Dienstag, 8. November 2016

Fleisch aus dem Busch

Ich möchte heute einmal auf ein ganz anderes Thema eingehen. Auch als sehr großer Tierliebhaber verzichte ich - vor allem in Namibia - nicht auf Fleisch (in Deutschland eher in Maßen). Wer einmal gut zubereitetes Fleisch aus dem afrikanischen Busch probiert hat, weiß wovon ich nun schreibe.


Wichtigster Punkt für mich: Mehr Bio geht absolut nicht. Die Tiere leben ihr artgerechtes Leben im Busch und haben neben dem Mensch auch natürliche Feinde, müssen also stets auf der Hut sein. Im Fleisch befindet sich kaum ein Gramm Fett und die Tiere werden nicht gemästet. Massentierhaltung wäre in Namibia viel zu teuer, daher leben auch beispielweise die Rinder ihre drei bis vier Jahre im Busch.
Die unterschiedlichen Huftiere fressen auch nicht alle das Gleiche. Kudus beispielsweise fressen Kräuter, Oryx Antilopen Gras, und diesen Unterschied kann man auch im Geschmack ausmachen. Wir haben auf unseren Reisen bisher Oryx, Eland, Kudu, Springbock, Strauß, Zebra und Steinböckchen probiert. Beim Steinböckchen hatte ich zuerst einen kleinen Gewissenskonflikt, da diese kleine Antilopenart ihr Leben lang monogam lebt und wenn der Partner stirbt, der andere für den Rest seines Lebens alleine bleibt. Unsere Freundin Heike erklärte aber, dass das einsame Böckchen von der Jagdgesellschaft erlegt wurde, die ein paar Wochen vor uns bei ihr waren und es sei schon recht alt gewesen.


Fleisch gilt in Namibia als Hauptnahrungsmittel und ist im Vergleich zu anderen Lebensmitteln günstig. Farmbetreiber sind dazu verpflichtet, ihren Angestellten zusätzlich zum Lohn auch Fleisch zur Verfügung zu stellen. Kann diese Verpflichtung nicht eingehalten werden, so muss der Fleischwert ausbezahlt werden.


Ich bin absolut kein Befürworter von Trophäenjagd. Bei der Jagd auf Antilopen ist es allerdings so, dass das Fleisch komplett verwertet wird und die Trophäenjäger noch Geld ins Land bringen. Ich persönlich werde zwar nie verstehen, wie sich jemand darüber freuen kann, ein Tier seiner Trophäe wegen erlegt zu haben und sich damit zu profilieren. Das ist aber wiederum ein ganz anderes Thema und die Jagd auf gefährdete Arten oder Tiere dessen Fleisch nicht verzehrt wird, lehne ich komplett ab. Auch ich habe zu Hause zwar eine Art Trophäe liegen, diese war aber ein Überbleibsel eines alten Trophäenkudubullen, von dem der Jäger nur das Gehörn wollte. Dieses Tier ist also nicht für mich gestorben, da ist es mir wichtig, einen Unterschied auszumachen.
Felle und Hörner sind in Namibia beim Fleischkonsum "Abfall", daher werden sie meist weiterverarbeitet zu Souvenirs. Ausschlaggebend ist aber, dass die Tiere nicht in erster Linie aus diesen Gründen getötet werden, sondern um Menschen zu ernähren. In einem Land, das so trocken ist, kann man nicht allzu viele Gemüsesorten anbauen und im herkömmlichen Supermarkt hat das Gemüse oft mindere Qualität, ist extrem teuer oder kann gar nicht erst angeboten werden, weil nichts da ist. Daher kann man das alles mit Deutschland absolut nicht vergleichen, wo man einmal in den Supermarkt geht und direkt alles hat was man braucht. Und wenn es ums Fleisch geht, kann man fast nie zu 100% nachvollziehen, woher es überhaupt stammt.


In den letzten Jahren fällt leider viel zu wenig Regen und es wird immer trockener. Dieser traurige Zustand hat natürlich immense Auswirkungen und diese sind auch am Fleisch der Tiere erkennbar. Unsere Freundin Jutta wollte vor Kurzem Markklößchen vom Eland selbst herstellen. Dies war allerdings nicht möglich, da das Knochenmark durch die Trockenheit mehr an Gelatine erinnerte.
Ich finde allgemein die Anpassung der Tiere auf Umwelteinflüsse extrem spannend. Dazu vielleicht in einem anderen Blogthema mehr.


