Angebot umfasst neben Makalani Nüsschen noch Zugluftstopper für die Türen, Spatzenschleudern als Affenabwehr, Gürtel und riesige Schneebesen!

Bald erreichen wir Otjiwarongo und unser Navi führt uns zunächst zu einem B&B, das auch Out of Africa heißt. Um die Ecke finden wir aber unsere Lodge bzw. wäre hier eher der Begriff Hotel angebracht. Es gibt einen bewachten Hof zum Parken und alles sieht ordentlich und modern aus. Wir werden freundlich auf Afrikaans empfangen und bringen bloß die Koffer in das großzügige Zimmer, das anscheinend vor Kurzem renoviert wurde. Vor allem das Bad sieht sehr neu und komfortabel aus.



Keine Zeit zum Auspacken, wir haben noch was vor: Kameldorngarten! Diesen kennen wir nur von 2014 und erinnern uns noch an den leckeren Hubertus Salat. Also nichts wie hin, denn nach dem kargen Frühstückspaket von Namutoni wird es höchste Zeit für einen leichten Lunch. Damals war der Kameldorngarten noch unter einer anderen Adresse zu finden, aber dank Navi sind wir flott da. Den leckeren Salat mit frischem Obst und Game gibt es noch immer auf der Karte und dazu genehmigen wir uns selbstverständlich Malawi Shandys.



Zurück im Out of Africa verbringen wir den Mittag und Nachmittag mit Umpacken, Frischmachen, im Innenhof Relaxen und WLANen. Wir können kaum fassen, dass die drei Wochen nun schon wieder vorbei sind.

Das Abendessen wurde bei der Buchung mitbezahlt, also dürfen wir uns aus der Karte ein Drei-Gänge-Menu aussuchen. Wir wählen beide Butternusssuppe, Fisch und Malva Pudding. Die Speisen sind wunderbar angerichtet, super lecker und der Malva Pudding ist noch einen Tick leckerer als der, den ich immer mache.

 


Gefahrene Kilometer: 320
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Endgültig Abschied nehmen

Unser letzter Morgen, der sich aber gar nicht so richtig namibisch mehr anfühlt, wenn man in der Stadt aufwacht. Allerdings erwartet uns ein reichlich gedecktes Frühstücksbuffet, das wir in dieser Hülle und Fülle hier noch niemals gesehen haben. Es ist schon fast ein bisschen zu viel des Guten und wir fragen uns wirklich, wer das alles essen soll.


Papp satt brechen wir auf Richtung Okahandja. Kurz vorher fahren wir am Eingangstor von Omatozu vorbei und freuen uns damit schon sehr auf nächstes Jahr, denn das wird wieder unser Abschluss. In Okahandja wandert eine ordentliche Portion Biltong ins Gepäck und draußen spricht uns ein Mann an, ob wir denn nicht den Holzmarkt besuchen wollen. Ich erkläre ihm, dass es nicht so schön ist, wenn jeder an einem herumzerrt und man sich gezwungen fühlt, etwas zu kaufen. Er bietet uns an, uns zu begleiten, da geht mir auch schon ein Licht auf: er besitzt dort selbst einen Stand. Wir lehnen dankend ab und setzen unseren Weg nach Windhoek fort.

Dank maps.me finden wir problemlos das Stellenbosch, wo wir uns mit der lieben Gabi von Namibia Individual Travel verabredet haben, die immer so zuverlässig und flott unsere Unterkünfte bucht. Endlich klappt das mit dem Treffen mal! Wir haben eine schöne Zeit mit netten Unterhaltungen bei einem kleinen Mittagessen und freuen uns, dass die Sympathie genauso groß ist, wie wir sie aus Gabis E-Mails kennen.

Da unser Flieger erst am Abend geht und wir das Auto bis 19 Uhr abgeben müssen, bleibt uns also noch etwas Zeit, die wir uns vertreiben können. Wir steuern das Craft Center an und schlendern durch die Gänge. Tatsächlich finde ich noch etwas, was ich noch nicht habe: einen Schlüsselanhänger mit mini Fellies (Kuduschuhen).

Da wir noch nicht genug vom Stöbern haben, steuern wir selbstverständlich auch noch Trophäendienste an, einige Kilometer hinter Windhoek mit den bunten Tieren an der Einfahrt. Diesmal riecht es im Hinterhof auch nicht nach Verwesung und wir schauen uns drinnen um. Petra hatte sich letztes Jahr ein wunderschönes Gnu aus Holz hier gekauft und nach so einem suche ich nun auch. Leider sagen mir die Schnitzereien nicht zu, bis auf eine. Ich erkenne kein Preisschild, aber da der Elefant daneben ein Preisschild jenseits von Gut und Böse umhängen hat, schlage ich es mir aus dem Kopf.

Immerhin ein paar neue Aufkleber müssen mit und ich wage es trotzdem, die nette Dame (die Deutsch spricht) nach dem Preis des Gnus zu fragen. Sie holt es runter und als ich das Preisschild entdecke, entfährt es mir sofort: „Will ich haben!!!!“. Nun gut, zumindest der Preis ist halbwegs erschwinglich, aber die viel größere Frage ist nun, wie wir dieses riesen Teil heil heim bekommen…. Wir holen den kleinen Handgepäcktrolley aus dem Auto und überlegen hin und her. Das müsste eigentlich passen. Die Dame verklickert ihrem Schwiegersohn auf afrikaans, das gute Teil bestens einzupacken und ich verschenke noch die Kekse, die jetzt keinen Platz mehr haben, an seine Tochter. Jetzt sind wirklich alle glücklich!

Und das ist das Schmuckstück, das keinen Millimeter größer hätte sein dürfen und geradeso ins Handgepäck passte:


Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir schauen uns noch Ondekaremba an, wo wir vielleicht nächstes Jahr die letzte Nacht verbringen wollen vor Abflug, da wir einen Tagflug zurück haben werden. Überaus freundlich und herzlich werden wir begrüßt und fragen vorsichtig, ob wir hier unseren letzten Sundowner haben können. Selbstverständlich, also gibt es noch einen Gin Tonic und ein paar Warzenschweine schauen sogar noch vorbei.


So schnell am Flughafen die Autoübergabe von statten geht, so lange müssen wir beim Schalter warten. Danach bleibt ansonsten nicht mehr viel Zeit und wir gehen direkt durch die Passkontrolle zum Boarding. Puh, mehr los hier als sonst, die Maschine dürfte voll werden. Wird sie auch. Allerdings haben wir das außerordentliche Glück, dass das Pärchen vor uns zu anderen Sitzen begleitet wird und wir haben jetzt jeder eine 2er Reihe am Fenster. So kann man es gut aushalten.

Insgesamt gefahrene Kilometer: 3.787 km

Zurück auf deutschem Boden folgen wir den Menschenmassen bis zu den Gepäckbändern. Als wir dort warten, schalte ich mein Handy ein und die erste Meldung, die ich bekomme, handelt vom Tod Voortrekkers. Ich starre aufs Display und mir schießen sofort Tränen in die Augen. Ich schaue Petra an und kann erstmal nicht mehr sagen als dass Voortrekker erschossen wurde. Auch sie trifft diese Meldung sehr, aber für mich bleibt in diesem Moment kurz alles um mich herum stehen. Ich kann mich bis zuhause und auch den restlichen Tag kaum beruhigen und fühle großen Schmerz und Trauer, vor allem wegen der Hintergründe dieses Vorfalls. Durch diese Meldung rücken für mich zunächst die tollen Erlebnisse der letzten drei Wochen und die wunderschöne Zeit in Namibia erstmal gehörig in den Schatten.