Hier brechen Enginie und Immanuel gerade einen von Jutta erlegten Springbock auf. Bei der Jagd ist es Jutta wichtig, dass das Tier nicht leiden muss, daher setzt sie immer zum direkten Kopfschuss an. Die eigentliche "Trophäe" wird damit zerstört, weswegen Trophäenjäger zum Blattschuss (genauer Kammerschuss) ansetzen, heißt, knapp hinter dem Schulterblatt. Dieser Schuss zerstört innere Organe und Blutgefäße und lässt die Lunge kollabieren. Es kann noch kurze Zeit dauern, bis das Tier daran stirbt und in der Zeit kann es noch über eine gewisse Distanz flüchten. Aber auch nur, wenn der Schuss korrekt abgefeuert wurde, ansonsten quält sich das Tier ungemein.
Daher stehe ich voll hinter Juttas Methode.


 

Montag, 15. August 2016

Der Erdwolf

ErdWOLF? Ein Wolf in Afrika?!



Der Name ist wahrscheinlich für viele ein klein wenig irreführend, hat dieses possierliche Tierchen doch rein gar nichts mit unserem Europäischen Meister Isegrim gemeinsam.

Bei uns heißt es mittlerweile "und jährlich grüßt der Erdwolf", aber leider ohne jegliche Fotobeweise, außer ein paar Ohren und Fell im Gras, aber nur mit viel Fantasie.




Daher darf ich freundlicherweise die Bilder von Konni aus dem Namibiaforum verwenden, die 2015 auf der Tokolodge bei Kamanjab entstanden sind, also quasi in der Nachbarschaft von Robyn.

Drei Namibiaurlaube - vier Erdwolfsichtungen, wer kann das schon von sich behaupten! Eine solche Sichtung ist äußerst selten, denn diese Tiere sind nacht- und dämmerungsaktiv.
Unsere erste Sichtung war nach Sundowner auf der Frans Indongo Lodge im hohen Gras (Foto oben). Da wir zu dieser Zeit noch Namibia-Neulinge waren, war es für uns ein "hyänenartiges Tier". Den Guide verstanden wir leider nicht, als er versuchte zu erklären, dass es sich um einen "Aardwolf" handelte. Später im Reiseführer kam dann die Erleuchtung.
Die zweite Sichtung war das Jahr darauf auf dem Rückweg von den Cheetahs auf Robyn. Im Scheinwerferlicht huschte auf einmal eine dunkle Gestalt über die Pad. Es schoss aus mir heraus "Erdwolf!!! Nein wie geil ist das denn?!". Natürlich hatten wir hier die Kamera nicht im Anschlag - und weg war er.
Bei der dritten Sichtung war es ähnlich. Petra und ich fuhren dieses Jahr alleine zu den Cheetahs und auf dem Rückweg hinterm Scheichzaun leuchtete auf einmal ein Augenpaar. Petra hielt es für einen Schakal, aber ich entdeckte sofort die typischen Ohren und wieder "Erdwolf!!! Doch, zu 100%!!!". Leider bremste Petra zu spät und als wir zurück fuhren, sahen wir ihn nur noch weg huschen.
Naja und die vierte Sichtung war zwischen Kamanjab und Outjo auf der Teerpad - tot. Man erkannte ihn nur noch an dem gestreiften Fell.


So, neugierig? Hier kommt die Auflösung:

Der Erdwolf gehört zu der Überfamilie der Katzenartigen und der Familie der Hyänen. Er bildet die kleinste Hyänenart.

Anders als seine Verwandten ernährt er sich hauptsächlich von Termiten. Er bevorzugt eine Termitenart, die von den meisten anderen insektenfressenden Säugetieren verschmäht wird, da sie Gifte absondern, denen Erdwölfe gegenüber tolerant sind. Diese sind ebenfalls nachtaktiv und kommen zur Futtersuche an die Oberfläche. Bis zu 300.000 Termiten, also in etwa zwei Kilo verspeist ein Erdwolf in der Nacht. Praktisch hierbei, sie müssen so gut wie nie trinken - außer im Afrikanischen Winter, wenn es wenig Termiten gibt und sie auf andere Insekten zurückgreifen.

Die beiden größten Merkmale sind die großen nach oben spitzen Ohren und das gestreifte Fell. Im Revier leben sie als Paar, allerdings kommen sie nur wirklich zur Paarungszeit zusammen und was noch interessant ist: die Jungen werden oft nicht vom eigentlichen Partner gezeugt.

Als kleinste Hyänenart erreichen sie eine Kopfrumpflänge von 55 bis 80 Zentimetern, plus der buschige Schwanz mit zusätzlich 20 bis 30 Zentimetern. Ihr Gewicht variiert zwischen 8 und 12 Kilogramm. Wie bei allen Hyänen ist der nach hinten abfallende Körperbau charakteristisch, allerdings erreichen sie lediglich eine Schulterhöhe von 45 bis 50 cm.

Erdwölfe bewohnen Bauten, die oft von Springhasen, Erdferkeln oder Stachelschweinen gegraben wurden, die sie dann noch erweitern.
Ein Bau bildet eine Art "Einbahnstraße", besitzt also nur einen Ein- und Ausgang und endet nach vier bis fünf Metern in einer Kammer. So ein Bau wird allerdings nur sechs bis acht Wochen verwendet.


Ebenfalls anders als ihre Verwandten, geben Erdwölfe keine Laute von sich oder nur ganz selten.
Letztlich interessant zu erwähnen ist, dass sie im Winter, wenn sich die Termiten meist in ihre Nester zurückziehen, von Erdferkeln profitieren. Diese haben die körperlichen Voraussetzungen, Termitenhügel aufzubrechen und sobald sie satt weiterziehen, können sich die Erdwölfe bedienen.
Daher ist es gar nicht so unüblich, dass Erdwölfe den Erdferkeln oft auf nur 50 Metern oder weniger folgen.


So viel zur Theorie, es folgen wunderschöne Bilder im Abendlicht kurz nach Sundowner:


 

 

Montag, 29. Februar 2016

Die Tüpfelhyäne

Bei kaum einem anderen Raubtier spalten sich die Meinungen so sehr wie bei Hyänen. Von Farmern verflucht, von einigen Stämmen Afrikas als heilig verehrt und von Touristen oft geliebt.

Spätestens seit „Der König der Löwen“ haben Hyänen ihren Ruf als sabbernde, dreckige dumme Aasfresser weg. Dabei steckt hinter der – von vielen als hässlich empfundenen – Fassade so viel mehr.
Hyänen leben in großen Familienbänden (Clans), in denen die Weibchen das Sagen haben. Die Männchen bilden die Unterschicht und sind niemals mit den Weibchen verwandt, sondern zugewandert.
In der Rangordnung der Weibchen ist der Rang erblich, das heißt die weiblichen Nachkommen der Clanführerin werden mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls mal eine solche Position einnehmen.
Das typische Lachen oder Kichern der Tüpfelhyänen tritt auf, wenn ein Tier einen niedrigeren Rang akzeptiert. Ansonsten ist der am häufigsten zu hörende Ton ein langgezogenes „whuuuup“, welches Kilometerweit zu hören ist.

Tüpfelhyänen erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 80 cm und besitzen einen relativ kurzen Schwanz. Ihre Vorderbeine sind weitaus länger und kräftiger als die Hinterbeine, weswegen sie einen abfallenden Rücken besitzen und dadurch ihr typischer Gang entsteht.
Weibchen sind etwas größer, dennoch ist es schwierig, Männchen und Weibchen zu unterscheiden, da die Weibchen eine einmalige sogenannte Maskulinisierung („Vermännlichung“) aufweisen. Die ist einzigartig unter den Säugetieren, weswegen noch keine genauen Gründe hierfür erforscht werden konnten. Ihre starke Beißkraft ermöglicht es ihnen, Knochen von über 7 cm Durchmesser zu durchteilen.


Da wären wir bei dem Aspekt, den auch ich an Hyänen nicht besonders mag. Sie töten nicht, sondern fressen direkt los, egal ob das Beutetier noch lebt. Manchmal beißen sie sich auch einfach ein großes Stück Fleisch heraus und das Tier verendet später, weil es verblutet. Daher kann ich die Nutztier-Farmer sehr gut verstehen.

In Gegenden wie beispielsweise Etosha sind sie dagegen sehr nützliche Individuen der Nahrungskette. Zwar besteht ihre Ernährung hauptsächlich aus der aktiven Jagd, jedoch fressen sie auch Aas und halten dadurch den „Circle of Life“ im Gleichgewicht.
Andererseits haben Geparde oder Leoparden meist das Nachsehen, wenn es zu Beutestreitigkeiten zwischen ihnen und Hyänen kommt. Beim Aufeinandertreffen mit Löwen kommt es drauf an, wie groß das jeweilige Rudel ist.


Wir hatten im Juni 2015 in der Etosha eine unvergessliche Begegnung mit einer jungen Tüpfelhyäne, die wir Uschi tauften. Schon vorher freuten wir uns am Moringa-Wasserloch im Halali Camp über unsere erste Hyänensichtung, aber als wir „Uschi“ begegneten, hatten wir endgültig ein Herz für Hyänen.